Natürlich war die Show im Kampf um Platz zwei zwischen Crutchlow, Rossi, Marquez, Pedrosa und Iannone am vergangenen Sonntag sagenhaft. Und natürlich könnte man darüber ganze Seiten schreiben. Vor allen. Weil es zwar extrem hartes Racing war, aber jegliche Polemik nach dem Rennen ausblieb. Gut so! Und bitte mehr davon.

Aber der wahre Held fuhr wie ein Uhrwerk vorne weg. Der Mann mit der Starnummer 25 holte den allerersten Suzuki-Viertakt-Sieg im Trockenen. Der erste Sieg seit Chris Vermeulen 2007 in Le Mans ganz oben auf dem Podest stand. In der Tat historisch! Wobei jedem MotoGP-Insider klar sein dürfte, dass der bravouröse Ritt zum Sieg vor allem Dingen dem Fahrer zu verdanken ist. Gestatten, Maverick Vinales!

Der hat dafür gesorgt, dass er - anders als bei Jack Millers oder Cal Crutchlows Siegen - ab sofort in einem Atemzug mit den Superstars genannt wird. Bisher sprach man immer, auch wenn Pedrosa und Lorenzo 2016 schwächeln, von den großen vier. Ab sofort sind es mindestens fünf. Fünf mit etwas ganz speziellem. Fünf sagenhafte Fahrtalente. Und der jüngste ist seit spätestens Sonntag mittendrin. Klar, man kennt ihn.

21 Jahre und schon so viel erreicht

2013 in toller Manier Weltmeister in der Moto3 geworden. Dann in der hart umkämpften Moto2 mit Rennsiegen und Podestplätzen mal eben durchmarschiert und von Anfang in der Königsklasse so richtig angekommen. Für einen Rookie ist es garantiert nicht so ganz einfach, einen Aleix Espargaro als Teamkollegen so richtig zu bügeln. Für Maverick Vinales kein Problem. Logisch, dass er das erste Suzuki-Podest seit dem Comeback der Marke holte. Und natürlich war es genauso logisch, dass er auch den ersten Sieg holte.

Und das alles mit gerade mal 21 Jahren. Ja, er ist wirklich erst 21 Jahre alt! Hat aber trotzdem von 97 bestrittenen WM-Rennen schon 17 gewonnen. Jenes am Sonntag war sicherlich das bemerkenswerteste. Mit welcher Coolness er den Top-Stars davon fuhr: Sagenhaft. Und wie er dann das Ding nach Hause brachte: Weltmeisterlich. Die Konkurrenz wird ganz froh sein, dass er noch nicht auf einer Yamaha sitzt. Aber der eine oder andere wird sicherlich überlegen, wie stark die Startnummer 25 wohl nächstes Jahr mit der M1 im Yamaha-Werksteam sein wird.

Maverick Vinales zog allen auf und davon, Foto: Suzuki
Maverick Vinales zog allen auf und davon, Foto: Suzuki

Was wohl Valentino Rossi denkt? Denn der neunfache Superstar bekommt einen ganz hungrigen und phänomenal begabten Teamkollegen. Das wird spannend und für die letzten zwei Jahre seiner Karriere eine echte Kunst-OP für den Doktor. Er wird ganz neue Dinge in seiner medizinischen Laufbahn ausprobieren müssen, um ohne Kunstfehler abzutreten. Denn es wäre für den Karriereverlauf von Mister MotoGP sicherlich ärgerlich, wenn er vom Teamkollegen entzaubert wird.

Klar ist aber auch: Sollte Vale Antworten gegen den eigenen Garagennachbarn finden, sind die Chancen groß, doch endlich Titel Nummer zehn zu holen. Und Vale wäre nicht Vale, wenn er diese Herausforderung nicht annehmen würde. Großartige Perspektiven für das Jahr 2017 für uns Fans. Aber 2016 bietet ja auch noch einiges, obwohl Marquez exakt fünfzig Punkte Vorsprung hat. Bestes Entertainment ist es trotzdem. Vier Premieren-Sieger. Super! Sieben unterschiedliche Sieger in den letzten sieben Rennen. Noch besser! Mal schauen, was 2016 noch alles passiert.

Hungrig bis zum Schluss

Es sollte niemand überraschen, wenn Vinales noch ein Rennen gewinnt. Und wenn Jorge Lorenzo so weiter kriselt, dann wird er den dritten WM-Platz wohl kaum halten können. Denn jetzt hat der Neue im Konzert der Großen noch mehr Selbstvertrauen. Er wird sich in jedem einzelnen Rennen würdig von Suzuki verabschieden wollen. Und drauf hat er es! Er ist eines dieser Talente, die es nur ganz selten gibt. Und vor allen Dingen einer, der nie aufgibt.

Dazu ein Vergleich, der uns Deutsche wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt: Unsere letzten beiden deutschen Weltmeister - Stefan Bradl (2011 in der Moto 2) und Sandro Cortese (2012 in der Moto3) - stagnieren eher, als dass etwas vorwärts geht. Viele sagen, das sei noch nett ausgedrückt. Und Vinales? Der ist seit dem Titelgewinn 2013 in der kleinsten Klasse nicht mehr zu halten. Noch ein Vergleich dazu: Vinales ist durch die Moto2 hindurch geflogen. Sein Weltmeister-Nachfolger, Alex Marquez, hat in der mittleren Kategorie dagegen eher ähnliche Probleme wie auch ein Sandro Cortese.

Und auch sein Nachfolger bei Suzuki, Alex Rins, hat zwar den Aufstieg in der Tasche und kann sogar noch Weltmeister in der Moto2 werden, beindruckt nicht so, wie es Vinales seit drei Jahren konstant und permanent tut. Freuen wir Fans uns also über einen Neuen in der Liga der besonderen Talente! Freuen wir uns auf alles, was 2016 noch von Maverick kommt. Weiter geht es in Misano.

Da kommt es eher auf Fahrbarkeit des Bikes an. Also wie gemacht für Suzuki und für Vinales. Man darf davon ausgehen, dass es für Vinales ein Fest wäre, seinen zukünftigen Teamkollegen in dessen Wohnzimmer richtig zu ärgern. Gut, dass wir nicht lange warten müssen. Der beste Motorsport der Welt findet ab Freitag an der Adria statt. Und mittendrin ein neuer, potentieller Superstar: Maverick Vinales.