Mit der Einführung der Einheitselektronik in dieser Saison schob man der größten Kostenfalle der MotoGP einen Riegel vor, verbrannten die Hersteller doch jährlich Millionen für die Verbesserung ihrer Software. Die großen Werke haben aber schnell ein anderes Entwicklungsfeld gefunden, in dem sie das eingesparte Geld wieder ausgeben können. Aerodynamik lautet das Zauberwort. In diesem lange Zeit völlig vernachlässigten Bereich brach plötzlich ein Wettrennen der Hersteller aus, alle paar Rennen änderten die Verkleidungen der Maschinen ihr Aussehen.

Die komplizierten Flügelansammlungen an der Front der Motorräder ist 2017 ja ohnehin Geschichte, aus Kosten- und Sicherheitsgründen wurden sie verboten. Um die Chance, dass die großen Werke doch wieder ein Millionengrab in der Aerodynamik finden, weiter zu verkleinern, beschloss die Grand Prix Commission nun aber eine weitere Einschränkung. Generell ist nur noch ein Update an der Verkleidung pro Fahrer und Saison erlaubt. Das ursprüngliche Design wird also vom Technischen Direktor vor dem Auftakt in Katar homologiert und darf dann genau einmal abgewandelt werden. Dass aber jeder Fahrer eines Herstellers eine unterschiedliche Variante fahren darf, ermöglicht den Herstellern zumindest verschiedene Entwicklungsrichtungen.

Nach Katar ist nur noch ein Aero-Update pro Fahrer erlaubt, Foto: Milagro
Nach Katar ist nur noch ein Aero-Update pro Fahrer erlaubt, Foto: Milagro

Die Ausgaben für Aerodynamik könnten aber ohnehin bereits vor dem Saisonstart in bisher unbekannte Höhen schießen. Denn das Winglet-Verbot soll Gerüchten zufolge die Werke auf ganz andere, noch viel teurere Ideen gebracht haben. Aerodynamische Hilfsmittel an der Außenseite der Verkleidungen sind ja aus Sicherheitsgründen verboten, aber im Reglement ist nirgendwo festgeschrieben, dass man sie nicht an der Innenseite anbringen kann.

Laut Informationen von "pecinogp.com" experimentiert bereits ein MotoGP-Hersteller mit diesem System. Dabei besteht die Verkleidung im Wesentlichen aus zwei Seitenwänden, der Luftstrom wird durch den dazwischenliegenden Raum geleitet und dort so gesteuert, dass er den gleichen Anpressdruck erzeugt wie aktuell die Winglets an der Außenseite. Klar ist, dass solche Aerodynamiklösungen um ein vielfaches komplizierter und somit auch teurer sein werden als die vergleichsweise primitiven Winglets.

Anpressdruck soll zukünftig hinter der Verkleidung entstehen, Foto: Milagro
Anpressdruck soll zukünftig hinter der Verkleidung entstehen, Foto: Milagro

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Aus sicherheitstechnischer Sicht war das Verbot der Winglets in der MotoGP definitiv die richtige Entscheidung. Der Plan, damit auch die Ausgaben für Aerodynamik zu senken, wird aber wohl nicht aufgehen. Denn die Hersteller haben erkannt, welch große Vorteile man sich in diesem Sektor erarbeiten kann. Sie werden also weiterhin in diese Richtung forschen und diese Forschung wird mit jeder Einschränkung durch das Reglement nur noch aufwendiger und kostspieliger. Die Tatsache, dass sie zukünftig nur noch ein Update pro Fahrer und Saison an das Motorrad bringen dürfen, wird die großen Werke da wohl nicht abschrecken. (Markus Zörweg)