Schade, dass vielleicht nicht alle MotoGP-Fans das Rennen in Motegi gesehen haben. Denn eigentlich sollte ja die Titelvergabe in der Königsklasse der Höhepunkt einer jeden Saison sein. Die Uhrzeit und die TV-Situation in Deutschland verhinderten dies aber.

Viele von denen, die es gesehen haben, sprechen von einem langweiligen Rennen. Naja, es gab nicht ganz so viele Überholmanöver wie gewünscht. Aber trotzdem war es hochinteressant! Und ein Spiegelbild der gesamten Saison 2016 und somit ein Beleg dafür, dass Marc Marquez völlig verdient zu seinem fünften Titel binnen sieben Jahren gefahren ist.

Marquez schon jetzt einer der Besten aller Zeiten

Derjenige, der am wenigsten Fehler macht, wird am Ende Weltmeister. Ganz genau so ist es dieses Jahr gekommen. Und zwar auf beeindruckende Weise, denn Marquez ist zwar erst 23 Jahre alt, hat aber seiner Lernkurve noch einmal etwas hinzugefügt, was ihn wohl langfristig zu einem der Besten aller Zeiten machen wird.

Halt! Das ist er mit fünf Titeln ja wohl schon. Bleibt die Frage, wo seine Reise noch hin geht. Rossi ist 37 Jahre. Nicht auszudenken, was statistisch unter dem Strich stehen sollte, wenn Marc Marquez genauso lange fährt. So holt er seinen bis dato wichtigsten und schwierigsten Titel mit bisher fünf Siegen. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass noch welche dazu kommen. Befreit und mit dem Titel gekrönt, kann er jetzt in Australien, Malaysia und Spanien einfach auf die Strecke gehen und Spaß haben.

Und Spaß hat er am Rennfahren. Das wurde in der gesamten Saison schon mehr als deutlich. Und am Sonntag vor allen Dingen in einer Szene nach dem Rennen. Als ihn nämlich unter anderem sein Bruder Alex mit dem frischen Weltmeister-Shirt auf der Ehrenrunde abfing und ihm offensichtlich erklärte, dass er Weltmeister ist. In dem Moment brach wieder das Kind im Manne aus ihm raus.

Der jugendliche Elan, den er auch täglich im Training an den Tag legt um ständig dazu zu lernen. Was ja anscheinend bei Marc Marquez ein nie enden wollender Prozess ist. Das Feuer in den Augen und die kindliche Freude in dem Moment des Titelgewinns war für mich die Szene des Jahres 2016. Das war Marc Marquez wie er leibt und lebt. Ein Motorrad-Rennfahrer, wie ihn die Welt wohl noch nie gesehen hat.

Marquez: Ein wahrer Champion

Mit unglaublichen Fähigkeiten. Alleine seine berühmten "Saves", also das Retten von Situationen, die eigentlich schon verloren sind, macht ihn einmalig. Und auch das führt dazu, dass er verdient Weltmeister ist. Auch Marquez hat 2016 Fehler gemacht, ist gestürzt. Aber eben immer nur im Training. Und am Sonntag hat er dann völlig cool auch einmal einen vierten Platz mitgenommen, wenn nicht mehr drin war.

Das war das Neue an seiner Lernkurve. Neben diesem nie gesehenen Fahrtalent, jetzt also auch noch Cleverness und Coolness. Ein wahrer Champion! Auch in der Art und Weise, wie er sich neben der Strecke verhalten hat. Alle Versuche der Gegner, Marquez zu provozieren - zwecklos. Auch die aktuelle, verzweifelte Attacke von Uccio wird an Marc Marquez abprallen. Zumal es ja auch schon ein wenig lächerlich ist, wenn der beste Kumpel des Titelrivalen solch ein Interview im Moment der Niederlage gibt.

Der Jüngste sticht die alten Hasen aus

Stattdessen kommen Kommentare von anderen Gegnern, die sachlich feststellen, dass Titel Nummer fünf des jungen Überfliegers der bemerkenswerteste ist. Egal ob diese Statements von Dovizioso, Vinales oder Lorenzo stammen. Alle wissen, dass die Saison mit neuen Reifen und neuer Elektronik eine sehr schwierige war. Und ausgerechnet der jüngste Titelanwärter, jener mit der wenigsten Erfahrung, holt die Trophäe.

Zumal es sicherlich nicht die beste Honda aller Zeiten war, mit der er in diesem Jahr vorlieb nehmen musste. Aber er hat eben alle Schwierigkeiten gemeistert. Und zwar so gut wie kein anderer. In Motegi hetzte er so beide Yamahas ins Verderben. Nachdem er schon in Aragon nach Beinahe-Sturz und unglaublicher Aufholjagd dokumentiert hat, wie gut er ist. In Motegi war sein Speed so hoch, dass Lorenzo und Rossi zum ersten Mal in Ihrer langen gemeinsamen Geschichte bei Yamaha beide im Rennen stürzten.

Fahren am Limit. Das beherrscht im Moment eben einer am besten. Und was sich wohl auch so schnell nicht ändern wird. Uns Fans bleibt so nur die Spannung im Kampf um Platz zwei. Aber deshalb von Langeweile zu reden, wäre verkehrt. Denn zu faszinierend ist es, dem jungen Überflieger aus Spanien bei der Arbeit zuzuschauen. 147 Rennen, 55 Siege, 50 schnellste Rennrunden, 89 Podien. Unfassbar. Ein würdiger Champion, der noch ganz, ganz lange Rekorde jagen wird. Eben einer wie keiner.