Im MotoGP-Paddock wird die Front gegen die Winglets immer breiter. Am Samstag in Le Mans brachte Marc Marquez einen weiteren Grund vor, warum die Flügel an den Motorrädern schon bald der Geschichte angehören sollten. Nach Meinung des Repsol-Honda-Piloten machen sie das Racing in der MotoGP schlechter und seien der Grund, warum es in dieser Saison in allen vier Grands Prix in der zweiten Rennhälfte keinen Führungswechsel mehr gab.

"Die Winglets machen das Überholen wirklich schwierig", hält Marquez fest. "Es ist wie in der Formel 1. Wenn man hinter einem anderen Motorrad mit Flügeln nachfährt, hat man keinen Abtrieb und kann sich kaum an ihm vorbeibremsen." Tatsächlich wird dies seit Jahren als Grund für das schlechte Racing in der Formel 1 angesehen, dass der Königsklasse auf vier Rädern in der jüngsten Vergangenheit so viele Fans gekostet hat.

Bisherige Warnungen ohne Erfolg

Könnte dies die Entscheidungsträger bei MotoGP-Promoter Dorna, Motorradweltverband FIM, Teamvereinigung IRTA und Herstellerbund MSMA zum Einlenken bewegen und so ein Verbot der Winglets, etwa mit Saisonende, ermöglichen? Vor allem die Dorna ist in erster Linie an einem guten Produkt interessiert, dass möglichst viele Leute sehen wollen.

Im Vorjahr wurde, mit weniger Flügeln, mehr überholt, Foto: Yamaha
Im Vorjahr wurde, mit weniger Flügeln, mehr überholt, Foto: Yamaha

Alle bisherigen Bedenken stießen ja größtenteils auf taube Ohren. Da wäre einerseits der optische Standpunkt. Kaum jemand, egal ob Fan oder Fahrer, kann sich mit Flügeln an einem Motorrad wirklich anfreunden, ein ästhetischer Gewinn sind sie für die MotoGP also sicher nicht. Dann gab es Sorgen über die zusätzlichen Kosten, die durch die Winglets entstehen. Derartige aerodynamische Elemente lassen sich nur in einem Windkanal entwickeln, und das kostet eine Menge Geld. Geld, dass man in der MotoGP zuletzt eigentlich versucht hat einzusparen. "Es ist wie mit dem Seamless-Getriebe. Da kann man unglaublich viel Geld ausgeben, ohne dass es extrem viel bringt", meint Bradley Smith.

Pedrosa: Das macht alles keinen Sinn

Die größten Bedenken gab es bisher aber aufgrund der Sicherheit. Zum einen, weil die Flügel bei hohen Geschwindigkeiten zu starken Turbulenzen für die nachfolgenden Fahrer führt. Dani Pedrosa hätte deshalb in Phillip Island bei weit über 300 Stundenkilometern auf der Start-Ziel-Geraden um ein Haar die Kontrolle über seine Honda verloren. Noch viel gefährlicher könnten die Flügel aber werden, wenn sie bei einer Kollision auf den Körper eines anderen Fahrers treffen. Pedrosa redete sich in Le Mans deshalb regelrecht in Rage. "Wir Fahrer sind auf dem Motorrad sehr exponiert und können dadurch wirklich schwer verletzt werden", erklärt der in der MotoGP schon so oft verwundete Spanier. "In der Safety-Commission machen wir uns Gedanken über so viele Dinge. Sollen wir hier die Auslaufzone ändern, was können wir da an der Strecke machen, gehört hier ein Air-Fence hin - und dann bauen wir solche Messer an die Bikes? Das macht doch alles keinen Sinn!