Unglaublich, aber wahr: Es hat 334 Rennen gedauert, bis Valentino Rossi seinen ersten lupenreinen Start/Ziel-Sieg holte. Erst im Alter von 37 Jahren gelang dem begnadeten Motorrad-Ass dieses Kunststück am Sonntag in Jerez.

"Heute war ich einfach am Zug", sagte Rossi nach seinem insgesamt 113. Sieg in der WM. "Mein letzter Sieg war in Silverstone. Seither haben sowohl Marquez, als auch Lorenzo Rennen gewonnen. Nun war ich dran." Vor allem die Art und Weise beeindruckte. Denn während er seine Siege in der vergangenen Saison erst in den Schlussrunden erkämpfen musste, waren die Würfel in Jerez schon nach wenigen Runden gefallen.

2,24 Sekunden lag Rossi nach dem ersten Renndrittel vor seinem ersten Verfolger Jorge Lorenzo, der ihn nur einmal in Runde 2 kurz attackieren konnte. "Ich hatte von Beginn an einen guten Grip. Irgendwann wurde der Lärm hinter mir immer weniger, da dachte ich mir schon, dass ich mich ein wenig abgesetzt habe. Besser konnte es kaum laufen", so Rossi.

Was Rossi besser löste als Lorenzo

Lorenzo konnte seinen Rückstand auf Rossi nur in den Runden 17 bis 19 verringern, dann zog der Doktor endgültig auf und davon. Nach dem Rennen beklagte der Weltmeister ein durchdrehendes Hinterrad, weswegen er den Gasgriff im Finish nicht mehr voll öffnen hätte können. Rossi merkte nach dem Rennen an, dass es ihm aber ähnlich ergangen sei.

"Das trat schon gestern auf, heute im Rennen aber noch viel mehr. In den letzten zehn bis zwölf Runden wurde es vor allem auf den Geraden richtig schlimm. Ich hatte Angst, den Reifen zu überhitzen, weshalb ich das Gas auf der Geraden nur noch halb geöffnet habe. Die Reifen haben in den Kurven aber trotzdem gut gearbeitet, weshalb ich Zeiten im Bereich von 1:40,8 bis 1:40,9 halten konnte." Lorenzo gelang dies nicht.

Umso größer ist die Freude Rossis über einen der dominantesten Siege seiner Karriere. "Man kann nichts Besseres erwarten als dieses Ergebnis. In der Startaufstellung sagte einer meiner Mechaniker zu mir: Am besten ist heute, du bleibst von der ersten bis zur letzten Kurve vorne. Ich hielt das für eine gute Idee und habe es umgesetzt", scherzte Rossi.

Rossi will von Agostini-Rekord noch nichts wissen

In der Stunde des Triumphes widmete er auch seinem neuen Riding Coach Luca Cadalora, der ihn seit den Wintertests betreut, seinen Dank. "Er war heute sehr wichtig für mich. Luca hat mir an diesem Wochenende sehr gute Tipps gegeben und mit auch beim Setup sehr geholfen. Es ist sein erster Sieg als offizieller Coach."

Mit nunmehr 113 Siegen fehlen Rossi nur noch neun Erfolge auf die Bestmarke von Giacomo Agostini. Von einer Rekordjagd will der Dottore aber noch nichts hören. "Es ist besser, wir sprechen noch nicht darüber. Diese Marke liegt noch sehr weit weg." Rossi hat für diese neun Siege nun aber noch mindestens 50 Rennen Zeit.