Mit einem solchen Auftakt ins Deutschland-Wochenende hätte wohl niemand gerechnet. Jungspund Maverick Vinales verdrängte den bisher unangefochtenen Sachsenring-Meister Marc Marquez von der Tagesbestzeit. Und das mit Abstand. Ganze 0.656 Sekunden fehlen dem Honda-Piloten auf Vinales, zwischen die beiden hat sich sogar noch Andrea Iannone gedrängt. Doch wie konnte es zur Vinales-Übermacht kommen?

Fragt man den Suzuki-Piloten selbst, liegt es vor allem an der Arbeit am Motorrad. Anders gesagt: Das neue Chassis, das Vinales seit privaten Tests in Barcelona fährt, ist Gold wert. "Es bietet mir etwas mehr Grip und die Kurven fallen mir damit auch leichter", erklärt Vinales, der große Hoffnungen in diese Verbesserung setzt. "Ich denke, es wird mir helfen, weil ich mehr Grip habe und dadurch weniger Gas verwenden muss. Das macht die Reifen haltbarer."

Das ist nach Vinales' Ansicht auch bitter nötig, denn die Erinnerungen aus dem Vorjahr lassen den Spanier erschaudern. "Das Bike war langsam", erinnert er sich. Unrecht hat Vinales nicht, im vergangenen Jahr reichte es im Rennen gerade einmal für einen elften Rang. Dementsprechend angewiesen war Vinales' Team auf brauchbares Material. "Auf dieser Strecke haben wir im Vergleich zu letzten Jahr so etwas wirklich gebraucht", gibt der Suzuki-Pilot zu.

Probleme gibt es überall

Problemlos ging der verregnete Freitag dann aber doch nicht an Vinales vorbei, auch wenn das mit einer Fabelzeit von 1:22.161 im FP2 kaum denkbar ist. "Mein Bike ist viel gerutscht", erklärt der Spanier. "Aber ich bin trotzdem Vollgas gefahren." Das Großprojekt für morgen ist also, die GSX-RR stabiler zu machen, damit man für den potenziellen ersten Sieg gewappnet ist. Große Schwierigkeiten sieht Vinales in dieser Aufgabe aber nicht. "Wir wissen aber, wie das geht. Auf manchen anderen Strecken hatten wir dasselbe Problem."

Die eigentliche Aufgabe darin besteht, das gute Kurvenverhalten des Bikes, das Vinales am Freitag so schnell gemacht hat, nicht zu Gunsten der Stabilität aufzugeben. "In den Kurven bin ich aber stark. Wenn wir jetzt das Bike groß verändern, verlieren wir die gute Leistung in den Kurven vielleicht", gibt der Suzuki-Pilot zu. Team und Fahrer müssen einen Kompromiss finden, denn die Rundenzeiten vom Regen-Freitag werden im Qualifying kaum zählen. Für Samstag ist nämlich Sonnenschein angekündigt und auch das Rennen soll unter schönen Bedingungen stattfinden. Vinales' Strategie für die kommenden Tage ist deshalb: "Es ist wichtig, ein gutes Qualifying zu fahren und in der ersten Rennrunde ganz vorn zu sein."