Kurz vor dem dritten Freien Training stand es in der Ducati-Box endgültig fest: Andrea Iannone bekam vom Streckenarzt keine Starterlaubnis. Allerdings war ja die Allzweckwaffe der Bologneser, Testfahrer Michele Pirro, ohnehin schon vor Ort, und so wurde er prompt vor dem FP4 vom Wildcard-Fahrer zum Iannone-Ersatz umgemeldet. Statt auf dem Testbike trat er nun auf Iannones Desmosedici an und kann im Rennen auf diese Weise Punkte für die Team- und Hersteller-Wertungen sammeln.

Einen Nachteil hatte die Ummeldung jedoch auch: Eigentlich hatte sich Pirro souverän für das QP2 qualifiziert, nun wurden ihm aber alle Zeiten aus den freien Trainings gestrichen, sodass er im QP1 antreten musste. Kein Problem für den Italiener, er marschierte mit Bestzeit im QP1 doch wieder ins QP2 und preschte auf den fünften Startplatz. Seinem Garagen-Kameraden Andrea Dovizioso, der auf Startplatz sechs endete, nahm er dabei sogar über zwei Zehntelsekunden ab.

Pirro auch auf Iannones Bike schnell

Klar, dass sich der unverhofft zum Werksfahrer gewordene Pirro nach dem Qualifying zufrieden zeigte: "Das war ein besserer Tag für mich. Es war ein gutes Qualifying, ich war sehr schnell und naje an den schnellsten Fahrern. Das ist sehr wichtig für mich und für Ducati. Ich glaube, das Bike ist im Moment sehr gut ausbalanciert." Einen großen Unterschied zwischen seiner Testmaschine und Iannones Werks-Ducati machte er dabei nicht aus, wie er erklärt: "Die Bikes sind nicht wirklich unterschiedlich. Sie sind sich sehr ähnlich."

Besonders froh ist Pirro darüber, dass er mit dem guten Qualifying-Ergebnis die Chance hat, das letztjährige Rennen vergessen zu machen. 2015 hatte er in Misano ein tolles Qualifying geliefert, im Rennen allerdings ein technisches Problem bekommen. "Letztes Jahr war ich sehr enttäuscht über das Problem am Bike", bestätigt er. "Aber morgen ist ein anderer Tag und ich habe Vertrauen in das Bike. Es ist absolut möglich, mit den schnellsten Fahrern mitzuhalten." Zuversicht verleiht ihm dabei auch ein Aspekt, wie er schildert: "Zwar hat mich auf meiner schnellsten Runde Lorenzo gezogen, aber mein Speed auf dieser Strecke war besonders im QP1 und im ersten Run im QP2 nicht so schlecht. Ich glaube, ich hätte die Runde alleine genauso schnell geschafft, da hätte ich keine Schwierigkeiten." Gleichzeitig betont Pirro: "Ich glaube nicht, dass mir der Misano-Test viel geholfen hat. Wir testen hier nur ein oder zwei Mal im Jahr und die Strecke liegt mir. Aber ich glaube, jede Strecke ist gut für mich, wenn ich auf dem Bike ein gutes Gefühl habe."

Andrea Dovizioso verlor im Ducati-internen Duell gegen Michele Pirro, Foto: Ducati
Andrea Dovizioso verlor im Ducati-internen Duell gegen Michele Pirro, Foto: Ducati

Wettersorgen bei Dovizioso

Dovizioso jedenfalls nimmt es Pirro nicht krumm, dass er ihn im Qualifying übertrumpfte. Er gibt zu Protokoll: "Ich weiß, dass Michele ein schneller Fahrer ist und heute hatte er eine schnelle Zeit. Ich freue mich für ihn, weil er viel für uns arbeitet. Er hat viel getestet, einfach alles, und ich bin froh, dass ihm Ducati diese Möglichkeit mit der Wildcard geben konnte, weil er jetzt seinen Speed zeigen kann." Mit seiner eigenen Leistung war der Italiener dagegen nicht völlig zufrieden. "Leider war unser Qualifying nicht perfekt, aber die zweite Reihe ist annehmbar", seufzt er.

Für das Rennen ist er dennoch recht zuversichtlich. "Ich weiß nicht, ob wir um den Sieg kämpfen können", erklärt er, "doch wir sind nahe dran. Alles kann nach dem Start passieren. Es ist sehr wichtig, morgen in den ersten beiden Runden nach vorne zu kommen." Sorgenfalten treibt Dovizioso jedoch die Wetterprognose auf die Stirn: "Wie es aussieht, besteht morgen die Chance auf leichten Regen", grübelt er. "Das ist schlecht, und ich hoffe, es wird die Temperaturen nicht sehr beeinflussen, denn wir sind schon am Limit, weil der Vorderreifen sehr hart ist."