Stefan Bradl hat wahrlich schon bessere Zeiten während seiner MotoGP-Karriere erlebt. Doch dass er beim Auftakt zur 2016er-Saison in Katar dennoch so weit zurückhängt, kommt etwas überraschend. Auch im Qualifying reichte es für Bradl nur zum letzten Platz. Nach dem vorzeitigen Ende von Danilo Petruccis Wochenende bedeutet das Startposition 20 für Bradl beim Rennstart am Sonntag Abend. Auf Teamkollege Alvaro Bautista, der seine Aprilia immerhin auf Platz 17 stellen konnte, fehlen über sechs Zehntelsekunden.

Besser lief es im vierten freien Training, das Bradl auf Rang 17 abschloss. Dennoch gab es auch hier einen Rückschlag in Form eines plötzlichen Sturzes am Eingang von Kurve zwei. "Leider ist es dann so gekommen, dass ich gestürzt bin in Turn zwei und das Motorrad dann schon beschädigt war", seufzt Bradl nach einem weiteren harten Tag. Vom Crash selbst wurde der Deutsche überrascht, wie er hinterher eingestehen musste: "Der Sturz kam ohne Vorwarnung, in Turn zwei eingebogen, Vorderrad schlagartig eingeklappt, klassisch", so Bradl.

Bradl bleibt auch nach dem Qualifying Optimist

Dem Aprilia-Pilot sind jedoch die zahlreichen weiteren Unfälle in den Samstagssessions nicht entgangen: "In FP4 und Q1 haben jetzt auch wieder ein paar Fahrer die Front verloren, ich glaube Alvaro auch. Das Ganze geht sehr schnell und es ist schwierig, das Limit zu finden." Dennoch konnte der Plan fürs Qualifying, den man sich im Bradl-Lager zurechtgelegt hatte, eingehalten werden: "Wir hatten aber den Plan, mit dem gleichen Motorrad zu fahren fürs Qualifying, das ist uns gelungen, ein Satz Reifen fürs Qualifying auch nur zu nutzen, um wieder ganz durchzufahren und Daten zu sammeln und Gefühl aufzubauen", sieht Bradl momentan die Basisarbeit an der neuen Aprilia als wichtigste Aufgabe an.

Entsprechend weniger liegt der Fokus auf Zeiten und Platzierungen: "Wir sind auch nicht so weit weg von den Leuten vor uns, dadurch brauchen wir jetzt nicht groß Kritik suchen, sondern können auch sagen: Wir sind bei der Musik einigermaßen dabei, was die Umstände mit dem neuen Motorrad für sich haben", sieht Bradl seine Position entsprechend weniger drastisch an als seine Fans.

Stefan Bradl hat noch viel Arbeit vor sich, Foto: Aprilia Racing Team Gresini
Stefan Bradl hat noch viel Arbeit vor sich, Foto: Aprilia Racing Team Gresini

Elektronik behindert Bradl noch zu sehr

Den größten Schwachpunkt hat Bradl indes schon ausgemacht: "Aber mein Gefühl für die Elektronik in Sachen Grip könnte noch besser sein, um auch die halbe Sekunde pro Runde schneller zu sein. Dann wären wir absolut bei der Musik dabei." Noch gibt es also Hoffnung für Bradl, auch weil er bei der Longrun-Pace im FP4 stärker war als auf eine fliegende Runde im Qualifying. Mit regelmäßigen, tiefen 1:57er-Zeiten liegt Bradl fast gleichauf mit Teamkollege Bautista. "Wir kommen recht schnell an die 57-tief-Zeiten heran, aber mir fehlt persönlich der nächste Schritt", hadert Bradl noch.

Wo seine Aprilia noch das größte Verbesserungspotenzial hat, liegt für den Deutschen aber schon auf der Hand: "Da müssen wir schauen, dass wir die Elektronik verbessern. Die Traktionskontrolle hält mich ein bisschen zurück, und die Engine Break verhält sich mit neuen Reifen äußerst aggressiv und verursacht sehr viele Vibrationen beim Kurveneingang. Das sind alles so Parameter, die sich permanent verändern, sobald sich die Reifensituation verändert oder die Streckenbedingungen und dadurch fallen wir immer wieder ein bisschen zurück."