Schon zu Beginn der Session demonstrierte Marc Marquez, dass er sich in Austin wohlfühlt. Er setzte sich schon nach den ersten fliegenden Runden an die Spitze des Feldes. Runde um Runde knabberte er dann an seiner Bestzeit. Auf eine 2:06.093 nach zehn Minuten folgte eine 2:05.435. Jorge Lorenzo lag auf dem zweiten Platz zeitweise über 1,5 Sekunden zurück. Nach einer Viertelstunde griff auch Valentino Rossi ernsthaft ins Geschehen ein und setzte sich mit einer 2:06.406 auf den zweiten Rang, wurde aber von den Werks-Ducatis und seinem Teamkollegen schnell wieder verdrängt. In der zweiten Sessionhälfte steigerte sich Marquez auf 2:05.427, dann auf 2:04.953. In seinem Schlepptau preschte Andrea Iannone auf den zweiten Rang, doch auch er handelte sich sechs Zehntelsekunden Rückstand ein. Wenige Minuten vor Sessionende gelang es Lorenzo, seine Zeit deutlich zu verbessern, auf Marquez hatte er aber als Zweiter immer noch über zwei Zehntelsekunden Rückstand. Rossi konnte am Schluss nicht mehr wesentlich nachlegen und wurde bis auf Rang sieben durchgereicht. Ähnlich erging es Dani Pedrosa, der sich gerade noch in den Top Ten halten konnte.

Stefan Bradl kam im ersten Freien Training gut mit seiner Aprilia klar und lag lange auf dem fünfzehnten Rang, kurz vor Schluss steigerte er sich sogar noch und kam auf Rang 14. Völlig von der Rolle schien Bradley Smith, der lange nicht vom letzten Rang wegkam und beinahe fünf Sekunden Rückstand auf Marquez hatte, während sein Tech3-Kollege Pol Espargaro zeitweise bis auf den sechsten Rang vor fuhr, dann aber doch noch durchgereicht wurde. Fünf Minuten vor Schluss steigerte sich Smith doch noch, in die Top Ten schaffte er es aber nicht. Bärenstark zeigte sich erneut Hector Barbera auf der Avintia-Ducati. Auch Scott Redding verkraftete die 68-stündige Anreise nach Austin gut und hielt sich stabil in den Top Ten. Maverick Vinales hatte auf dem Weg zu seiner besten Zeit einen Verbremser, war aber besonders in den ersten beiden Sektoren stark.

Die Platzierungen: Die Bestzeit ließ sich Marquez mit 2:04.953 am Ende nicht nehmen, dahinter landeten Lorenzo, Iannone und Barbera. Dovizioso wurde Fünfter vor Redding und Rossi. Hernandez gelang Rang acht, auch Vinales und Pedrosa schafften es in die Top Ten. Bradl war am Ende mit 2,1 Sekunden Rückstand auf Rang 14.

Die Zwischenfälle: Turn 11 am Ende der Gegengeraden machte einigen Fahrern Schwierigkeiten, gleich zu Beginn der Session musste dort Pol Espargaro weit gehen. Kurz vor Trainingshalbzeit erwischte es dann Yonny Hernandez. Dank der asphaltierten Auslaufzone ist es in dieser engen Kurve aber möglich, extrem weit zu gehen und trotzdem einen Sturz zu vermeiden. Lorenzo hatte in seinem ersten Run eine Schrecksekunde in Turn 14, als er in Schräglage auf die weiße Linie geriet und einen wilden Hinterrad-Rutscher produzierte. Mit noch 18 Minuten auf der Uhr hatte Jack Miller in Turn 18 einen üblen Highsider und musste noch am Streckenrand behandelt werden, dann wurde er zum Röntgen ins Medical Center gebracht. Von dort gab es mittlerweile Entwarnung, Miller kann am FP2 teilnehmen.

Eine Viertelstunde vor Schluss kam dann Iannone mit schwer rauchender Desmosedici zurück an die Box, unter der Verkleidung brannte das Bike nach einem technischen Defekt bereits, konnte aber schnell gelöscht werden. Die Verkleidung war zu nahe an den Auspuff gekommen und hatte Feuer gefangen. Zehn Minuten vor Schluss hatte Hernandez beim Anbremsen von Turn 12 Schwierigkeiten und räumte beinahe Pedrosa ab, der danach wild in seine Richtung gestikulierte.

Das Wetter: Rechtzeitig zur ersten Session der MotoGP hätte sich das Wetter in Austin kaum krasser von Argentinien unterscheiden können. Bei einer leichten Brise und strahlender Frühlingssonne herrschten optimale Temperaturen von 21 Grad in der Luft und 25 Grad auf dem Asphalt.

Die Analyse: Rossi probierte auf seinem zweiten Run eine andere Konfiguration an seinem Ersatzmotorrad aus, die mehr Gewicht auf den Hinterreifen bringt, für den letzten Run stieg er aber wieder auf die bisherige Konfiguration um. Gegen Marquez, der in Texas wie in einer anderen Welt fuhr, half das aber alles nichts. Besonders im letzten Sektor nahm der Honda-Star seinen Rivalen Zehntel um Zehntel ab. Lorenzo kam zwar auf Rang zwei, doch mit über zwei Zehnteln Rückstand ist das ein schwacher Trost. Iannone als Dritter hat sogar bereits sechs Zehntel auf Marquez verloren, Rossi fehlen satte 1,3 Sekunden. Besondere Sorgenfalten dürfte der Konkurrenz die Tatsache auf die Stirn treiben, dass Marquez mit Leichtigkeit mehrere sehr schnelle Runden am Stück fahren konnte.