Gleich einige faustdicke Überraschungen hatte das zweite Freie Training der MotoGP in Katar zu bieten: Die Yamahas völlig von der Rolle, Marquez bekam von Honda Flügel verliehen, an Iannone führte kein Weg vorbei und Scott Redding beeindruckte auf der Satelliten-Ducati.

Die Platzierungen: Schon nach wenigen Minuten gelang Andrea Iannone ein Paukenschlag. Mit überlegener Ducati-Power peitschte er seine Desmosedici auf eine 1:55.388. Dahinter reihte sich Marc Marquez ein, der mit seiner Honda deutlich besser zurechtkam als am Vortag. Ob es wohl an den Winglets lag, die er diesmal an seiner Verkleidung hatte? Ihre Dominanz vom Donnerstag konnten die Werks-Yamahas nicht wiederholen, lange lag Jorge Lorenzo auf sechs, Valentino Rossi sogar nur auf acht.

An Iannones Bestmarke kam niemand heran. Sekunden vor Trainingsende bliesen Marquez und der überraschend starke Scott Redding noch einmal zur Attacke, kamen aber nicht ganz an Iannone heran. Erneut schnell unterwegs war Maverick Vinales, der sich auf der Suzuki auf den vierten Rang vorkämpfte. Kurz vor Schluss ritt Rossi noch eine Attacke, die ihn noch vor Lorenzo brachte, aber weder gegen die Ducatis, noch die Hondas fand der Doktor das richtige Rezept. Sein Teamkollege wurde trotz großer Winglets an seiner M1 sogar noch bis auf den neunten Platz zurückgereicht.

Am Ende hatte Iannone die Nase vorn, dahinter landeten Marquez, Redding und Vinales. Dovizioso wurde Fünfter vor Pedrosa, Rossi und Barbera. Lorenzo und Petrucci komplettierten die Top Ten. Stefan Bradl kam über Platz 20 nicht hinaus.

Die Zwischenfälle: Cal Crutchlow war nach einer halben Stunde der Erste, der in Turn 16 nach einem Vorderradrutscher seine LCR-Honda ins Kiesbett warf, er konnte aber aus eigener Kraft zurück an die Box fahren. Wenig später hatte Rossi einen gewaltigen Slide in Turn 9, konnte aber gerade noch einen Sturz vermeiden. Sechs Minuten vor Trainingsende erwischte es dann Loris Baz, auf seiner bis dahin schnellsten Runde rutschte er in Turn 14 in den Kies.

Das Wetter: Rechtzeitig zum zweiten Freien Training der MotoGP zeigte sich der Wettergott im Golfstaat von seiner freundlichsten Seite. Angenehme, aber nicht zu heiße 26 Grad Lufttemperatur und dazu 24 Grad Asphalttemperatur boten ideale Bedingungen, um schnelle Runden in den katarischen Asphalt zu brennen.

Die Analyse: Nach dieser Session dürfte es in der Yamaha-Box einige Sorgenfalten mehr geben als am Vorabend. Waren die Hondas im ersten Training noch mit ordentlichem Sicherheitsabstand hinter Lorenzo und Rossi, sah es nun völlig anders aus, man konnte weder mit Marquez und Pedrosa mithalten, noch fand man ein Rezept gegen Iannone, der in Katar den überlegenen Topspeed seiner Ducati perfekt ausnutzt.

Dass nun auch die Satelliten-Ducatis und Vinales auf der Suzuki um die vordersten Plätze mitfahren können, sind für Lorenzo und Rossi wohl keine guten Nachrichten. Zur zweiten Session des Tages, das FP3, werden sich Luft und Asphalt wohl um einige Grad abkühlen, es ist also gut vorstellbar, dass das Klassement dann noch einmal ordentlich durcheinander gewürfelt wird. Insgesamt sieht es danach aus, dass einige aus 2015 eher ungewohnte Namen es direkt in das erste QP2 der neuen Saison schaffen könnten.

Weiter völlig von der Rolle schien Stefan Bradl, der zwar die rote Laterne an Eugene Laverty abgeben konnte, aber immer noch eine halbe Sekunde auf seinen Teamkollegen Alvaro Bautista finden muss.