Warum Phillip Island?

Die Strecke auf Phillip Island ist mit keiner anderen im Grand-Prix-Kalender vergleichbar. Nirgends wird so schnell gefahren, nirgends sind auch die äußeren Bedingungen wie Wind oder plötzlich sinkende Temperaturen so extrem. Außerdem gilt Phillip Island als die ultimative Fahrerstrecke der MotoGP. Hier kann der Pilot den Unterschied machen, das Motorrad ist sekundär, wie man 2015 sehen konnte, als im Australien-GP drei Fabrikate in den Top-Drei die Ziellinie innerhalb von gut neun Zehntelsekunden überquerten. Eigentlich also nicht unbedingt ein idealer Ort für Testfahrten. Der neue Reifenlieferant Michelin hatte aber um einen Test hier gebeten, nachdem Vorgänger Bridgestone 2013 in ein übles Debakel geschlittert war, als sich die Reifen nach wenigen Runden auflösten. Außerdem besteht bei Tests in Sepang und auf Phillip Island nicht eine derart große Gefahr, einen Entwicklungsfehler zu übersehen, so wie es Honda im Vorjahr passiert war. Damals wurde ja nur in Sepang gefahren, bevor es nach Katar ging.

Dieses Jahr gibt es nur einen Sepang-Test, Foto: Ducati
Dieses Jahr gibt es nur einen Sepang-Test, Foto: Ducati

Welche Verhältnisse erwarten die Piloten?

Phillip Island ist immer für eine Überraschung gut. Ursprünglich wurden für die Testfahrten, die ja im australischen Hochsommer stattfinden, extrem hohe Temperaturen erwartet. Tatsächlich herrschten diese auch in den letzten Tagen, doch in dieser Woche könnte es deutlich abkühlen. Temperaturen um die 20 Grad werden derzeit für die drei Tage erwartet, auch Regen ist möglich. Durch die extreme Exponiertheit der Halbinsel am südlichen Ende Australiens ist das Wetter auf Phillip Island aber generell kaum vorauszusagen.

Wer kehrt zurück, wer fehlt?

Die MotoGP-Testfahrten 2016 werden zu einem ständigen Kommen und Gehen. In Sepang musste zuletzt Marc-VDS-Pilot Jack Miller aussetzen, nachdem er sich beim Motocross-Training kurz davor den Knöchel gebrochen hatte. Er wird in seiner Heimat Australien nun wieder mit dabei sein. Ebenso wie Eugene Laverty, der nach einem heftigen Sturz in Sepang inklusive Handverletzung ebenfalls kurz pausieren musste. Fehlen wird hingegen aller Voraussicht nach Casey Stoner, der in Sepang ja noch sein Comeback für Ducati gegeben hatte. Definitiv nicht auf Phillip Island sein wird das Aprilia-Team. Die neue Maschine für 2016 wurde erst vergangene Woche in Aragon von Testpilot Mike di Meglio erstmals gefahren, ein voller Einsatz bei den Tests in Australien würde daher noch keinen Sinn machen.

Stefan Bradl und Aprilia fehlen auf Phillip Island, Foto: Milagro
Stefan Bradl und Aprilia fehlen auf Phillip Island, Foto: Milagro

Wann wird getestet?

Die Testfahrten auf Phillip Island dauern wie gewohnt drei Tage, von Mittwoch dem 17. Februar bis Freitag dem 19. Februar. Gefahren wird jeden Tag acht Stunden, von 10 bis 18 Uhr Ortszeit, wobei in der Regel gegen Mittag kaum Betrieb ist, da sich Fahrer und Teams eine Pause gönnen. Aufgrund von zehn Stunden Zeitverschiebung zwischen Mitteleuropa und Australien finden die Testfahrten auf Phillip Island jeden Tag von 0 bis 8 Uhr unserer Zeit statt.

Wer testet was?

Als einziger Hersteller dürfte Suzuki mit einer großen Neuerung nach Phillip Island kommen. Nachdem man zuletzt in Sepang erstmals bei einem offiziellen Test das stufenlose Getriebe eingesetzt hatte, folgt nun der nächste Schritt. Bisher konnte nur ohne Verlust hochgeschalten werden, nun soll das auch in die andere Richtung funktionieren. Die Werkspiloten Aleix Espargaro und Maverick Vinales waren zwischen Sepang und Phillip Island sogar eine Zeit lang im Suzuki-Werk in Hamamatsu, um den Ingenieuren bei der Entwicklung behilflich zu sein. Für die anderen drei Hersteller wird es wohl vorrangig darum gehen, die neuen Michelin-Reifen und die Einheitselektronik auf einer weiteren Strecke zu testen. Honda dürfte dabei gegenüber Yamaha und Ducati noch die meiste Arbeit vor sich haben.