Cal Crutchlow hat es geschafft! In Brünn feiert der 30-jährige Brite in seinem 98. Rennen seinen ersten Erfolg. Dabei liefert er eine sensationelle Aufholjagd und setzt sich vor Valentino Rossi und Marc Marquez durch. Für Jorge Lorenzo endet der Grand Prix von Tschechien in einem Desaster.

Die Schlüsselszene in Brünn

Zu Beginn des Rennens wirkte Cal Crutchlow ganz und gar nicht wie ein Sieger. Auf nasser Fahrbahn hatte der Brite keine Chance und lag lange außerhalb der Top-10. Erst als es auftrocknete, lief es plötzlich für ihn. Binnen weniger Runden überholte er das halbe Feld, ging in der 16. Runde in Führung und holte nicht nur seinen ersten Sieg, sondern auch den ersten Sieg für LCR Honda.

Der Rennfilm des Tschechien-GP

Start: Lorenzo zieht auf den ersten Metern an Marquez vorbei, doch Iannone geht als Erster in die erste Kurve. Dort setzt sich aber Marquez innen wieder an die Spitze.

1. Runde: Lorenzo wird nach hinten durchgereicht, doch auch Rossi kommt nicht in Fahrt. Es führt Marquez vor Dovizioso, Iannone und den beiden Suzukis. Lorenzo auf P10, Rossi auf P12.

2. Runde: Redding schnappt sich Vinales und Aleix Espargaro und setzt sich auf den vierten Rang. An der Spitze überholt Dovizioso Marquez im letzten Sektor.

3. Runde: Iannone zieht an Marquez vorbei, der sich nur eine Kurve lang verteidigen kann. Wenig später fällt er auch hinter Redding vorbei - drei Ducati führen somit.

4. Runde: Iannone überholt Dovizioso und übernimmt die Führung.

5. Runde: Dovizioso fällt auch hinter Redding zurück. Das Ducati-Trio hat sich nun aber bereits um 2,5 Sekunden von Marquez auf P4 abgesetzt.

6. Runde: Barbera kassiert Vinales und übernimmt den sechsten Rang. Lorenzo liegt als 16. nicht einmal mehr in den Punkterängen. Rossi auf P12 liegt aber nur unwesentlich vor ihm.

7. Runde: Barbera fährt wie entfesselt! Er fährt die bis dahin schnellste Rennrunde und kassiert im 7. Umlauf sowohl Aleix Espargaro als auch Marquez. Damit liegen vier Ducati in Führung!

8. Runde: Crutchlow überholt Rossi, Smith und Pol Espargaro. Die Rundenzeiten der Fahrer beginnen auf auftrocknender Strecke nun schwer zu variieren.

9. Runde: Rossi zieht an beiden Tech3-Fahrern vorbei und ist nun endlich wieder in den Top-10.

10. Runde: Drama um Dovizioso! In der ersten Kurve rollt der Italiener mit seiner Ducati in die Auslaufzone, kann aber wieder zurück auf die Strecke fahren. Er blickt auf die Front seines Motorrads - scheinbar hat es einen Defekt gegeben.

11. Runde: Dovizioso stellt seine Ducati an der Box ab, steigt ab und diskutiert mit seiner Crew. Er wechselt nach einiger Wartezeit auf das Ersatzmotorrad. Crutchlow hat sich mittlerweile durch das halbe Feld gepflügt und hält P5 hinter Marquez.

12. Runde: Crutchlow geht in der vorletzten Kurve an Marquez vorbei, die Ducati sind aber noch eine Sekunde entfernt.

13. Runde: Es trocknet immer mehr auf: Daher ist auch Yamaha wieder im Spiel! Rossi hat sich auf P7 nach vorne gekämpft, Lorenzo liegt wieder auf Rang 11. Stefan Bradl ist mit Rang 15 endlich in den Punkten. Smith wechselt als erster Fahrer auf Slicks und fällt vorerst auf den letzten Platz zurück.

14. Runde: Redding, Barbera und Crutchlow liefern sich ein Duell zu dritt. Der Brite setzt sich aber rasch ab, Redding fällt auf Platz 4 zurück. Aleix Espargaros Suzuki fliegt der Motor in die Luft.

15. Runde: Smith kommt wieder an die Box und stellt die Yamaha mit Slicks ab. Lorenzo hingegen kommt an die Box und wechselt auf Slicks - obwohl ihm seine Crew lautstark davon abrät!

16. Runde: Crutchlow übernimmt die Führung! Rossi schnappt sich binnen einer Runde Redding und Marquez. Damit kann der Doktor nun Jagd auf das Podest machen. Barbera liegt nur eine Sekunde vor ihm.

17. Runde: Dovizioso stellt endgültig ab. Auch Lorenzo wechselt zurück auf das Regen-Bike. Er kommt genau in der Spitzengruppe heraus - nur mit einer Runde Rückstand.

18. Runde: Ende Start/Ziel geht Rossi an Barbera vorbei! Sofort fährt er auf Iannone auf und überholt ihn wenige Kurven später unter tosendem Applaus der Zuschauer. Auf Leader Crutchlow fehlen für die letzten vier Runden 4,8 Sekunden.

20. Runde: Barbera attackiert Iannone im Kampf um den letzten Podestplatz. Dahinter lauert aber auch schon Marquez auf seine Chance. Er nutzt einen Verbremser des Italieners im letzten Sektor: Marquez somit am Podest! Iannones Reifen löst sich indes komplett auf.

21. Runde: Barbera kassiert Iannone, doch von hinten kommt plötzlich Loris Baz daher! Der Franzose schnappt seinem Teamkollegen den 4. Platz weg.

22. Runde: Crutchlow zieht einen Wheelie auf und feiert seinen ersten Sieg! Dahinter passiert in der letzten Runde nichts mehr: Rossi und Marquez komplettieren das Podium. Dias Avintia-Duo Baz/Barbera fährt die Plätze vier und fünf nach Hause.

Die Stimmen von Podium

Cal Crutchlow (1., LCR Honda): "Ich hätte etwas anderes erwartet, aber nachdem Lucy ein Kind gekriegt hat, kann das einfach nichts schlagen. Das beste Geschenk habe ich also schon gekriegt. Trotzdem freue ich mich, wir haben hart gearbeitet. Ich bin das Risiko angegangen Soweit ich das sehe, sind sie alle Weicheier. und wir haben das Beste draus gemacht. Ich freue mich für mein Team. Ich habe mein Bike gestern zerhauen, heute war es eine schöne Wiedergutmachung."

Valentino Rossi (2., Yamaha): "Am Anfang war ich wirklich verzweifelt. Ich dachte, ich hätte einen Fehler gemacht, aber nach einigen Runden war der harte Reifen besser. Das Rennen war sehr lang, man musste immer konzentriert bleiben. Es war ein tolles Rennen, ich freue mich über die Punkte. Ich bin jetzt Tweiter in der WM, wir haben also richtige Entscheidung getroffen."

Marc Marquez (3., Honda): "Wenn ich ehrlich bin, hatte ich heute die falsche Strategie. Ich hätte gedacht, ich nehme den weichen Reifen und es würde ein Flag-To-Flag-Rennen werden. Ich bin rann mit weichen Reifen rausgegangen und wollte am Anfang pushen. Das war nicht möglich, dann habe ich so gut wie möglich gehaushaltet. Ich wusste, dass Rossi und Crutchlow mit den harten Reifen unterwegs sind. Am Ende haben wir die Lücke auf Jorge in der WM vergrößert."

So erging es Stefan Bradl

Bis zur 4. Runde lag Stefan Bradl vor dem späteren Rennsieger Cal Crutchlow. Als dieser seine Aufholjagd startete, konnte Bradl aber nicht mit. Platz 13 war zwischenzeitlich das höchste der Gefühle, am Ende landete der Deutsche auf Platz 14. Als Lohn, dass er zwei Fahrer hinter sich ließ (der Rest des Feldes fiel aus), durfte er zwei Punkte für WM-Wertung mitnehmen. Alles in allem ein weiteres Wochenende zum Vergessen.

Die Lehren aus dem MotoGP-Rennen

  • Cal Crutchlow lässt großen Worten endlich Taten folgen
  • Jorge Lorenzo ist im Regen nicht MotoGP-reif
  • Marc Marquez fährt so intelligent wie nie zuvor
  • Die Ducati zerstört die Regenreifen auf auftrocknender Piste komplett