Dass das MotoGP-Wochenende am Red-Bull-Ring für ihn nicht einfach werden würde, war Marc Marquez schon im Vorhinein klar. Im Gegensatz zu den anderen Spitzenpiloten konnten er und Repsol-Honda-Teamkollege Dani Pedrosa nach dem Sachsenring-GP nicht in Spielberg testen, einzige Erfahrung blieben ein paar Runden auf Straßenmotorrädern im Frühsommer. Marquez am Donnerstag geäußerte Befürchtungen sollten sich am Freitag dann auch teilweise bewahrheiten. Über Rang zehn in der kombinierten Zeitenliste des ersten und zweiten Trainings kam er nicht hinaus, liegt somit also nach Tag eins auf dem Schleudersitz für den direkten Einzug in Q2, über 1,4 Sekunden fehlten ihm auf die Bestzeit von Andrea Dovizioso.

"Es war tatsächlich ein schwieriger Tag für mich", bestätigt Marquez. "Ich musste ja zuerst einmal die Linien mit dem MotoGP-Bike lernen. Ja, ich bin hier mit dem Straßenmotorrad gefahren, aber mit der MotoGP-Maschine ist alles viel enger, weil man einfach deutlich schneller unterwegs ist." Laut Marquez war mit dem Erlenen der Strecke das größte Problem an diesem Freitag aber noch nicht gelöst: "Wir mussten unglaublich viel am Setup arbeiten, denn wir waren am Beginn ziemlich weit von unserem Ziel weg, vor allem was die Elektronik betrifft. Da hatten wir schon eine wesentlich bessere Pace erwartet."

Während sich die Konkurrenz von Ducati oder Yamaha also im zweiten Training am Nachmittag auf Zeitenjagd begab, musste Marquez weiterhin an der Abstimmung schuften. "Uns ist nichts anderes übrig geblieben, als da hart zu arbeiten und uns gar nicht um Positionen zu kümmern", erklärt Marquez. Hier liegt aber auch das Ass im Ärmel seiner Lederkombi, dass der WM-Leader noch nicht ausgespielt hat. Denn Dovizioso, Iannone, Rossi und Co. zogen am Nachmittag den weichen Hinterreifen auf und erzielten damit ihre besten Zeiten, Marquez blieb wegen der Setuparbeit auf der härteren Mischung. Der Repsol-Honda-Pilot ist also wohl - vielleicht sogar deutlich - besser, als sein Freitagsergebnis verrät. "Marc spielt ein bisschen mit uns. Er könnte schneller fahren, als er das im Moment tut", vermutete auch Honda-Kollege Cal Crutchlow, der am Freitag fünf Ränge vor Marquez landete.

Marquez geht selbstsicher in den Samstag

Diese Theorie stütz auch Marquez' Ausblick auf das restliche Wochenende: "Wir werden am Samstag noch einmal etwas am Motorrad ausprobieren und dafür dann auch die weichere Mischung verwenden. Dann sehen wir wirklich, wo wir stehen. Ich denke aber, dass wir mittlerweile auf einem ganz guten Weg sind." Gegen Ducati rechnet sich der Weltmeisterschaftsführende zwar nur sehr geringe Chancen aus, aber zumindest seine Hauptkonkurrenten um den MotoGP-Titel 2016, die Yamaha-Stars Valentino Rossi und Jorge Lorenzo, hat Marquez fest im Visier. "Wir sind sehr nahe an ihnen dran", verspricht er.