Seit 1949 existiert die Motorrad-Weltmeisterschaft. Somit ist sie die älteste Motorsport-WM überhaupt, älter noch als die Formel 1. Hunderte Fahrer wagten seitdem den Schritt auf die große Bühne, nur ganz wenige hinterließen einen bleibenden Eindruck. An der Spitze des Sports steht eine Hand voll Piloten, die den Status echter Legenden erreicht hat. Sei es durch ihre Erfolge, ihren Mut, ihr Charisma oder einfach nur durch schieres Talent. Anhand dieser vier Kategorien haben wir unsere Top-Five der größten Motorradfahrer der Geschichte ausgewählt.

KriteriumBedeutung
ErfolgSportliche Erfolge als Rennfahrer in dieser Rennserie
TalentFahrerisches Talent, technisches Wissen, Vielseitigkeit (unterschiedliche Rennserien)
CharismaCharakter, politischer & öffentlicher Einfluss
MutRisikobereitschaft abseits der Rennstrecke, mutige Entscheidungen in seiner Karriere

Es fiel schwer, sich auf fünf Piloten zu reduzieren. Großartige Fahrer wie Wayne Rainey, Mike Hailwood, Eddie Lawson oder Phil Read blieben auf der Strecke. In unsere Top-Five schafften es Giacomo Agostini, Mick Doohan, Valentino Rossi, Barry Sheene und John Surtees. In diesen fünf Fahrern sahen wir die oben bereits genannten vier Kriterien Erfolg, Mut, Charisma und Talent am besten vereint. Sie schicken wir nun in den großen Kampf um den Titel des größten Motorradfahrers der Geschichte.

FahrerSaisonsSiegeTitelBesonderheiten
V. Rossi211129Einziger Weltmeister in vier Klassen
J. Surtees13387Einziger 500ccm- und F1-Weltmeister
G. Agostini1512215Erfolgreichster Pilot der Motorrad-WM
B. Sheene14232Einziger GP-Sieger auf 50 und 500ccm
M. Doohan11545Rekordhalter Siege und Titel auf Honda

1. Erfolg: Duell der MV-Agusta-Helden

15 Weltmeistertitel holte Giacomo Agostini, davon alleine acht in der Königsklasse bis 500ccm. Von 1966 bis 1972 fuhr er sieben Titel in der größten Klasse in Serie ein. 122 Rennen beendete er als Sieger. Alles Rekorde, die Agostini bis heute hält. So ist es nur logisch, dass der mittlerweile 83-jährige Italiener in dieser Wertung die Höchstpunktzahl von 5 erhält. Er ist damit aber nicht der einzige. John Surtees haben wir auf eine Stufe mit dem Rekordchampion gehoben, war es doch immerhin er, der nicht nur sieben Weltmeistertitel in der Motorrad-WM abräumte, sondern sich als einziger Pilot bisher und vielleicht auch für alle Zeiten im Anschluss noch zum Formel-1-Champion krönte.

Ein Fahrer ist dem Duo Surtees und Agostini in unserer Wertung ebenso auf den Fersen, wie Agostini in den Rekordlisten: Valentino Rossi. Nur ein Titel in der Königsklasse fehlt ihm auf den Rekord von Agostini, nur zehn Grand-Prix-Siege weniger durfte er in seinen bisher 21 Saisons in der Motorrad-Weltmeisterschaft feiern. Im Gegensatz zu Agostini konnte er aufgrund des Reglements nicht mehrere Klassen parallel fahren, hält daher in den kleineren Serien bei 'nur' zwei Titeln. Dafür wurde Rossi in insgesamt vier Klassen - 125ccm, 250ccm, 500ccm, MotoGP - Weltmeister. Das schaffte außer ihm noch niemand, ebenso wie 86 Siege in der Königsklasse. Dennoch reicht es nur zu vier Punkten.

Rossi liegt damit in einer Liga mit Mick Doohan, der fünf Mal die Krone in der Klasse bis 500ccm holte und das von 1994 bis 1998 in Serie. Das war außer ihm nur Rossi und Agostini gewonnen. Umso beeindruckender macht Doohans Erfolgsbilanz die Tatsache, dass er wie kein anderer Pilot in unserer Auswahl in seiner Karriere von Verletzungen geplagt wurden. Barry Sheene liegt mit zwei Titeln in unserer Wertung deutlich zurück und muss sich mit ebenso vielen Punkten begnügen.

2. Talent: Ein Fall für die Allrounder

Wieder haben es zwei Piloten geschafft, die Höchstpunktzahl 5 zu erreichen. Im Fall von John Surtees ist eigentlich jegliche Begründung überflüssig. Wer es schafft, zwei Motorsportserien wie die 500ccm-Klasse der Motorrad-WM und die Formel 1 zu dominieren und sich dort zum Weltmeister zu krönen, muss über unglaubliches Talent verfügen.

Gleiches gilt für einen Mann, der eine Marke aus dem nichts zum Weltmeistertitel führen kann. Gemeint ist natürlich Valentino Rossi, der nach seinem Wechsel zu Yamaha sofort zum Champion wurde, in einem Team, das im Vorjahr keine einzige Podiumsplatzierung geholt hatte. Beweise für Rossis Talent finden sich klarerweise auch in vielen seiner unvergesslichen Manöver wie gegen Casey Stoner 2008 in Laguna Seca oder gegen Jorge Lorenzo 2009 in der Zielkurve von Barcelona.

Mit einer Riesenportion Talent war zweifelsohne auch Barry Sheene gesegnet. Sein Lebenswandel, in dem Frauen, Zigaretten und Alkohol die Hauptrollen spielten, verhinderte, dass er mehr daraus machte. Vier Punkte geben wir dem Briten dennoch. Einen Zähler weniger erhält Giacomo Agostini, der zwar 15 WM-Titel gewann, diese jedoch auf teilweise extrem überlegenem Material. Ebenso auf drei Punkte kommt Mick Doohan.

3. Charisma: Alle lieben Barry

Frauengeschichten, Partyeskapaden, Kettenrauchen bis zum Rennstart - Barry Sheene war einer dieser echten Typen, die im modernen Rennsport so oft vermisst werden. Der Mann mit dem ausgeprägten Londoner Cockney-Akzent lebte sein Leben am Limit und das nicht auf der Strecke. Er war der erste mediale Superstar des Motorradsports und nutzte sein Ansehen auch, um die Sicherheit in der Weltmeisterschaft massiv zu verbessern. 2003 starb er an Krebs, seine Nummer 7 ist bis heute legendär. Fünf Punkte in unserer Wertung sind ihm sicher.

Es gibt wohl nur einen Fahrer in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft, der ebenso hohe Beliebtheitswerte erreicht wie es Barry Sheene einst tat. Gemeint ist natürlich Valentino Rossi. Über mehr als zwei Jahrzehnte hat sich der Doktor diesen Ruhm hart erarbeitet. Kaum ein Pilot strahlt so sehr die Leidenschaft am Rennsport aus und verbindet das mit steter Freundlichkeit gegenüber Fans und Medien. Auch Rossi darf sich über fünf Punkte freuen.

Ebenfalls beliebt und neben der Motorradkarriere sogar als Filmschauspieler erfolgreich war und ist Giacomo Agostini. Noch heute ist jedem Statement des Rekordweltmeisters große Aufmerksamkeit sicher. Den Kultfaktor von Rossi oder Sheene erreicht er aber nicht, daher nur vier Punkte. Auf drei Zähler kommt John Surtees. Markige Sprüche oder große Shows waren nie das Metier des britischen Gentlemans, sein Einsatz für den britischen Nachwuchs ist dafür umso löblicher. Nie sonderlich beliebt bei den Fans war Mick Doohan. Er kam, fuhr Rennen, gewann und ging wieder nach Hause. Nicht verwerflich, in unserem Ranking aber nur gut genug für zwei Zähler.

4. Mut: Raus aus der Komfortzone

Giacomo Agostini holte 15 WM-Titel. 14 davon aber auf der überlegenen MV Agusta, erst als es mit der italienischen Edelschmiede bergab ging, sah Agostini einen Grund für den Wechsel zu Yamaha. Mutig sieht anders aus, daher nur zwei Punkte für 'Ago'. Barry Sheene mag im Privatleben so manch gewagte Entscheidung eingegangen sein, seine Karriere verlief aber ohne sonderlich mutige Schritte - ebenfalls zwei Punkte für ihn.

Mick Doohan bestritt zwar auch seine gesamte 500ccm-Karriere für eine Marke, dafür muss man ihm schon hoch anrechnen, dass seine Laufbahn überhaupt so lange dauerte. Nach seinem Horrorsturz 1992 in Assen stand eine Beinamputation im Raum, Schaltung und Bremse an seiner Honda mussten aufgrund der nie mehr völligen Genesung umgebaut werden. Dennoch setzte Doohan seine Karriere fort. Das verdient drei Punkte.

Fünf Punkte gehen an Valentino Rossi und John Surtees, die wohl noch deutlich mehr Weltmeistertitel ihr Eigen nennen könnten, wären sie stets den Weg des geringsten Widerstandes gegangen. Doch Rossi verließ Honda nach drei WM-Titeln zur unterlegenen Konkurrenz von Yamaha. Nachdem er dort alles gewonnen hatte, ging er zu Ducati. Rossi suchte immer nach neuen Herausforderungen, genauso wie Surtees, der gleich den Sport komplett wechselte und sich auf vier Räder wagte. Mehr Mut im Rennsport geht nicht, fünf Punkte haben sich die beiden Legenden redlich verdient.

5. Gesamt: Es lebe der Doktor

Am Ende kann es nur einen geben. Unser Sieger heißt Valentino Rossi. Der Mann mit der Nummer 46 hat einfach alles zu bieten, was einen großen Motorradpiloten ausmacht. Er war und ist erfolgreich, trotz einiger gewagter Entscheidungen. Das gelang ihm nicht nur durch harte Arbeit, sondern auch ein gegebenes Talent. Apropos gegebene Eigenschaften: Den Umgang, den Rossi mit anderen Menschen pflegt kann man nicht lernen. Es ist einfach ein Glück, Leute derart in seinen Bann ziehen zu können. Mit 19 von 20 Punkten landet Rossi so auf Rang eins.

John Surtees muss sich Rossi nur knapp geschlagen geben. Sportlich muss er sich auf keinen Fall hinter Rossi verstecken, lediglich abseits der Strecke erreichte Surtees nie den Starfaktor Rossis. Den Sprung auf das Podium schafft wenig überraschend auch noch Rekordweltmeister Giacomo Agostini. Barry Sheene und Mick Doohan landen auf den Rängen vier und fünf.

FahrerErfolgTalentCharismaMutGesamt
V. Rossi455519
J. Surtees553518
G. Agostini534214
B. Sheene245213
M. Doohan432312

Und jetzt seid ihr dran! Welcher der fünf Fahrer in unserer Auswahl ist für euch die Nummer eins? Stimmt in der Umfrage ab und diskutiert in den Kommentaren über eure größten Legenden der Geschichte, solltet ihr jemand ganz anderen favorisieren. Wir sind gespannt auf eure Vorschläge!