Jack Miller war am Sonntag in Assen der gefeierte Außenseiter. Einer, der die Chance auf diese schöne Position ebenfalls hatte, sie aber selbst vergab, ist Yonny Hernandez. Der Kolumbianer war der überragende Mann der Startphase. Von Platz sechs aus - sein mit Abstand bestes Qualifying-Ergebnis dieser Saison - pflügte Hernandez in den ersten Runden regelrecht durchs Feld. Egal ob Marc Marquez, Andrea Dovizioso oder Valentino Rossi - die Superstars der MotoGP mussten den Underdog aus dem Aspar-Team reihenweise ziehen lassen, bis zur dritten Runde hatte er sie alle überholt und führte den Grand Prix der Niederlande an.

Hernandez fuhr sowohl auf der trocknenden Strecke zu Beginn des Rennens als auch bei wieder einsetzendem Starkregen der Konkurrenz auf und davon, schraubte seinen bis Runde zehn auf fast vier Sekunden. Im übernächsten Umlauf passierte dann aber das Unglück. Hernandez übertrieb es in Kurve eins, rutschte aufgrund des dort bereits stehenden Wassers aus und landete im Kies. "Das Vorderrad ist plötzlich ein wenig eingeklappt. Ich habe noch versucht, es irgendwie mit dem Knie abzufangen, aber es ist mir leider nicht mehr gelungen", erläutert Hernandez.

Im strömenden Regen war Hernandez zunächst noch pfeilschnell, Foto: Aspar
Im strömenden Regen war Hernandez zunächst noch pfeilschnell, Foto: Aspar

Zumindest konnte er seine Ducati wieder in Gang bringen und so das Rennen fortsetzen. Aufgrund der Flag-to-Flag-Regel durfte Hernandez sogar an die Box kommen und auf sein Ersatzbike wechseln, mit dem er zurück auf die Strecke ging. Nur eine Runde später, in Lap 13, flog er aber auch auf diesem Motorrad ab. Damit war sein Rennen endgültig vorbei. Auch der Abbruch in Runde 15 half da nichts, weil dadurch das Ergebnis am Ende von Lap 14 für die neue Startaufstellung herangezogen wurde und Hernandez da schon nicht mehr im Klassement war.

"Es ist unglaublich schade. Das hätte das Rennen meines Lebens werden können", seufzte Hernandez im Anschluss an seine heroische, aber unbelohnte Fahrt. "Ich war mir so sicher, dass ich dieses Rennen gewinnen kann. Nie hatte ich das Gefühl, dass ich am Limit war. Eigentlich war alles unter Kontrolle." Die Betonung muss hier wohl auf 'eigentlich' liegen, denn der Crash passierte dennoch. "Bis dahin war es aber natürlich ein großartiges Rennen für uns", will Hernandez das Positive aus diesem Rennen mitnehmen. "Ich bin schon stolz, neun Runden eines MotoGP-Rennens angeführt zu haben. Hoffentlich bekomme ich diese Chance noch einmal und mache dann nicht wieder so einen Fehler."