Und täglich grüßt das Murmeltier. Wie schon in 2015 und den Jahren zuvor, schrillen auch dieses Mal wieder die Alarmglocken der MotoGP nach dem ersten Trainingstag in Silverstone. Die Rede ist von der altbekannten Problematik auf Strecken, auf denen sowohl die MotoGP als auch die Formel 1 fahren: Den Bodenwellen. In diesem Jahr scheint die Problematik nochmal etwas gravierender geworden zu sein. "Die Strecke ist welliger als im Vorjahr. Jedes Jahr wird das schlimmer, wahrscheinlich wegen der Formel 1 und anderen Autorennen", ärgert sich beispielsweise Jorge Lorenzo.

Die Probleme der MotoGP bei starken Bodenwellen

Doch warum haben die MotoGP-Bikes solche Probleme in Bremszonen mit starken Bodenwellen? Ein Faktor liegt sicherlich in der Natur der Sache: Motorräder sind einspurige Fahrzeuge und reagieren beim Anbremsen auf Bodenwellen entsprechend nervöser als Autos. Dadurch leiden Grip und Verzögerung. Diesen Nachteil versuchen die MotoGP-Cracks über das Setup wieder auszulöschen. "Das Hauptproblem ist jedes Jahr, das Setup so einzustellen, dass es die Bodenwellen ausgleicht", erklärt Marc Marquez.

Marc Marquez versucht, die Bodenwellen über das Setup erträglicher zu machen, Foto: HRC
Marc Marquez versucht, die Bodenwellen über das Setup erträglicher zu machen, Foto: HRC

Dem richtigen Setup kommt hier also eine entscheidende Bedeutung zu. Doch das ist für derartige Streckenverhältnisse wie in Silverstone nicht gerade einfach zu finden. Marquez nutzt daher bei der Setup-Arbeit die Erfahrungswerte aus den vergangenen Jahren: "Immer, wenn ich hier herkomme, habe ich Probleme mit dem Setup. Wir machen aber jedes Jahr dieselben Änderungen und verbessern uns dann. Deshalb denke ich, dass wir auch in diesem Jahr in dieselbe Richtung gehen wie sonst auch."

Silverstone: Weniger Grip macht es noch schwieriger

Doch die Bodenwellen sind nicht das einzige Problem, das auf die MotoGP-Piloten in Silverstone wartet. Die Strecke soll außerdem noch über weniger Grip als in den Vorjahren verfügen. Das zumindest ist Lorenzo aufgefallen: "Der Grip ist nicht derselbe wie in den letzten Jahren. Die Strecke war langsamer und es war schwieriger, in die Nähe des Rundenrekords zu kommen. Außerdem ist es schwer, eine konstante Pace zu halten", merkt der Weltmeister an.

Jorge Lorenzo vermisst den Grip der Vorjahre in Silverstone, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo vermisst den Grip der Vorjahre in Silverstone, Foto: Yamaha

Dabei kommt es allerdings nicht nur auf die Streckenbedingungen an, sondern auch auf die Reifen sowie deren Grip und Haltbarkeit an. Lorenzo weiß, dass eine gute Haltbarkeit der Schlüssel zum Sieg im Rennen darstellt: "Mit einem neuen Reifen bist du hier viel schneller als mit einem gebrauchten. Daher wird es wichtig sein, ein Setting zu haben, das dir das Gefühl gibt, im Rennen so konstant wie möglich unterwegs zu sein."

Bodenwellen und Grip verursachen ein weiteres Problem

Über das Setup die Bodenwellen und den Gripverlust auszugleichen, ist schon schwierig für das MotoGP-Feld. Doch die äußeren Bedingungen sorgen für ein weiteres Problem: Einige Fahrer klagen nämlich über mangelndes Gefühl beim Einlenken. Valentino Rossi und Stefan Bradl versuchen, diesem Phänomen mit neuen Teilen entgegenzusteuern. "Das Motorrad ist aber nach wie vor so, dass es einfach vom Lösen der Bremse bis zum Scheitelpunkt nicht genug um die Kurve fährt. Also das Einlenkverhalten ist ein Schwachpunkt und das werden wir so schnell nicht rauskriegen", verzweifelt Bradl schon fast.

Stefan Bradl ist mit dem Einlenkverhalten seiner Aprilia noch nicht zufrieden, Foto: Aprilia
Stefan Bradl ist mit dem Einlenkverhalten seiner Aprilia noch nicht zufrieden, Foto: Aprilia

Der Deutsche fühlt sich gar zurückerinnert an die Zeit, in der die Ducati mit der Konkurrenz eben wegen dieses Problems nicht mithalten konnte: "Ich weiß ja nicht, wie damals die Ducati war, aber die hatten wahrscheinlich ein bisschen ein ähnliches Problem." Immerhin fruchtet die Arbeit von Rossi und Yamaha in diesem Bereich. "Wie in Brünn habe ich auch hier ein gutes Gefühl auf der Bremse und am Kurveneingang. Das Gefühl ist auch auf den Bodenwellen gut und das Einlenkverhalten ist okay", attestiert der Doktor. Doch so gut löst bei Weitem nicht das ganze MotoGP-Feld diese Probleme. Somit könnten an diesem Wochenende noch weitere Beschwerden über die Bodenwellen folgen.