Wie aussagekräftig waren die Sepang-Tests?

Der einzige Hersteller, bei dem Klarheit herrschte, war Aprilia. Die Italiener mussten ihre Vorjahresmaschine verwenden, da der neue MotoGP-Prototyp noch nicht fertig ist. Ansonsten war Vielfalt angesagt unter den Fabrikaten. Sowohl Yamaha als auch Suzuki brachten drei verschiedene Bikes mit: Die Vorjahresversion, den neuen Prototyp und eine Hybridversion aus beiden Bikes. Honda ließ seine Werksfahrer Marc Marquez und Dani Pedrosa mit zwei unterschiedlichen Bikes und zwei unterschiedlichen Motoren ausrücken. Bei Ducati wechselten die Werksfahrer zunächst zwischen der GP15 und der GP16 hin und her, fuhren am zweiten und dritten Tag aber überwiegend mit der GP16. Ein direkter Vergleich ist also nur bedingt möglich.

Wie hat sich Michelin gemacht?

Zunächst gab es den Anschein, als hätte sich Michelin über den Winter massiv verbessert. Am Ende des ersten Tages war das MotoGP-Feld voll des Lobes für die französischen Pneus. "Vor allem der Michelin-Vorderreifen hat sich sehr verbessert", gab Valentino Rossi am Montag zu Protokoll. Dieses Bild änderte sich durch den verheerenden Reifenplatzer bei Loris Baz am zweiten Tag grundlegend. Michelin verbot den Teams nach diesem Zwischenfall, die weichen Reifen zu verwenden. Prompt kamen die alten Michelin-Probleme aus 2015 wieder zum Vorschein: diverse Stürze übers Vorderrad. Auf die Franzosen wartet noch einiges an Arbeit, wollen sie zum Saisonauftakt in Katar einen optimalen Reifen parat haben.

Wie schlug sich Casey Stoner beim MotoGP-Comeback?

Ex-Weltmeister Casey Stoner hat bei seinen drei Testtagen eindrucksvoll gezeigt, dass er nichts verlernt hat. War sein Test-Programm auf der GP15 zunächst nur für Samstag ausgelegt, so verlängerten Stoner und Ducati dieses spontan. Stoner war auch am Dienstag und am Mittwoch mit der versammelten MotoGP-Elite unterwegs und schnitt dabei gut ab. 75 Runden legte Stoner insgesamt zurück und beendete den Dienstag als Neunter und den Mittwoch als Fünfter. Mit einer Zeit von 2:01.070 wird Stoner in der kombinierten Zeitenliste über alle drei Tage auf Platz neun geführt. Zu Jorge Lorenzo fehlen ihm 1,5 Sekunden.

Wie kam Danilo Petruccis Bestzeit am Dienstag zustande?

Am Dienstag rückte das komplette MotoGP-Feld gleich zu Beginn der Session aus, um schnelle Zeiten hinzulegen bevor sich der Asphalt des Sepang International Circuit zu sehr aufheizt. Nach gut 40 Minuten verunfallte jedoch Loris Baz schwer, was eine lange Rot-Phase nach sich zog. Danach waren die Temperaturen zu hoch für eine Zeitenjagd, dazu verbot Michelin den Teams, nach Baz' Horror-Sturz den weichen Hinterreifen zu verwenden. Zum Zeitpunkt der Unterbrechung lag Danilo Petrucci auf Rang eins, seine Bestzeit hielt bis zum Ende des Tages.

Danilo Petrucci wusste in Sepang zu glänzen, Foto: Pramac
Danilo Petrucci wusste in Sepang zu glänzen, Foto: Pramac

Wie kommen die MotoGP-Werke mit der neuen ECU zurecht?

Mit am besten meistert bisher Ducati die Umstellung von der hauseigenen ECU auf die Magneti Marelli Einheitselektronik. Den Roten spielt dabei auch in die Karten, dass sie bereits im Vorjahr mit ihrem Kundenteam Avintia in puncto Elektronik kooperiert haben. "Wir bewerten das positiv, haben schon in Valencia und in Jerez gesehen, dass wir an einem guten Punkt angekommen sind", verriet Paolo Ciabatti im offiziellen Dorna-Stream. Auch für Yamaha und für Suzuki stellt die Umstellung keine große Herausforderung dar. Aprilia sammelt mit der RS GP fleißig Daten, die sich mit denen vom Vorjahr abgleichen lassen.

Schwieriger gestaltet sich die Sache bei Honda, die neben der Elektronik auch mit ihrem Motor zu kämpfen haben. "Es ist sehr schwierig, eine neue Elektronik in einen neuen Motor einzubauen. Die Anpassung der Elektronik auf den neuen Motor erfordert noch mehr Zeit als ohnehin schon. Das Potenzial der Elektronik haben wir erst zu 50 Prozent ausgeschöpft", räumt Teamchef Livio Suppo ein. Kein gutes Zeichen für Marquez und Pedrosa, die die Tests auf den Plätzen fünf und elf beendeten.

Wie geht es den schwer gestürzten Laverty und Baz und was ist passiert?

Eugene Laverty sorgte am ersten Tag gleich für den ersten Schock. Laverty musste in der Anbremszone zu Turn vier von seiner Ducati abspringen, da ihm das Gas hängengeblieben war. Anschließend wurde zunächst von einer Fraktur an Lavertys rechter Hand gesprochen. "Glücklicherweise habe ich mich nicht schwer verletzt, nur ein paar Risse und Bänderverletzungen", atmete Laverty nach dem Röntgen tief durch. Mit stark angeschwollener Hand setzte Laverty den zweiten Testtag aus, ehe er sich wieder am dritten Tag für 25 Runden in den Sattel seiner Ducati schwang.

Loris Baz erlebte ein Horrorszenario, Foto: Twitter/Screenshot
Loris Baz erlebte ein Horrorszenario, Foto: Twitter/Screenshot

Noch schlimmer war der Unfall von Loris Baz. Dem Franzosen platzte auf der Start-Ziel-Geraden bei 290 km/h der Hinterreifen. Wie durch ein Wunder verletzte sich Baz nicht, er trug lediglich Prellungen am rechten Ellenbogen davon. Wenige Stunden nach seinem Horrorcrash ging Baz auch schon wieder auf die Strecke. Der Sturz hinterließ keinen nachhaltigen Eindruck bei Baz. Allerdings ging Baz danach nicht mehr das letzte Risiko, um einen weiteren Sturz zu vermeiden.