Das MotoGP-Qualifying zum Grand Prix der Niederlande war auf dem besten Weg dazu, ein echtes Favoritensterben zu werden. Marc Marquez hatte seine Honda schon in der ersten schnellen Runde in den Kies geworfen, Jorge Lorenzo kämpfte auf feuchter Strecke einmal mehr mit sich und seiner Maschine und auch Valentino Rossi lag lange nur im hinteren Bereich des Feldes. Am Ende war es Rossi, der mit Startposition zwei das beste Ende der drei Titelanwärter für sich hatte. Marquez startet von P4, Lorenzo nur vom enttäuschenden zehnten Rang.

Ein Spaziergang war es aber auch für Rossi nicht, in Reihe eins zu fahren. Er begann Q2 wie fast alle anderen Piloten auf Regenreifen, was sich aber schon bald als nicht zielführend erwies. "Mein Plan war eigentlich, am Beginn des Qualifying sofort auf die Strecke zu gehen und bis zum Ende draußen zu bleiben. Nach drei Runden habe ich aber schon gemerkt, dass ich mich mit dem Regenreifen nicht mehr steigern kann, weil es an manchen Stellen schon vollkommen trocken war", erklärt Rossi. "Ein Qualifying bei solchen Bedingungen ist immer tückisch. Hier in Assen ist es aber besonders schwierig, weil sich die Streckenverhältnisse innerhalb von fünf Minuten vollkommen ändern können. Der Asphalt trocknet irrsinnig schnell. Im Qualifying hatten wir schon wieder ganz andere Bedingungen als noch im vierten Training."

Rossi ließ sich von wechselnden Bedingungen nicht aus der Ruhe bringen, Foto: Yamaha
Rossi ließ sich von wechselnden Bedingungen nicht aus der Ruhe bringen, Foto: Yamaha

Tatsächlich reichte eine gute halbe Stunde zwischen FP4 und Q2, um eine einigermaßen trockene Linie auf dem TT-Circuit von Assen zu erhalten. Möglich ist das durch einen besonderen Asphalt und das Profil der Strecke, welche in der Mitte etwas überhöht ist und so ein besseres Ablaufen des Wassers ermöglicht. So musste Rossi wegen der trocknenden Strecke seinen verschlissenen Regenreifen am Hinterrad gegen einen neuen austauschen, mit dem ihm nur noch eine Runde Zeit blieb. "Für einen Intermediate schien es mir zu nass", verrät Rossi.

Rossi muss abliefern

So musste Rossi nach seinem Strategiewechsel von keinen auf einen Stopp in einer einzigen Runde alles auf seinem neuen Regenreifen herausholen. "Ich musste ziemlich viel Risiko nehmen, weil ich nur auf dem achten oder neunten Rang war", blickt er zurück. "Im Endeffekt war es aber die richtige Entscheidung und es hat gut funktioniert." Rossi gelang eine einigermaßen schnelle und fehlerfreie Runde, wodurch er sich nur Andrea Dovizioso geschlagen geben musste, der in Rossis Windschatten zu seiner ersten Pole seit Katar 2015 fuhr. "Es ist zwar etwas schade, dass es nicht zur Pole Position gereicht hat, aber das Wichtigste ist, dass ich in der ersten Reihe stehe", stellte Rossi zufrieden fest.

Damit hat sich der neunfache Assen-Sieger nämlich in eine ideale Position für den zehnten Triumph am Sonntag gebracht. Vorausgesetzt natürlich, das Wetter spielt am Sonntag in den Niederlanden nicht wieder verrückt. Denn dann ist alles möglich, wie Rossi selbst weiß: "Ich hoffe auf ein Trockenrennen, weil ich da auf jeden Fall konkurrenzfähig bin. Das hat meine Pace am Samstagmorgen gezeigt. Wenn es regnet, kann ich nur hoffen, dass ich schnell bin."

Außerdem wird Rossi dann wie alle anderen Piloten hoffen müssen, dass er sich nicht im Kies wiederfindet. Im regennassen FP4 fielen die Fahrer nämlich wie die Fliegen. "Solche Verhältnisse sind wirklich schwer. Da macht man ganz leicht einen Fehler, auch wenn man echt langsam unterwegs ist. Ich bin in FP4 viele Runden gefahren, aber es hat sieben oder acht gedauert, bis der Vorderreifen ein wenig Grip bekommen hat. Wenn man schon früher pusht, dann stürzt man. Das ist eine große Gefahr für alle Piloten", ist Rossi überzeugt.