Dass es für Cal Crutchlow am Sachsenring nach einem wenig erfreulichen Qualifying am Sonntag auf nasser Strecke doch noch gut laufen könnte, hatte er bereits mit einem zweiten Platz im Warm-Up angedeutet. Tatsächlich holte der Brite im Rennen dann mit Platz zwei sein erstes Saison-Podium.

Großes Risiko im Kampf um Platz zwei

Vom Startplatz 13 aus zeigte sich Crutchlow schon im Nassen früh bärenstark, machte eine Position nach der anderen gut. Er gab zu Protokoll: "Nach meiner Erfahrung am Vormittag wählte ich den härteren Vorderreifen. Ich wusste gestern schon, dass ich dieses Wochenende der Viertschnellste bin, habe aber das Qualifying vergeigt, weil ich den Reifen nicht auf Temperatur bekam." Er wechselte relativ spät, gemeinsam mit der Führungsgruppe, auf Slicks.

Der direkte Umstieg auf Slicks erwies sich als goldrichtig, so Crutchlow: "Man braucht Eier, wenn man gleich Slicks aufzieht. Ich hatte Intermediates erwartet. Aber ich denke, es war die richtige Lösung." Die Entscheidung überließ der Brite dabei ganz seiner Crew: "Das entscheidet, wer auch immer in der Garage ist. Die sehen die Linie und die sehen auf den Bildschirmen, was sie aufziehen müssen."

Nach dem Bikewechsel drehte er so richtig auf, in den letzten Runden kämpfte er sich erst an Andrea Dovizioso und dann sogar noch Scott Redding vorbei auf den zweiten Platz. Zum Duell mit Redding erklärte er nach dem Rennen: "Ich bremste extrem spät und die Front machte einfach zu. Ich dachte wirklich, ich ende im Kies. Ich dachte nur noch, verdammt, ich kann das Bike nicht mehr bremsen und fliege in Turn 11 hin. Ich war aber gewillt, etwas mehr Risiko zu gehen." Am Ende zahlte sich genau dieses Risiko aus, Crutchlow kam zwar neun Sekunden nach Sieger Marc Marquez, aber zwei Sekunden vor Andrea Dovizioso ins Ziel, der sich Redding auch noch schnappte.

Crutchlow: Große Fortschritte mit Satelliten-Honda

Sein erstes Saisonpodium führt Crutchlow auch auf signifikante Verbesserungen an seiner Satellitenhonda zurück. "Wir hatten bisher ein kompliziertes Jahr, das Bike ist schwierig zu fahren. Honda hat tolle Arbeit geleistet, es fühlt sich jetzt viel besser an", erläutert der Brite und präzisiert: "Wir arbeiten jetzt näher mit Honda zusammen. Wir haben in Malaysia neue Michelins und einige Elektroniksettings getestet. Sie hören auf meine Anmerkungen." Tatsächlich konnte Crutchlow mit Platz zwei seine Ausbeute an WM-Punkten auf 40 Zähler verdoppeln und ist damit im Klassement nun auf Platz 14.

Auch wenn Crutchlow nach dem Rennen scherzte, dass er schon etwas enttäuscht wäre, nicht gewonnen zu haben, zollte er Sieger Marquez doch höchsten Respekt: "Marc hätte auf meinem Bike heute genauso gewonnen. Manche glauben, sobald sie auf ein Werksbike springen, gewinnen sie. Aber das ist nicht so."

Nun steht aber für Crutchlow erst einmal eine ganz andere Herausforderung an: Der LCR-Pilot erwartet in den nächsten Wochen sein erstes Kind mit seiner Frau Lucy, die deshalb ausgerechnet an seinem Erfolgswochenende zum ersten Mal in dieser Saison nicht dabei sein konnte. Crutchlow wird gleich nach dem Spielberg-Test heim auf die Isle of Man fliegen, um bei der Geburt dabei zu sein.