Was für einen Unterschied ein Jahr machen kann. Als Yamaha im Januar 2016 Team und Motorrad für die neue Saison präsentierte, näherte sich die Stimmung dem Gefrierpunkt. Unüberwindbar waren die Gräben geworden, die zwischen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo im dramatischen Titelkampf der Vorsaison aufgerissen wurden. Ganz anders die Atmosphäre nun am Donnerstag in Madrid, wo Yamaha das neue Design für 2017 zeigte, wenn auch an alten Motorrädern.

Rossi und Lorenzo-Nachfolger Maverick Vinales verstehen sich ausgezeichnet, wie auch schon die gemeinsame Party zum 22. Geburtstag Vinales' erahnen ließ. Keine Spur von Stallkrieg, nur Lob und nette Worte füreinander. "Maverick hat mich vom ersten Tag an extrem beeindruckt. Er war sofort richtig stark und er zählt für mich auf jeden Fall zu den Titelanwärtern 2017", streute er seinem neuen Stallgefährten Rosen.

Replay: Yamaha stellt sein MotoGP-Team 2017 vor (01:06:43)

Vinales fordert sein Idol heraus

Für Vinales, fast 16 Jahre jünger als Rossi, wirkt es beinahe befremdlich an der Seite des Doktors um Siege für Yamaha zu kämpfen: "Valentino ist eines meiner Idole. Als ich klein war, hat er alles gewonnen und ich habe es sehr genossen, ihn fahren zu sehen. Es ist schon komisch, jetzt mit ihm in einem Team zu sein." Gerade die Mischung aus Jung und Alt könnte für Yamaha aber von großem Vorteil sein, glaubt Routinier Rossi, der im Februar 38 wird. "Ich glaube, dass Maverick und ich als Team sehr gut funktionieren werden. Yamaha hat mit uns auf der einen Seite einen frischen, verrückten und jungen Fahrer und auf der anderen Seite mich, mit extrem viel Erfahrung", überlegt Rossi.

Vinales kam auf der Yamaha sofort hervorragend zurecht, Foto: Milagro
Vinales kam auf der Yamaha sofort hervorragend zurecht, Foto: Milagro

Eine Einschätzung, die Yamahas-Motorsportchef Lin Jarvis zu 100 Prozent teilt: "Meiner Meinung nach haben wir in diesem Jahr eine herausragende Fahrerpaarung. Mit der gehen wir voll auf den Sieg los. Wir wollen alle drei Weltmeistertitel holen." Vinales macht keinen Hehl daraus, dass das der Grund für seinen Wechsel zu Yamaha war. "Ich habe diesen Schritt hierher nicht gemacht, um nur groß zu reden", verspricht der Spanier, der nach den Valencia-Testfahrten auch beim Yamaha-Privattest in Sepang schneller war als Rossi. "Ich will unbedingt gewinnen und ich werde mein Bestes geben, um den Titel zu holen."

Rossi und die Mission Nummer zehn

Ein Ziel, das freilich auch Rossi verfolgt. Für ihn wäre es endlich der erlösende zehnte Weltmeistertitel. "Wenn mir das in dieser Phase meiner Karriere noch gelingen würde, wäre das wie ein Traum", gibt er offen zu. "Das würde mir unglaublich viel bedeuten, aber es wird sehr schwer. Mehr kann ich im Moment nicht sagen, wir müssen zuerst sehen wie das Potential unseres Bikes und das der anderen Maschinen ist." Doch selbst wenn die Yamaha wieder zum Weltmeistermacher wird, kann es nur einen Sieger geben. Rossi oder Vinales!