Jedes MotoGP-Rennen beantwortet viele Fragen. Doch an einem Rennwochenende gibt es nichts Schöneres, als eben diese Fragen schon im Vorfeld auszuformulieren. Diese Brennpunkte beschäftigen die MotoGP-Fans beim Rennen in Barcelona:

Gehen die Yamaha-Motoren wieder reihenweise hoch?

Es war ein peinliches Bild, das Yamaha am Rennsonntag in Mugello abgegeben hat. Im Warm Up am Morgen fährt Jorge Lorenzo mit seiner M1 rechts ran - Motorschaden! Nur wenige Stunden später ereilt Valentino Rossi das gleiche Schicksal auf der Jagd nach dem Sieg. Auch die Yamaha des Doktors wurde langsamer und stieß eine große Rauchwolke aus - zur großen Enttäuschung von Rossi und gefühlt 99,9% der über 100.000 Zuschauer vor Ort.

Im Werk hat man seitdem mit Sicherheit fieberhaft daran gearbeitet, dass in Barcelona eine derartige Defektserie nicht mehr vorkommt. Auch vor Mugello war die Yamaha für ihre Zuverlässigkeit bekannt. Deshalb sollten die Motorschäden in Mugello unter die Kategorie "Zufallstreffer" einzuordnen sein. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Yamahas Auftritt verheerend an den von Suzuki beim Wildcard-Comeback 2014 in Valencia erinnerte.

Wie geht die Geschichte "Lorenzo/Marquez vs. Rossi/Vinales" weiter?

Rossi und Vinales sollen sich im Qualifying abgesprochen haben, so der Vorwurf von Lorenzo und Marquez, Foto: Yamaha
Rossi und Vinales sollen sich im Qualifying abgesprochen haben, so der Vorwurf von Lorenzo und Marquez, Foto: Yamaha

Jorge Lorenzo und Marc Marquez ließen in Mugello aufhorchen. Nicht nur mit ihrem tollen Duell um den Rennsieg in den Schlussrunden, sondern schon mit Aussagen nach dem Qualifying. "Ich habe gesehen, dass Vinales Valentino geholfen hat. Es sieht so aus, als ob sie sich abgesprochen hätten", klagte Marquez in Mugello. Und Lorenzo trat nach: "Wenn es Zufall war, dann ist dieser Zufall fünf oder sechs Mal eingetreten. Das ist schon eher unwahrscheinlich." Rossi konnte über diese Vorwürfe nur lachen. Der Doktor räumte aber gleichzeitig ein, dass es eine gewisse Hilfestellung gab.

"Wenn man auf der Strecke ist, versucht man eigentlich immer einem schnellen Fahrer zu folgen. Vor allem Piloten, die noch nicht so lange in der MotoGP sind. Ich bin hinter Maverick geblieben, weil ich mir ansehen wollte, wie er fährt. Er ist dabei nicht langsamer geworden und hat weiter gepusht. Iannone macht das beispielsweise auch so und wenn ich vorne bin, bleibe ich auch am Gas", erklärte Rossi. Fakt ist: Sowohl Rossi als auch Vinales verfolgen im Qualifying die Taktik, erst dann rauszugehen, wenn die meisten Fahrer schon auf der Strecke sind, um nicht im Verkehr hängen zu bleiben. Ob es dann auch in Barcelona zu einer gegenseitigen Hilfe kommt, bleibt abzuwarten.

Kann Ducati in Barcelona wirklich um den Sieg kämpfen?

In Mugello holte Ducati zuletzt das beste Saisonergebnis 2016, nun soll dieses noch übertroffen werden. Die Schwachstelle, die es zu beseitigen gilt, hat Andrea Dovizioso schon ausgemacht: "Wir sind in den Trainings konstant schnell, können dann aber nicht um den Rennsieg kämpfen", meinte der Italiener. In Barcelona wird es für Ducati aber doppelt schwer, denn der Kurs gilt weder für die Fahrer, noch für das Bike als Paradestrecke. Das letzte Ducati-Podium in Barcelona holte Casey Stoner, der 2010 Dritter wurde. Andrea Doviziosos bestes Barcelona-Ergebnis für die Roten ist Rang sieben. Andrea Iannone sah nur dank der Stürze der besser postierten Konkurrenz im Vorjahr die Zielflagge als Vierter. Keine guten Voraussetzungen als für eine Ducati-Sternstunde.

Gelingt Honda/Marquez die Revanche für die bittere Fotofinish-Niederlage?

Marc Marquez ging in Mugello als Führender aus der letzten Kurve und wurde noch abgefangen, Foto: HRC
Marc Marquez ging in Mugello als Führender aus der letzten Kurve und wurde noch abgefangen, Foto: HRC

Marc Marquez sah nach einer hart umkämpften letzten Runde schon wie der Sieger aus, als es zurück auf Start-Ziel ging. Doch auf den letzten Metern wurde der Spanier noch von Jorge Lorenzo abgefangen und letztlich um 19 Tausendstel geschlagen! Hondas Schwachstelle, die Beschleunigung, hatte aus Sicht von Marquez also fatale Auswirkungen auf den Ausgang des Rennens. Mit den Heimfans im Rücken brennt Marquez auf eine Revanche in Barcelona. "Nichts ist mit einen Rennen vor heimischen Publikum zu vergleichen, wenn auch noch dein Fanclub vor Ort ist. Das lässt dich gut fühlen und ist eine zusätzliche Motivation", weiß Marquez.

Was tut sich auf dem Fahrermarkt?

Noch immer sind lange nicht alle MotoGP-Plätze für 2017 belegt, das Transferkarussell dreht sich munter weiter. Suzuki, KTM und Aprilia haben jeweils noch einen Sitz zu vergeben, auch die begehrteren Privatteams werden langsam von der Gerüchte-Welle erfasst. Dem Vernehmen nach soll es auch in Barcelona wieder zur ein oder anderen Bekanntgabe kommen. Das neueste Menü aus der Gerüchteküche: Pol Espargaro soll vor einem Wechsel zu Avintia-Ducati stehen und dort im nächsten Jahr eine GP16 pilotieren. Wir sind gespannt, was an diesem Gerücht dran ist, und was die Silly Season an diesem Wochenende noch so alles parat hält.