Das war spannender als erwartet. Aus der befürchteten Solofahrt von Marc Marquez direkt nach dem Start wurde nichts. Weil er sich in der Startphase von Aragon beinahe selbst geschlagen hätte und um ein Haar gestürzt wäre. So war er gezwungen, eine Aufholjagd zu starten, die am Ende erfolgreich war. Jorge Lorenzo schlug Valentino Rossi im Duell um Platz zwei.

Die Schlüsselszene

In Runde 12 überholt Marquez Rossi mit chirurgischer Präzision in Kurve 15, wo er zuvor bereits Dovizioso, Vinales und Lorenzo vernascht hatte. Marquez zieht das Tempo sofort an und legt die schnellste Rennrunde nach. Rossi gibt alles, um den Anschluss zu halten, muss sich aber bald die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens eingestehen. Marquez kann sich in der Folge absetzen und fährt ungefährdet dem Sieg entgegen.

Der Rennfilm

Start: Jorge Lorenzo kommt von Startplatz drei am besten weg und biegt an der Innenseite von Polesitter Marc Marquez in Kurve eins. Dahinter reihen sich Maverick Vinales und Valentino Rossi ein.

1. Runde: Gleich in den ersten Kurven entbrennt ein irrer Kampf um die Führung. Lorenzo und Marquez rittern Seite an Seite um P1, Vinales nutzt die Chance und sticht an beiden vorbei, Lorenzo ist Zweiter, Marquez Dritter. In Kurve 15 schnappt sich Marquez Lorenzo wieder und ist neuer Zweiter.

2. Runde: Marquez geht mit einer exakten Kopie seines Manövers gegen Lorenzo auch an Vinales vorbei und holt sich die Führung.

3. Runde: Riesige Schrecksekunde für Marquez! In Kurve sieben rutscht er um ein Haar über das Vorderrad weg. Er kann einen Sturz gerade noch vermeiden, fällt aber von Platz eins auf fünf zurück. Neue Reihenfolge an der Spitze: Vinales, Lorenzo, Rossi, Dovizioso und Marquez.

5. Runde: Marquez versucht es auch gegen Dovizioso in Kurve 15, aber der Italiener kann ihn mit der Power seiner Ducati eiskalt ausbeschleunigen. In der Zielkurve kann sich Marquez dann aber an Dovizioso vorbeidrücken, der auch Aleix Espargaro durchlassen muss.

6. Runde: Rossi übernimmt das Kommando im teaminternen Duell mit Lorenzo um Rang zwei. Er bremst seinen Stallgefährten in Kurve eins aus. Rossi macht sofort ernst und jagt mit der vorerst schnellsten Rennrunde Vinales.

7. Runde: Marquez liebt Turn 15! Er schnappt sich Lorenzo und ist bereits wieder Dritter.

9. Runde: Rossi hat genug: Er drückt sich in Kurve vier knallhart an Vinales vorbei und führt das Rennen erstmals an.

10. Runde: Vinales verbremst sich in Kurve eins und kommt von der Strecke ab. So kann Marquez ohne Mühen durchschlüpfen und ist Zweiter, gut eine halbe Sekunde hinter Rossi und schneller als der Doktor. Für Vinales kommt es unterdessen knüppeldick. Auch Lorenzo geht in Kurve 12 an ihm vorbei.

11. Runde: Marquez gibt nun Vollgas und findet den Anschluss zu Rossi. Es kommt zum Duell der beiden Superstars.

12. Runde: Marquez überholt Rossi! Und wo, wenn nicht in Kurve 15? In dieser Passage hat der WM-Leader in diesem Rennen fünf Manöver erfolgreich beendet.

13. Runde: Rossi versucht alles, sich an Marquez festzubeißen. Wesentlich mehr als drei Zehntelsekunden verliert er vorerst nicht.

14. Runde: Marquez bricht Rossi. Der kann die Pace des Lokalmatadors einfach nicht mitgehen und muss abreißen lassen.

18. Runde: Lorenzo und Vinales haben Boden auf Rossi gutgemacht, die Yamaha-Teamkollegen liegen direkt hintereinander, Vinales fällt nach einem Fehler in Turn 12 hingegen zurück.

19. Runde: Lorenzo ist durch! In Kurve vier geht er blitzsauber an Rossi vorbei. Der versucht in Kurve sieben den Konter, blitzt aber ab.

21. Runde: Rossi lässt sich von Lorenzo nicht abschütteln. Dieses Duell um Rang zwei ist noch lange nicht entschieden.

22. Runde: Rossi attackiert in Kurve 12 Lorenzo, ist aber viel zu spät auf der Bremse, kommt von der Strecke ab und Lorenzo schlüpft ohne Probleme wieder durch. Lorenzo hat Platz zwei somit in der Tasche.

Ziel: Marc Marquez holt seinen vierten Saisonsieg, souverän mit fast drei Sekunden Vorsprung. Lorenzo wird nach Rossis Fehler Zweiter, der Doktor Dritter. Vinales belegt Rang vier vor Cal Crutchlow und Dani Pedrosa. Aleix Espargaro schlägt seinen Bruder Pol, sie belegen die Plätze sieben und acht. Alvaro Bautista wird Neunter vor Stefan Bradl. Andrea Dovizioso enttäuscht als Elfter, direkt vor Teamkollege Michele Pirro. Hector Barbera, Eugene Laverty und MotoGP-Rückkehrer Nicky Hayden holen die letzten Punkte.

Die Stimmen vom Podium

Marc Marquez (Repsol Honda, Platz 1): "Ich bin nicht so gut gestartet, aber ich habe in Runde eins angegriffen, weil mein Rhythmus gut war. Ich woltte führen, weil Rossi mir nicht folgen sollte. Dann habe ich den Fehler gemacht und bin danach ruhig geblieben. Mit Valentino habe ich dann zwei Runden gepusht und dann reichte es. Danach habe ich dann meinen Rhythmus gehalten. Das Ergebnis ist wichtig, denn Rossi hat bis hierher viele Punkte aufgeholt. Das haben wir heute gestoppt."

Jorge Lorenzo (Yamaha, Platz 2): "Ich bin heute Morgen gecrasht, deshalb bin ich heute wohl Zweiter geworden. Ich habe das erste Bike mit dem harten Reifen verwendet und mochte es. Der Weiche war nicht so gut, deshalb habe ich den nicht genommen. Ich habe im Rennen alles gegeben und wir sind dichter an den Sieger herangekommen, als wir gedacht hätten."

Valentino Rossi (Yamaha, Platz 3): "Wir haben mit einem anderen Setting begonnen und wollten an Ende stark sein. Da hatten wir dann aber viel Spinning, aber alle sind im selben Boot. Es ist schade, weil ich zwei Runden vor Ende weit gegangen bin. Wenn das nicht passiert wäre, hätte ich um den zweiten Platz kämpfen können."

So erging es Stefan Bradl

Sauberes Rennen von Stefan Bradl! Durch eine frühe Stallkollision der Pramac-Teamkollegen Danilo Petrucci und Scott Redding, bei der Redding zu Sturz kommt und Petrucci eine Ride-Through-Penalty ausfasst, gewinnt Bradl von Startplatz zwölf aus zwei Positionen. Teamkollege Alvaro Bautista muss er im Laufe des Rennens vorbeilassen und fährt dann lange auf Platz elf. In der Schlussphase wird Andrea Dovizioso aber durchgereicht und auch Bradl kann sich den Ducatisto schnappen. Somit fährt Bradl am Ende als Zehnter in die Top-Ten.

Die Lehren aus dem Rennen

  • Marquez kann doch noch gewinnen: Erster Sieg seit dem Sachsenring Anfang Juli
  • Großer Schritt für Marquez Richtung WM-Titel: 52 Punkte Vorsprung auf Rossi
  • Lorenzo ist im Zweikampf gegen Rossi nicht chancenlos