Das MotoGP-Starterfeld ist vor dieser Saison deutlich geschrumpft. Forward Racing stürzte nach dem Steuer- und Geldwäscheskandal um Teamchef Giovanni Cuzari in eine finanzielle Krise und musste die Königsklasse notgedrungen verlassen. Der Rennstall arbeitet nun mit MV Agusta in den Weltmeisterschaften von Superbike und Supersport zusammen. Ebenfalls in dem WSBK-Paddock wanderte das Team von IodaRacing ab. Die italienische Truppe, die schon in den vergangenen beiden Jahren mit Alex de Angelis nur einen Piloten auf einer veralteten ART-Maschine einsetzte, ist nun auf Aprilia in der Superbike-WM unterwegs.

KTM leistet Beitrag zum MotoGP-Grid

Somit verkleinerte sich das MotoGP-Feld 2016 im Vergleich zur Vorsaison um drei Plätze auf 21 Starter. Die Verantwortlichen der Königsklasse, allen voran Promoter Dorna, wünscht sich aber ein Feld mit 24 Piloten - nicht mehr, und nicht mehr weniger. Mit dem Einstieg von KTM als Werksteam 2017 steigert man sich auf 23 Motorräder im Grid, ein Platz bleibt aber weiterhin frei. Der soll nun gefüllt werden. Deshalb gibt es eine Ausschreibung der Teamvereinigung IRTA. Interessierte Teams sollen sich mit einer genauen Aufschlüsselung der Geschichte und Referenzen des Rennstalls bewerben. Die endgültige Entscheidung trifft dann ein Komitee, bestehend aus Vertretern des Motorradweltverbandes FIM sowie der Dorna und IRTA.

KTM bringt 2017 zwei Maschinen an den Start, Foto: KTM
KTM bringt 2017 zwei Maschinen an den Start, Foto: KTM

Damit scheint zu allererst klar zu sein, dass LCR Honda wie in dieser Saison bei einem Ein-Mann-Team bleibt. Ansonsten gäbe es die Ausschreibung wohl nicht. Im Vorjahr hatte man im Rennstall von Lucio Cecchinello erstmals in der Teamgeschichte auf zwei Piloten aufgerüstet, musste aber nach Zahlungsproblemen des windigen Namensponsors CWM wieder zurückrudern. Die frei gewordene Honda übernahm Marc VDS, das im zweiten MotoGP-Jahr auf zwei Fahrer expandierte. Außer LCR Honda gibt es kein weiteres Ein-Fahrer-Team in der Königsklasse, also wird ein neuer Rennstall hermüssen- Zwei große Fragen stellen sich hier.

Nummer eins: Welches Team wird das sein? Eine Stufe unter der MotoGP, in der mittleren Klasse Moto2, gibt es einige Mannschaften, die einem Aufstieg in die Königsklasse sicher nicht abgeneigt wären. Immer wieder genannt wird das Paginas Amarillas HP 40 Team von Sito Pons. Die Truppe des zweifachen 250ccm-Weltmeisters Pons gilt als eines der am besten geführten Moto2-Teams. Bereits nach dem Ende von Forward Racing im Vorjahr, wurde Pons mit einem Aufstieg in die MotoGP in Verbindung gebracht, die Bemühungen verliefen aber im Sand.

Kehrt das Pons-Team nach über einem Jahrzehnt in die MotoGP zurück?, Foto: Honda
Kehrt das Pons-Team nach über einem Jahrzehnt in die MotoGP zurück?, Foto: Honda

Pons verfügt bereits über große Erfahrung als Teamchef in der Königsklasse. Von 1992 bis 2005 schickte er hier Fahrer wie Alex Criville, Sete Gibernau, Loris Capirossi oder auch Alex Hofmann ins Rennen. Freilich kommen aber auch unzählige andere Teams aus vielen Serien rund um die Welt in Frage. Hier befinden wir uns derzeit zu 100 Prozent im Reich der Spekulation.

Nummer zwei: Welches Motorrad wird dort eingesetzt? Ducati ist mit acht Maschinen, eingesetzte im Werksteam sowie den Kundenrennställen von Pramac, Avintia und Aspar am Limit. Sie fallen also ebenso als möglicher Lieferant weg wie die Neueinsteiger von KTM, die sich vorerst klarerweise auf den Werkseinsatz konzentrieren. Bleiben Honda, Yamaha, Suzuki und Aprilia als mögliche Kandidaten über. Bei Aprilia gilt es abzuwarten, wie sich die völlig neu entwickelte RS-GP in diesem Jahr entwickelt, hier dürfte man aber wohl auch mit dem Werkseinsatz mehr als ausreichend beschäftigt sein.

Honda mit derzeit insgesamt fünf und Yamaha mit gar nur vier Maschinen hätten definitiv Kapazitäten und wären laut Reglement auch dazu verblichtet, dem Neueinsteiger ein Motorrad zur Verfügung zu stellen. Und Suzuki? Nachdem man sich im zweiten Jahr nach dem Wiedereinstieg zu festigen scheint, hatte Teamchef Davide Brivio bereits in Katar angekündigt, dass ein Kundenteam für kommende Saison denkbar wäre. Es sei lediglich einer Frage der Logistik. Was wäre da passender, als vorerst einmal eine Suzuki GSX-RR an ein Satelliten-Team zu liefern?