Der SepangClash hat die MotoGP verändert, das steht längst fest. Doch so weit wie in Mugello sollte es eigentlich niemals kommen. Italien ist erklärtes Rossi-Land, dementsprechend viele Fans zieht der Doktor dortzulande an. Für die erklärten Erzfeinde Rossis, Marc Marquez und Jorge Lorenzo, kann es da schon mal gefährlich werden. So gefährlich, dass die Dorna um die Sicherheit der Top-Stars bangt und für die beiden einen Personenschutz engagiert hat.

Die Herangehensweise an diesen Umstand könnte zwischen Marquez und Lorenzo aber nicht unterschiedlicher sein. Weltmeister Lorenzo scheint die Sache weniger ernst zu nehmen als Kollege Marquez. "Ich weiß nicht, ob die Bodyguards im Fahrerlager notwendig sind, aber draußen vielleicht", fasst der WM-Führende zusammen. "In Italien gibt es viele Fans und man weiß nie, wie sie reagieren." Zuletzt wartete Lorenzo noch mit einer schlagfertigen Antwort auf: "Die Bodyguards sind nun mal da. Wenn wir sie nicht brauchen, okay. Aber wenn doch, dann sind sie da und machen ihre Arbeit."

Marc Marquez und Jorge Lorenzo sind in Italien alles andere als beliebt, Foto: Repsol Honda
Marc Marquez und Jorge Lorenzo sind in Italien alles andere als beliebt, Foto: Repsol Honda

Ganz anders Marquez. Während Lorenzo das Theater eher zu amüsieren scheint, schaltet der ehemalige Weltmeister auf Konfrontationsvermeidung. "Ich habe mich seit gestern sehr wohl gefühlt. Die Fans kamen und haben mich nach Bildern und Autogrammen gefragt", erklärt Marquez. "Heute Morgen bin ich aus dem Motorhome gekommen und habe den Bodyguard gesehen. Ich habe der Dorna schon gesagt, dass ich keinen brauche." Gerade für Rossis Hassobjekt Marquez könnte es in Mugello aber wirklich gefährlich werden. Davon will der Betroffene selbst aber nichts wissen. "Ich will mich normal fühlen. Ich denke, wir sind in einem Sport, in dem nichts passieren kann. Ich fühle mich gut hier."

Gegenüber der italienischen 'Gazzetta dello Sport' äußerte sich auch Lokalmatador Rossi zu den Bodyguards seiner Konkurrenten. "Ich finde, dass sie unnötig sind", stellt Rossi klar. "Das Wichtigste ist, dass man sich klug verhält, jubelt, aber dabei nicht übertreibt. Der Respekt vor den Piloten hat Vorrang vor allem." Damit richtet der Doktor auch ein Wort an seine Fans und die von allen anderen Fahrern im Feld. "Ich rede von Respekt, die die Fans vor jedem Fahrer haben sollen, aber auch vor dem Sport oder vor Menschen grundsätzlich", erklärt er. "Sie können jubeln, ohne den Gegner zu beleidigen."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Das es im 67. Austragungsjahr der Motorradweltmeisterschaft zu solchen Zuständen kommen muss, erklärt die derzeitige Lage der MotoGP ohne Worte und ist vor allem ziemlich traurig. Unstimmigkeiten und gespaltene Fanlager gab es immer und wird es immer geben, das ist Teil des Sports. An ein solches Ausmaß der Auseinandersetzung kann ich mich jedoch nicht erinnern. Für den Sport und vor allem für die Fans ist es ein Armutszeugnis und ein Paradebeispiel dafür, was ein übermäßiger Personenkult ausmachen kann. Für Lorenzo und Marquez ist die Reaktion der Dorna auf die nicht zu ändernden Umstände aber vielleicht sogar wichtig, sollte ihre Sicherheit wirklich in Gefahr sein.(Sophie Riga)