Dritte Nullnummer für Valentino Rossi im achten Saisonrennen! Zum zweiten Mal nach Austin muss der Mann mit der Nummer 46 in diesem Jahr selbstverschuldet die Heimreise ohne Weltmeisterschaftspunkte antreten. In einem Rennen, das eigentlich absolut für ihn lief, warf Rossi unbedrängt in Führung liegend seine Yamaha in den Kies und wurde so vom großen Sieger zum großen Verlierer des Tages. Vor allem, weil Marc Marquez so einen Platz erbte und mit Rang zwei am Ende 20 wertvolle Punkte einfuhr, was Rossis Rückstand in der WM auf 42 Zähler anwachsen ließ.

Rossi stürzt mit Sieg vor Augen

"Es ist extrem schade, denn heute wäre eine sehr gute Möglichkeit gewesen, um in der Weltmeisterschaft Punkte gutzumachen", weiß Rossi selbst. "Vor allem auf Lorenzo, der an diesem Wochenende in großen Schwierigkeiten war, aber auch auf Marc." Lange Zeit deutete auch alles daraufhin, dass Rossi gegenüber seinen WM-Rivalen aufholen würde. Denn Lorenzo fuhr nur irgendwo am Ende des Feldes ein desaströses Rennen und auch Marquez konnte die Pace Rossis, der den Grand Prix nach dem regenbedingten Abbruch und Neustart anführte, nicht mitgehen.

Rossi führte das Rennen nach dem Restart vor Dovizioso an, Foto: Yamaha
Rossi führte das Rennen nach dem Restart vor Dovizioso an, Foto: Yamaha

Etwa zwei Runden nachdem er die Führung von Andrea Dovizioso übernommen hatte, stürzte Rossi auf dem nassen TT-Circuit von Assen aber wie so viele andere Piloten aus dem Rennen. "Ich hatte im Gegensatz zur ersten Rennhälfte vor dem Abbruch den weichen Hinterreifen aufgezogen und damit habe ich mich noch besser gefühlt. Ich hatte mehr Grip am Hinterrad und habe mich deshalb dazu entschieden, ordentlich zu pushen", erklärt Rossi.

Genau dieser zusätzliche Grip war es aber, der Rossi in Kombination mit seinem Ehrgeiz teuer zu stehen kommen sollte: "Ich bin aus Kurve neun viel schneller herausgekommen als vor der Unterbrechung, weil ich das Gas wesentlich früher aufmachen konnte. Somit bin ich vier oder fünf Stundenkilometer schneller zum Bremspunkt von Kurve zehn gekommen. Dann habe ich einfach die Kontrolle über das Vorderrad verloren. Ich war zu schnell."

Unnötiges Risiko kostet Rossi wertvolle Punkte

Ein untypischer Fehler für Taktikfuchs Rossi, der den Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Marquez bereits auf mehr als zwei Sekunden geschraubt hatte. "Eine Runde wollte ich noch pushen, um einen ordentlichen Vorsprung herauszufahren, den ich dann verwalten kann", erläutert Rossi seine Strategie. "Ich habe es aber einfach übertrieben. Das war ein echt dummer Fehler von mir, denn ich war eigentlich schon relativ weit vorne, konnte die Motoren der anderen Fahrer schon gar nicht mehr hören. Etwas weniger Risiko hätte da auch gereicht."

Nach Doviziosos Sturz war Rossi bereits allein auf weiter Flur, Foto: Tobias Linke
Nach Doviziosos Sturz war Rossi bereits allein auf weiter Flur, Foto: Tobias Linke

Rossi war nach seinem Sturz am Boden zerstört. Verzweifelt versuchte er, seine Yamaha noch einmal zu starten, doch die Mühen waren vergebens. Rossi ließ den Kopf ungläubig auf den Tank der M1 knallen. "So ein Rennen zu verlieren, ist sehr schmerzhaft", so der große Routinier. "Ich war das ganze Wochenende über in allen Sessions so präzise. Keinen einzigen Fehler habe ich gemacht, während alle anderen Fahrer gestürzt sind. Heute habe ich genau einen Fehler gemacht. Den aber leider genau zum falschen Zeitpunkt."