Eine MotoGP-Maschine während der Saison weiterzuentwickeln, wurde in den vergangenen Jahren zunehmend schwerer. Die Testfahrten wurden massiv eingeschränkt, Motorenentwicklung ist für die erfolgreichen Hersteller verboten. Seit dieser Saison wurden die Werke noch dazu ihrer ausgefeilten Elektronik beraubt, ein Standard-System von Magneti Marelli hielt Einzug. Die Entwicklungsmöglichkeiten? Auch hier begrenzt.

Als einzig große Baustelle, auf der die Hersteller noch schuften können, ist somit der Rahmen der MotoGP-Prototypen geblieben. Bei den Testfahrten am Montag nach dem Katalonien-GP in Barcelona testeten Yamaha, Honda und Suzuki neue Rahmen, alle drei mit dem Gedanken, diese auch beim kommenden Rennen in Assen Ende Juni zu verwenden. Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn jeder der drei Hersteller hatte andere Beweggründe, ein neues Chassis auszuprobieren. Auch die Erfolge waren unterschiedlich. Motorsport-Magazin.com klärt auf:

Yamaha jagt Speed

Noch mehr Speed! Yamaha kriegt nicht genug, Foto: Milagro
Noch mehr Speed! Yamaha kriegt nicht genug, Foto: Milagro

Yamaha ist mit seiner M1 aktuell mehr als zufrieden. Die Maschine ist aktuell die wohl schnellste im Feld der MotoGP-Klasse, vor allem die Fahrbarkeit ist hervorragend. Das alles bedeutet aber nicht, dass man nicht doch noch hier und da ein paar Tausendstelsekunden herauskitzeln kann. "Man will die Kurven immer noch schneller fahren", schmunzelt Valentino Rossi.

Zu diesem Grund brachte man bei Yamaha ein völlig neues Chassis nach Barcelona, das nichts mit der Version der Vorsaisontests, die den Tank im Heck trug, gemein hat. "Dieser neue Rahmen ist dem, den wir derzeit fahren, recht ähnlich. Ein paar Unterschiede gibt es aber schon", verrät Rossi. "Ich habe mich damit relativ wohlgefühlt, auch wenn ich nur einen Run damit gefahren bin."

Rossi probierte das Chassis aber am Dienstag bei einem Privattest von Yamaha unter Ausschluss der Öffentlichkeit noch einmal intensiver aus. "Wenn dieser Test gut verläuft, können wir es in Assen verwenden", war Rossi sicher. Auch ein neuer Schwungarm könnte im Gepäck von Rossi und Lorenzo sein, der sich mit den neuen Teilen ebenfalls wohl fühlt: "Dieses Chassis hat auf jeden Fall ein paar Vorteile. Ich bin zufrieden damit."

Honda sucht Fahrbarkeit

Die 2016er-Honda ist nur schwer zu bändigen, Foto: Repsol
Die 2016er-Honda ist nur schwer zu bändigen, Foto: Repsol

Ganz anders als bei Erzfeind Yamaha ist die Ausgangslage bei Honda. Die RC213V dieses Jahres ist zweifelsohne schnell, allerdings alles andere als leicht fahrbar. Das liegt teilweise an Motor und Elektronik, doch auch das Chassis trägt seinen Teil dazu bei. Der in Barcelona getestete, neue Rahmen sollte die Honda also etwas zähmen. Gelungen ist das maximal bedingt. "Ich kann nicht behaupten, dass wir wirklich zufrieden sind. Eine große Verbesserung konnte ich leider nicht erkennen", meinte Marc Marquez, der zuvor noch große Hoffnungen in den Test gelegt hatte. "Ich habe mehr erwartet."

Marquez empfand das neue Chassis im Vergleich mit seinem bisherigen - das nun auch weiterhin verwendet wird - sogar als insgesamt schlechter, wollte aber dennoch ein paar Aspekte transferieren. "Es gibt ein paar Dinge, die wir verwenden können. Daran müssen wir jetzt arbeiten", so Marquez. Eine Leistungsexplosion wie im Vorjahr, als Marquez mit einem anderen Chassis nach Barcelona völlig der Knopf aufging, ist in dieser Saison also wohl eher nicht zu erwarten.

Suzuki kämpft gegen Reifenverschleiß

Vinales hatte nicht nur in Barcelona in der Endphase das Nachsehen, Foto: Repsol
Vinales hatte nicht nur in Barcelona in der Endphase das Nachsehen, Foto: Repsol

Unter einem wieder anderen Problem leidet Suzuki. Die GSX-RR ist schnell und grundsätzlich gut fahrbar, hat aber ein großes Manko. Die Maschine gilt als Reifenfresser, weshalb Maverick Vinales und Aleix Espargaro in der Schlussphase der bisherigen Saisonrennen regelmäßig zurückfielen. Der Grund: Die Maschine lässt sich am Kurvenausgang zwar gut lenken, allerdings nur durch das kräftige Öffnen des Gashahns, was Wheelspin am Hinterrad zur Folge hat und so eine engere Linie ermöglicht.

Das wirkt sich natürlich extrem negativ auf den Reifenverschleiß aus. "Mit dem neuen Chassis können wir den Grip sicher besser halten", ist Vinales überzeugt. "Wir haben einen direkten Vergleich mit denselben Reifen durchgeführt und es war klar erkennbar, dass wir einen Fortschritt gemacht haben. Ich denke, wir werden diesen Rahmen in Assen nutzen." Das sich auch Vinales' Teamkollegen Aleix Espargaro so entscheidet, ist eher unwahrscheinlich. Er versuchte sich mit dem neuen Rahmen bereits im Katalonien-GP und war damit alles andere als zufrieden.