"Vor dem Rennwochenende habe ich noch in einem Interview gesagt, dass ich hier gewinnen kann. Da hat mir aber wohl niemand geglaubt", sagte Cal Crutchlow kurz nach dem zweiten Sieg seiner Karriere. Zwei Monate nach seinem Premierenerfolg in Brünn durfte der 30-jährige Brite auf Phillip Island erneut einen Siegerpokal in Empfang nehmen.

Ein souveräner Erfolg, bei dem er am Ende über vier Sekunden Vorsprung auf Valentino Rossi ins Ziel brachte. Wobei ihm ein Sturz von Marc Marquez in die Karten spielte, denn zum Zeitpunkt dieses Unfalls lag Crutchlow bereits zweieinhalb Sekunden hinter dem Weltmeister. Doch in Kurve 4 ging Marquez zu Boden und der spätere Sieger erbte die Führung.

"Er stürzte ja schon in der neunten Runde oder so. Ich dachte mir: verdammt! Ich habe diese Stelle danach besonders sachte angebremst. Oft ist es schwieriger, alleine vorne wegzufahren, als jemanden zu jagen", gestand Crutchlow nach dem Rennen.

Souveräner Sieg vor Rossi

Doch sein Vorsprung auf die Verfolger wuchs rasch an. Dennoch begann sich ein ungutes Gefühl in Crutchlows Magengrube breit zu machen: "Wenn man am Pitboard sieht, dass der Abstand nach hinten immer größer wird, weiß man oft gar nicht so recht was man tun sollen. Weiter so pushe wie bisher oder etwas dosieren und dadurch Fehler riskieren?"

Doch Crutchlow behielt die Nerven und schenkte seinem Teamchef Lucio Cecchinello den zweiten Saisonsieg. Damit stellte er einmal mehr unter Beweis, dass er einer jener Fahrer ist, die sich unter schwierigen Bedingungen am schnellsten anpassen können. Denn auf Phillip Island hatte die MotoGP chaotische Tage hinter sich. Keine einzige Trainingseinheit konnte auf trockener Strecke stattfinden, erst im Warmup konnten die Fahrer zum ersten Mal ihr Trockensetup auf Slicks austesten.

Stark auf Phillip Island

Crutchlow erledigte diesen Job am besten und schnappte sich mit 1:29,494 sogar die schnellste Rennrunde. Die Konkurrenz war von seiner starken Leistung nicht überrascht. "Ich hatte ihn hier stark erwartet", sagte der Zweitplatzierte Valentino Rossi. "Er ist hier immer stark und zeigt schon die gesamte zweite Saisonhälfte eine klasse Performance."

Tatsächlich zählt Phillip Island zu den stärksten Strecken Crutchlows. Vor seinem Sieg holte er hier bereits einen dritten, einen vierten und einen siebenten Platz. 2014 fiel er in der letzten Runde auf Rang zwei liegend aus. In der WM-Wertung verbesserte sich Crutchlow nun auf den sechsten Platz und überholte Andrea Dovizioso. Schafft er es auch in Sepang auf das Podest und kann Dani Pedrosa in Malaysia erneut nicht starten, würde er sogar die Top-5 der Gesamtwertung erklimmen.