Am Freitag war Andrea Iannone mit zwei Trainingsbestzeiten noch der dominante Fahrer. Im Qualifying aber reichte es nicht einmal zur ersten Startreihe, sondern nur zu Startplatz vier. Der Grund dafür, so meint es zumindest Iannone, fährt ebenfalls eine Ducati und hört auf den Namen Scott Redding. Was war passiert? Als Andrea Iannone in seine letzte fliegende Runde ging, fuhr er im ersten Sektor eine Bestzeit, lief dann aber auf Redding auf. Der Pramac-Pilot ließ den Italiener aber nicht vorbei und stand ihm sichtbar im Weg. Am Ende fehlten Iannone anderthalb Zehntel zur Pole.

Ein Abstand, der ohne Redding nie zustande gekommen wäre, meint er. "Drei Zehntel", antwortete Iannone auf die Frage, wie viel Zeit ihm die Zusammenkunft mit Redding kostete. "Denn das wäre auf dem Papier meine beste Zeit gewesen. Aber so ist das Leben. Manchmal passiert das", gab er sich noch relativ diplomatisch. Leichte Kritik äußerte er dann aber dennoch. "Es wäre besser gewesen, wenn er mir gefolgt wäre, anstatt vor mir zu bleiben. Aber es ist okay. Ich möchte nicht zu viel darüber reden. Das Rennen morgen ist wichtiger und ich bin fokussiert auf dieses erste Rennen, denn ich glaube, dass wir eine gute Chance haben", ist der Frust inzwischen Angriffslust gewichen.

Scott Redding soll Andrea Iannone behindert haben, Foto: Pramac
Scott Redding soll Andrea Iannone behindert haben, Foto: Pramac

Einen kurzen Schlagabtausch gab es hinterher noch bei Twitter, aber nicht zwischen den Fahrern. Redding begann mit einer Botschaft an die Außenwelt, in der er deutlich machte, Iannone nicht im Weg gestanden zu haben. Er sei selbst auf einer schnellen Runde unterwegs gewesen. Und wie reagierte Iannone? Er beruhigte Redding. "Mach dir keine Gedanken", hieß es da. Die Antwort des Briten: "Das ist für die Hater. Fahrer-Respekt."

Auf der Strecke dürfte es in einem eventuellen Zweikampf aber nicht so harmonisch zugehen. Beide dürfen sich als Ducati-Fahrer über die größte Waffe der Desmosedicis freuen - den Topspeed. Am Freitag fanden sich sieben der acht Bikes aus Italien auf den ersten sieben Plätzen.

Der Abstand zur Konkurrenz war dabei teilweise enorm. Suzuki fehlten beispielsweise 13 km/h auf Iannone, der als einziger die 350er-Schallmauer durchbrach. Könnte die Power Iannone gleich am Start in Führung schießen? "Ich weiß es nicht. Es ist wichtig für uns, gut zu starten. Aber momentan weiß ich es nicht", will er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Zudem sei nicht nur der Start wichtig, sondern auch die ersten Runden. Schließlich sei die Situation mit den neuen Reifen ganz anders. Die Fahrbarkeit der neuen Pneus sei gar nicht so schlecht, wie er anmerkt. Die entscheidende Variable ist die Pace auf dem Longrun. Und da lehnt sich Iannone entspannt zurück. "Der Longrun lief beim Test recht gut. Wir haben eine ziemlich gute Pace und sind positiv gestimmt für morgen", äußert er seinen Optimismus.