Die MotoGP hat im deutschen Fernsehen ein neues Gesicht. Nach dem Abgang von Alex Hofmann zu ServusTV nach Österreich, übernimmt Jan Stecker bei Eurosport die Rolle als Moderator. Zusammen mit Experte Ralf Waldmann wird er die News von der Strecke liefern, Stimmen aus der Boxengasse einfangen und die Fahrer nach dem Rennen interviewen. Wie er das alles erledigen will, erklärt er im Interview mit Motorsport-Magazin.com:

Du trittst als Moderator in die Fußstapfen von Alex Hofmann. Wirst du gewisse Dinge anders anlegen als er?
Jan Stecker: Ich muss es anders anlegen. Vorweg möchte ich sagen, dass ich selbst ein Fan von Alex bin. Ich hab ihm so gerne zugesehen. Alex kann alles. Er kann moderieren, Interviews führen und spricht vier Sprachen. So jemanden kannst du nicht ersetzen. Was ich aber definitiv versuchen werde ist, seine Rolle als Moderator anders zu gestalten, gleichzeitig aber doch etwas aufzugreifen von dem, was er gemacht hat. Außerdem möchte ich ausnutzen, dass ich mit Ralf Waldmann neben mir jemanden habe, der unheimlich viel Ahnung hat und eine hohe Akzeptanz im Fahrerlager genießt.

Wie darf man sich die Rollenverteilung zwischen dir und Ralf vorstellen?
Jan Stecker: Ich werde mich hüten, meine eigenen Analysen zu machen und einfach schön die Fragen an den Experten weitergeben. Ich glaube, dass das dann super funktioniert. Das ist so eine ähnliche Situation wie bei Niki Lauda und Florian König, auch wenn Ralf und ich uns nicht mit den beiden vergleichen können. Von der Art her mag ich das aber genau so, wie sie es machen. Der Moderator muss schon im Thema drinnen sein und wissen, wovon man redet, aber alles Wichtige gibt er weiter. So werden wir das auch machen und meiner Meinung nach damit auch gut fahren.

Du bist als Kommentator im Rennsport ein alter Hase, kommst aber aus dem Vierradbereich. Hast du Angst, dass dich die Zweiradgemeinde nicht akzeptieren wird?
Jan Stecker: Angst würde ich nicht sagen. Ich hab aber Respekt, denn ich weiß, dass Rennfahrer generell eine eigene Mentalität haben. Wenn jemand auf eine Kurve zufährt und sich sagt, dass die jetzt auch zehn Stundenkilometer schneller geht als zuvor und einfach hofft, trotzdem auf der Strecke zu bleiben, dann muss er schon etwas speziell sein. Ich glaube aber, dass ich das ausgleichen kann, weil ich einfach eine große Begeisterung für den Sport habe.

Du fährst also auch selbst?
Jan Stecker: Richtig. Ich bin leidenschaftlicher Motorradfahrer und habe auch mal gelernt, Rennen zu fahren. Das war damals mit Martin Wimmer, dem ewigen Zweiten hinter Toni Mang. Der hat mir das eine Woche lang in Oschersleben beigebracht. Natürlich kann ich nicht so gut fahren wie die Jungs in der Weltmeisterschaft, aber ich weiß, wie Motorradfahren geht. Ich fahre seit 25 Jahren eine Vmax von Yamaha und liebe dieses Motorrad einfach. Ich bin also einfach begeistert von dieser Sportart. Sicherlich brauche ich ein bisschen Zeit, um da reinzukommen und auch akzeptiert zu werden, aber ich werde die mit meiner Kölner Freundlichkeit einfach so erschlagen, bis sie mich mögen.

Jan Stecker moderierte die letzten sechs Jahre das ADAC GT Masters, nun die MotoGP für Eurosport, Foto: SPORT1/Sebastian Widmann
Jan Stecker moderierte die letzten sechs Jahre das ADAC GT Masters, nun die MotoGP für Eurosport, Foto: SPORT1/Sebastian Widmann

Mit Ausnahme von Stefan Nebel und Johannes Orasche seid ihr generell ein vollkommen neues Team. Wird es da etwas dauern, bis ihr euch eingespielt habt?
Jan Stecker: Klar wird es ein paar Rennen brauchen, bis wir zu 100 Prozent eingespielt sind. Ich glaube aber nicht, dass es ein großes Problem sein wird. Wir sind ja alles schon erfahrene Jungs. . Ich habe jetzt sechs Jahre lang in einer ähnlichen Rolle das ADAC GT Masters moderiert. Ich hatte keinen Experten neben mir, war aber auch unten in der Boxengasse unterwegs, habe Interviews geführt und die Themen der Moderatoren aufgegriffen. Außerdem kennen wir uns alle bereits ein wenig und verstehen uns ausgezeichnet. Ich gehe davon aus, dass wir eine Menge Spaß haben werden. Wir werden auch als ganze Truppe nach Spielberg und vielleicht nach Mugello so als Gang ein bisschen Motorradfahren. Da wird die Eurosport-Gang dann zur Motorradgang.

Wie wirst du dich auf die Rennwochenende vorbereiten?
Jan Stecker: Es ist schön, dass wir immer schon donnerstags anreißen und am ersten Tag ein bisschen herumschnuppern können. Da werde ich mit den Jungs essen gehen und gleich ein paar gute Neuigkeiten erfahre, die sich eben so herumsprechen. Außerdem haben wir da auch die Zeit, um uns richtig auf das Rennwochenende einzustellen.

Welches Ziel setzt du dir persönlich beziehungsweise ihr als Eurosport-Team für diese Saison?
Jan Stecker: Ich wünsche mir, dass wir es als Team schaffen, den Alex zu ersetzen. Dafür müssen wir halt die Aufgaben, die er früher fast alleine gemacht hat, unter uns aufteilen. Mich würde es freuen wenn am Ende der Saison die Fans der MotoGP - und ich weiß, dass das eine sehr spezielle Klientel ist - sagen: 'Leute, das habt ihr gut gemacht.' Wir werden nicht alle zufrieden stellen können. Das ist immer so. Wenn aber die meisten sagen, dass das eine geile Saison war und dass es auch ohne Alex Spaß gemacht hat, uns zuzuhören, dann bin ich völlig glücklich. Ich bin lang genug in dem Job um zu wissen, dass das nicht immer einfach ist, aber ich glaube, wir kriegen das hin.