Valentino Rossi macht in der MotoGP weiter - und das ist auch gut so! Die Verantwortlichen der Motorrad-WM können sich alle zehn Finger abschlecken, dass sich der 37-jährige Italiener weitere Jahre auf der Rennstrecke gönnen wird. Denn nach wie vor ist und bleibt Rossi der "Mr. MotoGP" und somit der wichtigste Botschafter dieses Sports.

Wäre er jetzt abgesprungen, wo die MotoGP eben dabei ist, global ordentlich durchzustarten, würden sich viele Zukunftshoffnungen wohl rasch in Luft auflösen. Die Motorrad-WM boomt und Rossi hat daran massiven Anteil. Besucherrekorde am laufenden Band und eine immer größere internationale Medienpräsenz - nicht zuletzt aufgrund des Sepang-Clashes, durch den es die MotoGP endlich auch in die Mainstreammedien schaffte. Im Oktober 2015 wurde zum ersten Mal in der Geschichte öfter nach "MotoGP" als nach "F1" gegoogelt - ein weiteres Indiz, dass die Ausnahmestellung der vermeintlichen Königsklasse (jener auf vier Rädern) keine mehr ist.

MotoGP 2016 wieder auf der Überholspur?

2016 könnte sich dieser Trend fortsetzen, da die Formel 1 (siehe neues Qualifying-Format) nicht und nicht aus den Negativschlagzeilen kommt und das Feld in der MotoGP - so legen es zumindest die Trainings in Katar nahe - noch näher zusammenrücken sollte. Rossi in so einer wichtigen Phase zu verlieren, käme einem Supergau gleich. Dabei hätte Rossi sich seinen Ruhestand nicht nur verdient, sondern nach den Vorkommnissen des letzten Jahres auch allen Grund dazu.

Zwar rief er die Geister seiner letztlich verspielten Weltmeisterschaft durch seine Aussagen bezüglich Verschwörungstheorien (in der Pressekonferenz vor Sepang) und sein Verhalten (durch die Aktion gegen Marquez im Malaysia-GP) selbst, doch dass sich Konterpart Marc Marquez beim Finale in Valencia durch seinen Geleitschutz für Lorenzo eventuell entscheidend in den WM-Kampf einmischte, ist nicht von der Hand zu weisen. Bei allen Verantwortlichen bis hinauf zu MotoGP-Boss Carmelo Ezpeleta herrschte nach dem finalen Saisonlauf Bauchweh.

Rossi hat noch eine Rechnung offen

Rossi hätte also allen Grund gehabt, beleidigt abzuziehen und die MotoGP ihrem Schicksal zu überlassen. Doch wer den 37-Jährigen kennt, der weiß, dass Rossi ohne die Motorrad-WM ebenso wenig kann, wie die WM ohne ihn. Rossi scheffelt in der MotoGP über diverse Kanäle mittlerweile nicht nur Millionen, er hat auch seinen sportlichen Feldzug noch lange nicht abgeschlossen.

Denn noch hat Rossi nicht alle Rekorde gebrochen. Die acht Titel von Giacomo Agostini hängen ebenso wie ein Damoklesschwert über Rossis Statistik (er hält bei sieben) wie die 122 Siege seines legendären Landsmannes (Rossi hält bei 112). Da wir nun wissen, dass VR46 für diese finalen beiden Rekorde zwei Jahre mehr Zeit hat, rücken sie wieder in den Bereich des Möglichen.

Valentino Rossi fährt weiter - weil zusammen kommen muss, was zusammen gehört.