Besser hätte das Wochenende für Andrea Iannone kaum laufen können. Erst die Pole Position, dann der Holeshot im Rennen und schließlich der erste MotoGP-Sieg für den Italiener, gleichzeitig der erste Ducati-Sieg seit 2010. Dementsprechend strahlte der Maniac nach dem Rennen über das ganze Gesicht und verkündete: "Das ist ein wunderschöner Moment, ein magischer Moment für mich, aber auch für Ducati. Es ist wirklich ein ganz besonderer Moment für uns. Es ist schwierig, dieses Gefühl zu erklären." In der MotoGP-Siegerliste steht für Ducati zuletzt Casey Stoner in Phillip Island 2010 zu Buche, während zum Beispiel Valentino Rossi in seiner Zeit bei den Bolognesern keinen einzigen Sieg feiern konnte.

Für Iannone ist dieser Sieg der wohl wichtigste seiner Karriere, wie er zugibt: "Es sind unglaubliche Emotionen. Der erste Sieg in der MotoGP ist so wichtig. Ich habe in der Moto2 viele Rennen gewonnen, aber MotoGP ist eine andere Geschichte. Jetzt konnte ich mit den besten Fahrern der Welt kämpfen, mit Valentino, mit Jorge. Endlich konnte ich mein Potential zeigen."

Den Grundstein für seinen Erfolg legte Iannone im Grid, als er als einziger Fahrer auf den weicheren Hinterreifen wechselte. Er erläutert: "Das war ein großes Risiko. Wenn man weiß, dass man eine gute Chance hat, um den Sieg zu kämpfen, und alle den anderen Reifen drauf haben, man selbst aber den Weichen drauf macht, da haben meine Ingenieure mich natürlich gefragt, warum ich diesen Reifen will. Aber es war auch eine gute Chance. Gestern habe ich auch den Weichen probiert und dachte dann, der Weiche ist besser. Es war eine gute Wahl, aber einfach war es nicht."

Andrea Iannone ist heute wohl der glücklichste Mann in ganz Österreich, Foto: Tobias Linke
Andrea Iannone ist heute wohl der glücklichste Mann in ganz Österreich, Foto: Tobias Linke

Außerdem schaffte es der sonst eher als Heißsporn bekannte Iannone, sich besonders in der frühen Rennphase zurückzuhalten und den weicheren Reifen zu schonen, sodass er später im Rennen noch an Pace zulegen konnte. "Ich habe anfangs versucht, nicht zu viel zu pushen, weil ich auf dem weichen Reifen losgefahren bin", bestätigt er. "Es war wichtig, die Reifen zu schonen, die Räder nicht durchdrehen zu lassen, nicht zu sliden. Ich denke, meine Strategie war fantastisch." Ein weiterer Punkt, der den Ducatis vor dem Rennen Kopfzerbrechen bereitet hatte, war der relativ hohe Spritverbrauch. Auch dieses Problem aber bekam man gut in den Griff, so Iannone: "Ich konnte das Benzin gut haushalten. In der ersten Rennhälfte habe ich weniger Sprit benutzt, danach habe ich auf ein anderes Mapping umgeschaltet und hatte etwas mehr Leistung. Das war tolle Arbeit vom Team. "

Die angeknacksten Rippen störten dabei kaum mehr. "Ich bin überrascht, weil es sich von Tag zu Tag stark verbessert hat", erklärt der Ducati-Star. "Ich habe weniger Schmerzen und die Clinica Mobile und mein Physiotherapeut leisten tolle Arbeit. Im Rennen hatte ich leichte Schmerzen, aber ich hatte so viel Adrenalin, weil ich an der Spitze lag und eine gute Möglichkeit für meinen ersten Sieg sah, dass ich mich einfach aufs Fahren konzentrieren und sehr pushen konnte."

Für die restliche Saison hat sich der Italiener nun einiges vorgenommen. Er kündigt an: "Wir haben das Potential, um Podien zu kämpfen. Nach diesem Wochenende und nach dem Sachsenring denke ich, dass wir gute Chancen haben. Ich glaube, dass wir den Rest der Saison auch um manche Siege kämpfen können." Tatsächlich liegt Iannone dank seinem Sieg nun als bester Ducati-Pilot mit 88 Punkten auf dem sechsten Rang noch vor Andrea Dovizioso, den die Bologneser allerdings im Gegensatz zu Iannone für die nächste Saison behalten werden.