Kaum ist Spielberg abgehakt, schon geht es in Brünn wieder zur Sache. Allerdings hat das MotoGP-Comeback in Österreich einige Fragen aufgeworfen, die der Tschechien-GP nun beantworten muss. Diese Brennpunkte beschäftigen die MotoGP-Fans vor dem Rennwochenende in Brünn:

Schwimmt Ducati nach Spielberg auf der Erfolgswelle?

In Spielberg gab es endlich den ersehnten Sieg nach einer sechsjährigen Durststrecke für Ducati. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob dieser Erfolg wohl der Auftakt zu einer Serie der Bologneser sein könnte. Immerhin hat Technik-Genie Gigi Dall´Igna nicht weniger als den Kampf um den WM-Titel als Ziel ausgegeben. Realistisch gesehen allerdings dürfte es Ducati in Brünn deutlich schwerer haben als am Red Bull Ring. In Österreich hatten die vielen harten Beschleunigungszonen perfekte Voraussetzungen für eine Dominanz der italienischen PS-Monster geschaffen, doch die Charakteristik des Automotodrom Brno ist völlig anders. Deshalb gibt Andrea Iannones Sieg Ducati sicher einen Motivationsschub für den Tschechien-GP, mit einer totalen Ducati-Dominanz ist dadurch aber noch lange nicht zu rechnen.

Können die Yamaha-Stars Punkte auf Marquez gut machen?

Jorge Lorenzo hat acht Rennen vor Saisonende im WM-Klassement bereits 43 Punkte Rückstand auf Marc Marquez, Valentino Rossi fehlen sogar schon 57 Zähler. Höchste Zeit also, so viele Punkte wie möglich aufzuholen. Ob das in Brünn gelingt? Gewisse Voraussetzungen dazu wären zumindest gegeben. In den letzten beiden Jahren ging es für beide Yamahas aufs Podium, und nach seinem Trainingssturz in Spielberg, der mit einer ausgekugelten Schulter endete, ist Marquez möglicherweise noch nicht wieder ganz bei 100 Prozent. Außerdem betont Rossi, dass er die Strecke gerne mag, immerhin fuhr er dort vor zwanzig Jahren seinen ersten GP-Sieg ein. Gegen Yamaha allerdings spricht das Wetter: Für Sonntag liegt das Regenrisiko bei knapp 80 Prozent. Lorenzo ist nicht als der stärkste Regenfahrer bekannt, Rossi hatte sich bei schwierigen Wetterbedingungen zuletzt am Sachsenring ordentlich verpokert, während Marquez brillierte. Es bleibt also abzuwarten, wer am Ende mehr Punkte mit nach Silverstone nehmen darf.

Dani Pedrosa triumphierte 2014 in Brünn, Foto: Repsol
Dani Pedrosa triumphierte 2014 in Brünn, Foto: Repsol

Kehrt Honda aufs Podium zurück?

Keine Honda schaffte es in Spielberg aufs Podium, am Ende feierte Marquez Platz fünf hinter zwei Ducatis und zwei Yamahas wie einen Sieg. Pedrosa landete sogar nur auf Rang sieben. Geht es für die Japaner in Brünn wieder zurück aufs Treppchen? Einige Faktoren sprechen tatsächlich dafür. Die Strecke verlangt nicht dieselbe explosive Motorpower wie der Red Bull Ring, außerdem hatte Honda in Spielberg einen Nachteil, weil man am Test im Juli nicht teilgenommen hatte. Marquez stand in Brünn 2013 sogar schon einmal ganz oben auf dem MotoGP-Podium und fuhr letztes Jahr immerhin auf den zweiten Platz. Auch Pedrosa mag die Strecke, er holte dort 2014 den letzten Honda-Sieg in Tschechien. Schwierigkeiten könnte es bei Marquez durch seine Schulterverletzung aus Spielberg geben. Pedrosa macht möglicherweise erneut zu schaffen, dass er im Qualifying schlecht mit den Michelin-Pneus zurecht kommt. Allerdings werden für Samstag hohe Temperaturen erwartet, sodass dieses Problem vielleicht nicht so gravierend wird wie noch in Österreich.

Kehrt bei Aprilia wieder Ruhe ein?

Blankes Chaos herrschte bei Aprilia nach Spielberg, sogar der Konzernchef meldete sich zu Wort, um seine Fahrer nach deren Frühstarts hart zu kritisieren. Gleichzeitig ließ man Stefan Bradl und Alvaro Bautista in einer Presseaussendung nicht einmal zu Wort kommen. Vor Brünn gab man daher die Losung aus, dass das gesamte Team hochmotiviert in den Tschechien GP gehen sollte. Doch kaum in Brünn angekommen, ist bei Aprilia von Friede, Freude, Eierkuchen schon wieder nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, Bradl setzt im Interview mit Motorsport-Magazin.com zum Gegenschlag an. Es kann also durchaus noch dauern, bis bei Aprilia wieder Ruhe einkehrt. Ob die Streiterei allerdings einem guten Ergebnis in Brünn förderlich ist? Wohl kaum.