Wohl kaum jemand hätte geglaubt, Nicky Hayden je wieder auf einer Repsol Honda Rennen fahren zu sehen. Am allerwenigsten vielleicht sogar er selbst, denn nach einem Ersatzauftritt für Jack Miller bei Marc VDS in Aragon gab er gegenüber seinem Crewchief in der Superbike-WM ein Versprechen ab, nicht mehr MotoGP zu fahren.

"Ich hatte nach Aragon einen wirklich schlechten Freitag mit dem Superbike in Magny-Cours", erklärt Hayden, der den ersten Trainingstag in Frankreich damals nur als 13. beendete. "Mir ist es einfach schwer gefallen, mich wieder anzupassen. Mein Crewchief hat daraufhin gesagt, ich soll nie mehr MotoGP, 8 Stunden von Suzuka oder sonst irgendwas fahren. Und ich habe ihm vollkommen zugestimmt und gesagt, dass ich jetzt meinen Fokus auf die WSBK legen werde."

Doch dann kam der Anruf von Repsol Honda. "Mein erster Gedanke war, was für eine großartige Chance es wäre, zehn Jahre nach meinem Titelgewinn wieder auf diesem Bike zu sitzen. Deshalb habe ich sofort zugesagt", verrät Hayden. Und was wurde aus dem Versprechen an seinen Crewchief? "Die Sache mit der MotoGP gilt jetzt erst ab nächster Saison", lacht Hayden. "Was soll ich machen? Ich liebe es, Motorradrennen zu fahren und bin in solchen Situationen ein echter Softie. Ich kann da nicht nein sagen."

Miller und Crutchlow müssen passen

Die Bestellung Haydens kam für das gesamte MotoGP-Paddock überraschend. Viele hatten mit einer Beförderung von Cal Crutchlow aus dem LCR-Rennstall ins Werksteam gerechnet. Diese scheiterte aber daran, dass Crutchlow von Monster Energy gesponsert wird, Repsol Honda aber Red-Bull-Werbung auf dem Motorrad hat. "Ich habe deshalb gar nicht damit gerechnet, dass ich Ersatz bin", so Crutchlow. Für ihn wäre aber dennoch nicht Hayden erste Wahl gewesen: "Jack bei seinem Heimrennen ins Werksteam zu holen wäre für mich logischer."

Miller bekommt in Australien keine Beförderung, Foto: MarcVDS
Miller bekommt in Australien keine Beförderung, Foto: MarcVDS

Die Wahl fiel aber auf Hayden, der am Donnerstag beim Betreten der Honda-Box bereits den ersten Gänsehautmoment erlebte: "Als ich meine Nummer auf dem Bike gesehen habe, bin ich gleich ganz emotional geworden." Um Dani Pedrosas Maschine für Hayden fahrbar zu machen, sind aber natürlich deutlich mehr Veränderungen am Motorrad nötig, als nur das Aufkleben einer neuen Startnummer. "Unsere Körpergröße ist doch etwas unterschiedlich, wie man vielleicht erkennen kann", lacht Hayden. "Daher habe ich eine ganz andere Position auf dem Bike, wir müssen also den Lenker und auch den Tank etwas anpassen. Die Dämpfung muss härter sein, weil ich auch viel schwerer bin. Ansonsten beginnen wir aber mit Danis Standardgeometrie."