Andrea Iannone muss nach seiner in Misano erlittenen Wirbelverletzung auch den Grand Prix von Japan in Motegi auslassen, zu eingeschränkt ist der Italiener noch in seinen Bewegungen. Im Normalfall bedeutet ein Ausfall im Ducati-Werksteam einen Einsatz von Testpilot Michele Pirro, der in den vergangenen Jahren auf diese Art zu einigen MotoGP-Rennen kam. Dieses Mal ist der er aber verhindert, denn Pirro testet gerade die neue GP17 für die kommende Saison in Valencia - ein Projekt das natürlich Vorrang hat.

Also kam man bei Ducati auf Edelreservist Casey Stoner zu, ob er denn nicht Lust hätte, für Iannone einzuspringen. Doch der lehnte - wieder einmal - dankend ab. Die logischen nächsten Kandidaten in der 'Thronfolge' wären eigentlich die beiden Piloten von Pramac Racing gewesen. Von denen konnte man aber keinen spontan ins Werksteam transferieren, da sich Danilo Petrucci und Scott Redding ja im Kampf um eine GP17 für kommendes Jahr befinden. Wer von Brünn bis Valencia mehr Punkte holt, bekommt das Bike.

Barbera als Ducatis Retter in der Not

So hatte man sich bei Ducati, zumindest öffentlich, bereits damit abgefunden, in Motegi mit nur einem Piloten an den Start zu gehen. Was aber eine mehr als ärgerliche Einschränkung gewesen wäre, befindet man sich doch mit Suzuki im Kampf um Platz drei in der Teamwertung und liegt hier aktuell fünf Punkte zurück. Die Ducatisti setzten also noch einmal alle Hebel in Bewegung, um einen Ersatz zu finden, und wurden in ihrem zweiten Satellitenteam fündig. Der 2016 bei Avintia Racing extrem starke Hector Barbera wird mit dem Einsatz im Werksteam belohnt.

Barbera überzeugte 2016 vor allem bei schwierigen Bedingungen, Foto: Avintia
Barbera überzeugte 2016 vor allem bei schwierigen Bedingungen, Foto: Avintia

Barbera punktete in dieser Saison mit Ausnahme des Österreich-Grand-Prix in jedem Rennen, lediglich in Spielberg wurde er nach einem Frühstart und einem defekten Dashboard, das ihm die Ride-Through-Strafe nicht richtig anzeigte, disqualifiziert. Barbera liegt mit 84 Zählern auf dem zehnten Rang der Gesamtwertung und ist somit bester Fahrer auf einer Kunden-Ducati.

Barbera konnte sein Glück kaum fassen. "Für mich ist das wie ein Traum", jubelte er. "Das ist meine beste Chance in der MotoGP. Die Ducati ist hier extrem schnell, weil es eine Stop-and-Go-Strecke ist und die Maschine richtig viel Power hat. Ich will mein bestes Saisonergebnis holen." Das waren bislang zwei fünfte Plätze in Argentinien und Tschechien.

Die bisherigen Leistungen Barberas in der laufenden Saison sind natürlich auch seinem Teamkollegen für den Japan-GP, Andrea Dovizioso, nicht entgangen. Dovizioso findet lobende Worte für Barbera: "Seit ich in der WM angefangen habe, habe ich fast in jedem Jahr gegen ihn gekämpft. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass er schnell ist. Es wird interessant zu sehen sein, wie er sich schlägt. Satelliten-Fahrer denken oft, dass sich auf einer Werks-Maschine alles ändert, aber das ist nicht immer von Vorteil."

Mike Jones debütiert bei Avintia Racing

Barberas Stammteam Avintia Racing hat bereits Ersatz für ihn gefunden. Mike Jones gibt sein MotoGP-Debüt für den Rennstall. Der 22-jährige Australier geht für das Team von WSBK-Legende Troy Bayliss auf einer Ducati Panigale in der Superbike-Meisterschaft seines Heimatlandes an den Start und holte dort im Vorjahr den Titel. Jones trat zudem in diesem Jahr mit einer Wildcard beim WSBK-Auftakt auf Phillip Island an.