Die Faszination der Dutch TT ist ungebrochen - und das schon seit neun Jahrzehnten. Immerhin ist der Rundkurs in den Niederlanden seit Beginn der WM-Austragungen 1949 im Kalender und nicht einmal ausgefallen. Doch die Geschichte der Dutch TT nahm schon viel früher ihren Lauf. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die 'Kathedrale' Assen im Wandel der Zeit.

Die Anfänge

Der Beginn des Mythos Assen fiel auf einen Samstag vor etwas mehr als 90 Jahren. Am 11. Juli 1925 wurde im Nordosten der Niederlande der erste Lauf der Dutch TT ausgetragen. 'TT' steht für 'Tourist Trophy' und leitet sich von der legendären Isle of Man-TT ab, die bereits seit 1907 ausgetragen wurde. Eine permanente Rennstrecke gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, die Rennen wurden auf öffentlichen Straßen zwischen den Ortschaften Rolde, Borger und Schoonloo gefahren.

In Rolde begann und endete das Rennen, das sich über 28.4 Kilometer zog. Der erste Sieger der Assen TT war der 27-Jährige Piet van Wijngaarden, der mit einer 500cc-Norton und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 91.4 km/h gewann. Im darauffolgenden Jahr konnte van Wijngaarden seinen Erfolg wiederholen. Organisiert wurde das Event vom Motorclub 'Assen & Omstreken', der sich bereits 1922 gründete.

Im Jahr 2009 wurden die Kerbs in Assen überarbeitet, Foto: Milagro
Im Jahr 2009 wurden die Kerbs in Assen überarbeitet, Foto: Milagro

Die Dutch TT wird international

Im Folgejahr 1926 wurde erneut eine TT ausgetragen, diesmal zog sie jedoch weiter westlich nach Assen. Der neue Kurs wurde auf 16.5 Kilometer verkürzt. Auf einer richtigen Rennstrecke wurde das Rennen aber immer noch nicht ausgetragen, die Piloten duellierten sich weiterhin auf öffentlichen Straßen. Ein Jahr später, 1927, wurde das Rennen ein internationales Event und damit für Rennfahrer aus allen Ländern zugänglich.

Dieser Kurs blieb vorerst endgültig, bis zum 24. Austragungsjahr 1954 hielten die Veranstalter an dieser Strecke fest. Zwischen 1940 und 1945 fielen die Läufe aufgrund des Zweiten Weltkriegs natürlich aus. Jedoch bereits im Folgejahr 1946 konnten die Niederländer nicht auf ihre TT verzichten und nahmen das Renngeschehen wieder auf, vorerst aber nur auf nationaler Ebene. Erst 1947 wurde die TT wieder für Motorradsportler aus der ganzen Welt zugänglich.

Der Wechsel auf die Rennstrecke

Erst die 25. Ausgabe der TT im Jahr 1955 wurde auf einer tatsächlichen Rennstrecke ausgetragen. Der speziell gebaute Kurs war 7.7 Kilometer lang und konnte erstmals auch für Gespanne freigegeben werden. Zuvor war dies nicht möglich gewesen.

2013 feierte Valentino Rossi in Assen seinen ersten Sieg nach der Rückkehr zu Yamaha, Foto: Yamaha Factory Racing
2013 feierte Valentino Rossi in Assen seinen ersten Sieg nach der Rückkehr zu Yamaha, Foto: Yamaha Factory Racing

Diese Strecke wurde 29 Jahre lang genutzt, bis sie im Jahr 1984 einer radikalen Renovierung und Umbau unterzogen wurde. Zum Opfer der Bauwut wurde die Nordschleife der Strecke, die um ganze 1.5 Kilometer gekürzt wurde. Damit fiel die gesamte Streckenlänge auf 6.1 Kilometer zurück. Fünf Jahre später wurde der TT Circuit nochmals überarbeitet. Unter anderem wurde die Breite der Strecke von drei auf zehn Meter aufgestockt.

Die Dutch TT heute

Im Jahr 1992 sah der TT Circuit bereits aus wie heute, doch in diesem Jahr fand dennoch eine große Veränderung statt. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde die Rennstrecke komplett vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten. Zuvor war sie, außer während Veranstaltungen, noch immer Teil des allgemeinen Straßenverkehrs gewesen. In den Jahren 2005 und 2006 wurde die Streckenlänge erneut gekürzt und liegt seither bei 4,555 Kilometern. 2010 wurde das Ende der Gegengerade auf 2542 Meter verkürzt, um die Strecke für die Motorrad-WM schneller zu machen.

Seither wurde am Layout der Strecke nichts mehr verändert, lediglich für mehr Zuschauer-Komfort wurde mit zusätzlichen Parkplätzen und anderen Umbauten gesorgt. Die Vergrößerung von Kiesbetten und neue Schutzzäune steigerte gleichzeitig die Sicherheit der Fahrer. Damit stellten die heutigen Veranstalter sicher, dass MotoGP-Vermarkter Dorna den Vertrag mit dem Assen-TT-Circuit bis 2021 verlängert. Für die nächsten fünf Jahre behält die TT also ihre Vormachtstellung als ältestes Rennen im Kalender.