In Valencia geht eine Langzeitbeziehung zu Ende. Am Sonntag wird Jorge Lorenzo sein 156. und vorerst letztes MotoGP-Rennen für Yamaha bestreiten. Nach neun Jahren endet dann eine Partnerschaft, die beiden Beteiligten 43 Siege und insgesamt drei WM-Titel einbrachte. Ein Rückblick auf eine erfolgreiche Ära in Blau:

Lorenzos Siege

Ganze 43 Mal gewann Jorge Lorenzo bislang für Yamaha. Am 13. April 2008 triumphierte er in Estoril zum ersten Mal, am 22. Mai 2016 folgte in Mugello der bislang letzte Streich. Dazwischen lagen unzählige Erfolgsläufe. So gewann Lorenzo im Vorjahr zum ersten Mal vier Rennen in Folge. 2010 legte er einen der besten Saisonstarts hin, als er in den ersten zehn Rennen des Jahres immer auf den ersten beiden Plätzen landete. In der gleichen Saison stellte er mit 383 Punkten den bis heute gültigen Rekord auf. Dem damaligen Triumph folgten weitere Titelgewinne 2012 und 2015.

Wilco Zeelenberg, seit 2010 Lorenzos engster Vertrauter bei Yamaha, bezeichnet den Gewinn der WM im Vorjahr bis heute als den beeindruckendsten Erfolg seines Schützlings. "Valencia 2015 war sein bestes Rennen", erklärte Zeelenberg im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Der Druck war enorm, denn er hatte im letzten Rennen der Saison schon eine Hand am Titel. Er hat mit unfassbaren Rundenzeiten und toller Konstanz auf diesen Druck reagiert und dadurch Marc und Dani auf Distanz gehalten."

Lorenzos Niederlagen

Bei allen Erfolgen musste Lorenzo aber auch bittere Niederlagen einstecken. Die größte fügte ihm Marc Marquez 2013 zu. Mit zwei Siegen in Folge im Rücken kam Lorenzo damals zum Saisonfinale nach Valencia. Er siegte in eindrucksvoller Manier, doch da Marquez das Podest erklomm, musste Lorenzo ihm zum Titel gratulieren. Vier mickrige Pünktchen hatten am Ende den Ausschlag gegeben - in einer Saison, in der Lorenzo verletzungsbedingt ein Rennen verpasst hatte.

"Er war damals der schnellste Mann des Jahres", ist sich Zeelenberg heute sicher. "Aber er hat sich zweimal das Schlüsselbein gebrochen. In Assen konnte ich ihn noch zu einem Start nach der Operation überreden, am Sachsenring hörte er dann aber nicht mehr auf meinen Ratschlag, auch dort direkt nach der OP zu starten. Am Ende kosteten ihn genau diese Punkte, die er dort nicht geholt hat, die WM. Wenn er etwas aus seinen neun Jahren bei Yamaha bereut, dann sicher, dass er 2013 nicht am Sachsenring gestartet ist."

Lorenzos Verletzungen

Immer wieder wurde Lorenzo ausgebremst. In seinen neun Jahren bei Yamaha musste er insgesamt drei Verletzungspausen einlegen. Die erste folgte auf eine ganze Serie von Stürzen in seiner Rookie-Saison. Binnen sechs Wochen crashte er fünf Mal schwer und müsste am erst siebenten MotoGP-Wochenende seiner Karriere wegen mehrerer Verletzungen, die sich angesammelt hatten, zum ersten Mal aussetzen. Es sollte sechs weitere Rennwochenenden dauern, ehe es Lorenzo wieder zurück auf das Podest schaffte.

Assen 2013 war Lorenzos kämpferischstes Rennen, Foto: Milagro
Assen 2013 war Lorenzos kämpferischstes Rennen, Foto: Milagro

2011 katapultierte Lorenzo eine Verletzung sogar aus dem Titelrennen. Mit 40 Punkten Rückstand auf Casey Stoner kam er zum drittletzten Saisonevent auf Phillip Island. Im Warmup stürzte er und verletzte sich dabei die Kuppe des linken Ringfingers so schwer, dass diese amputiert werden musste. Während Lorenzo auf dem OP-Tisch lag, krönte sich Stoner zum Weltmeister und Lorenzo verzichtete für den Rest des Jahres auf ein Comeback.

Die mental schwerwiegendste Verletzung zog sich Lorenzo aber 2013 zu. Im Training warf in seine Yamaha auf nasser Strecke per Highsider ab und Lorenzo brach sich ein Schlüsselbein. Er flog zur Operation nach Barcelona, stand am Sonntag wieder im Grid und biss sich zu Platz fünf durch. Zwei Wochen später brach er sich bei einem neuerlichen Highsider auf dem Sachsenring das geschiente Schlüsselbein erneut, verzichtete diesmal aber auf ein weiteres Antreten.

Zeelenberg ist sicher, dass damals ein Schalter in Lorenzos Kopf umgelegt wurde: "Die Schlüsselbeinverletzung hatte auf seinen Fahrstil die wohl größte Auswirkung. Bei schwierigen und wechselhaften Bedingungen war er danach nie wieder der Alte. Reine Regenrennen - kein Problem. Aber sobald es wechselt, hatte er ab diesem Zeitpunkt immer Probleme."

Lorenzos Status für Yamaha

Seinen Platz in der Ehrengalerie der Yamaha-Legenden hat Lorenzo sicher. Nur Valentino Rossi und Phil Read holten für die japanische Marke mehr Titel, nur der langjährige Teamkollege und oft erbitterte Erzrivale Rossi fuhr für Yamaha mehr Siege und Podestplätze ein als Lorenzo. Mit drei Weltmeisterschaften holte Lorenzo gleich viele WM-Titel für seinen Arbeitgeber wie die US-amerikanischen Legenden Wayne Rainey, Eddie Lawson und Kenny Roberts.

Titel für YamahaSiege für YamahaPodien für Yamaha
5 - Phil Read55 - Valentino Rossi131 - Valentino Rossi
4 - Valentino Rossi43 - Jorge Lorenzo106 - Jorge Lorenzo
3 - Jorge Lorenzo39 - Phil Read 76 - Phil Read
3 - Wayne Rainey26 - Eddie Lawson65 - Wayne Rainey
3 - Eddie Lawson24 - Wayne Rainey62 - Eddie Lawson
3 - Kenny Roberts24 - Kenny Roberts44 - Kenny Roberts