Die Europa-Saison der MotoGP nähert sich ihrem Ende. Bevor es in Aragon den vorläufigen Abschied bis zum Saisonfinale gibt, steht in Misano aber noch ein gelbes Fest auf dem Programm. Diese Fragen beschäftigen die Fans vor dem Rennen an der italienischen Adriaküste:

Wird die WM im Endspurt noch spannend?

Marc Marquez geht mit großem Punktevorsprung in das letzte Saisondrittel. Der Spanier führt aktuell 50 Zähler vor Valentino Rossi und sogar schon 64 vor Jorge Lorenzo. Der WM-Leader darf in den letzten sechs Rennen im Schnitt 8,3 Punkte auf Rossi verlieren und sogar 10,6 auf Lorenzo. Auf Platzierungen umgerechnet: Fährt Marquez bis Saisonende in jedem Lauf auf Platz 3, kann ihn Lorenzo nicht mehr einholen und Rossi nur dann, wenn er alle sechs Rennen gewinnt.

Das aktuelle Kräfteverhältnis spricht klar für Marquez. Lorenzo befindet sich in der schlimmsten Formkrise seiner Karriere und holte in den letzten sechs Rennen im Durchschnitt nur 5,2 Punkte. So macht man auf einen Marquez keinen Boden gut. Rossi konnte sich zuletzt zwar dreimal in Folge vor dem WM-Leader platzieren, insgesamt holte er dabei aber nur neun Punkte auf Marquez auf. Rossi braucht rasch Big Points, um seine WM-Chancen auf der Fernost-Tour aufrecht zu erhalten.

Welche Strecke, wenn nicht Misano, wäre besser für den Start der gelben Aufholjagd geeignet? Doch auch im Falle einer Siegesserie braucht Rossi Schützenhilfe oder Ausrutscher von Marquez. Sonst gibt es in der MotoGP bis Saisonende zwar tolles Racing, aber keinerlei Spannung mehr im WM-Kampf.

Was zeigt Ducati?

Strahlender Doppelsieger am Red Bull Ring, doch seither kam von Ducati wenig Zählbares. Zwar führte Andrea Iannone in Brünn das Rennen an, aber unterm Strich holten er und Teamkollege Andrea Dovizioso seit dem Doppelsieg gemeinsam nur 18 magere Pünktchen. In Misano konnte Ducati zuletzt im August testen, was der roten Rennfraktion aus Bologna einen Startvorteil sichern sollte. Wer vom WM-Titel spricht (Technik-Boss Gigi Dall'Igna in Spielberg), muss langsam auch Taten folgen lassen. Denn die Plätze sechs und sieben sowie ein einzementierter dritter Platz in der Konstrukteurswertung führen solche Kampfansagen ad absurdum. Vor allem, wenn man mit insgesamt zehn Ausfällen die höchste Quote unter allen MotoGP-Teams hat. Zudem klagten beide Fahrer zuletzt über Probleme mit den Unterarmen.

Wie sieht es im MotoGP-Lazarett aus?

Die neue Saison forderte von vielen Fahrern bereits ihren Tribut. Jack Miller feierte zuletzt in Silverstone sein Comeback, dafür fehlte dort Bradley Smith. Ein Start-Crash nahm dort zudem Loris Baz und Pol Espargaro aus dem Rennen. In Misano wird Espargaro wieder am Start stehen, Baz hingegen nicht. Der Franzose wird bei Avintia von Xavi Fores ersetzt. Da auch Smith noch nicht fit ist, bietet Tech3 Yamaha erneut Sam Lowes auf. Michele Pirro wird ebenfalls am Start stehen - als Wildcard für Ducati.