Reifenplatzer bei 290 km/h! Einbehalten einer ganzen Charge an weichen Hinterreifen. Michelin kommt bei einem Highspeed-Crash von Loris Baz bei den MotoGP-Testfahrten in Sepang nicht gut weg. Allerdings hatte auch Bridgestona in den vergangenen Jahren so seine Probleme. Die Top-5 der Bridgestone-Krisen:

5. Indy, oh Indy

Eine der Geburtsstätten des Motorsports hatte es für die MotoGP immer wieder in sich: Meist lag alles - aber auch wirklich alles - am Asphalt. War der okay, mussten die Reifen dran glauben. Das Indy-Rennwochenende 2012 hatte es in sich. Hector Barbera eröffnete die Sturzserie im ersten Freien Training. Noch nicht ungewöhnlich? Abwarten. Denn Casey Stoner, Nicky Hayden und Ben Spies folgten im Qualifying. Selbst Valentino Rossi konnte sich zwei Mal nur knapp retten. Fast alle Fahrer flogen per Highsider ab und kamen leider nur selten verletzungsfrei davon. Die Beschwerden fielen dementsprechend zahlreich aus. "Mit dem weichen Reifen hatte ich weniger Grip", so Alvaro Bautista. Auch Jorge Lorenzo beklagte die weiche Mischung, die ab Rennmitte stark abbaute. Spies beobachtete seinen Kontrahenten: "Ich erkannte, dass Dani viel mehr Hinterreifen verbrauchte als ich." Auch Rossi stellte fest: "Nach drei Runden begann der Hinterreifen zu rutschen, ich wollte an den Fahrern vor mir dranbleiben, doch das Vorderrad klappte zwei Mal fast ein und ich gab auf."

Auch Bridgestone hatte in der Vergangenheit seine Probleme, Foto: Milagro
Auch Bridgestone hatte in der Vergangenheit seine Probleme, Foto: Milagro

4. Von zerstückelten Hinterreifen

Etwas dicker kam es allerdings einige Wochen zuvor. Spies und Rossi brachen in Assen 2012 ganze Gummi-Teile aus den Reifen. Die Reifen hatten sich überhitzt, beide Fahrer waren stinksauer. Zu dieser Zeit gab es aber noch einen gewissen Stoner, der nur selten ein Blatt vor den Mund nahm: "Die Technologie wird immer besser und wir werden langsamer. Es ist schwieriger für uns, Rundenrekorde zu fahren. Sie werden nie zugeben, dass mit den Reifen etwas nicht stimmt. Das ist das größte Problem, es ist enttäuschend." Rossi musste seinen Reifen während des Rennens sogar wechseln. "Es war unmöglich, weiterzufahren. Ich wäre nicht bis ins Ziel gekommen", hielt er fest. Zumindest gab sich Bridgestone nach dem Vorfall größte Mühe, das Problem aus der Welt zu schaffen und checkte alle Pneus durch. Heraus kam, dass es sich nicht um einen Werksfehler handelte. Lediglich Überhitzung führte zum Desaster. Na wenn das mal nicht beruhigend ist.

3. Bridgestone-Meetings in Jerez

Wir blicken zurück nach Jerez 2013: An besagtem ereignisreichen Rennwochenende, an dem die Streckentemperaturen zwischen 20 und 50 Grad schwankten, ist die Sturzliste so lang, dass ein Aufzählen fast den Rahmen sprengt. Dani Pedrosa, Marc Marquez, Valentino Rossi, Cal Crutchlow, Stefan Bradl, Lukas Pesek, Randy de Puniet, Yonny Hernandez und Andrea Iannone mussten dran glauben. Und wer war schuld? Natürlich, die Reifen. "Man hat ja gesehen, wie viele Stürze es gab. Das Wochenende war für Bridgestone sicherlich nicht leicht, aber für diese besondere Situation sind die Reifen einfach falsch", beklagte Andrea Dovizioso, der mehr als zwei Reifen zur Auswahl forderte. Crutchlow war das Thema schon leid: "In jeder Sitzung der Sicherheitskommission geht es nur darum, das sind reine Bridgestone-Meetings." Der Brite war überzeugt, dass alle Fahrer ihr Bestes geben, um Informationen zu liefern. "Aber wir haben nicht genügend Reifen", beschwerte er sich. Aber wer sagt denn, dass viel wirklich viel hilft?

Auf Phillip Island zwang Bridgestone die Fahrer sogar zu einem Motorradwechsel, Foto: Milagro
Auf Phillip Island zwang Bridgestone die Fahrer sogar zu einem Motorradwechsel, Foto: Milagro

2. Ein defekter Hinterreifen

Nachdem Jorge Lorenzo in Jerez nicht zum Reifen-Opfer wurde, griff der bösartige Gummi in Le Mans an. "Beim Bremsen ging es los, denn ich hatte in der Mitte der Kurve kein Vertrauen zum Hinterreifen. Beim Beschleunigen war es ähnlich, denn das Hinterrad hat so extrem durchgedreht, dass ich fast eine halbe Sekunde im Vergleich auf die anderen verloren habe." Mit Platz sieben das bis dato schlechteste MotoGP-Ergebnis des zweifachen Weltmeisters - abgesehen von Ausfällen. Bridgestone wurde einmal mehr beschuldigt, die falschen Teile geliefert zu haben. Lorenzo fand für seine derart ungewohnt schlechte Leistung nur eine Erklärung: Bridgestone hatte ihm einen defekten Reifen geliefert. Alles böser Wille oder wollten die Japaner nur für etwas Abwechslung sorgen? Nichts dergleichen. Denn später stellte sich heraus, dass der Reifen tadellos war. "Jorges Rennreifen wurde durch seinen Ingenieur gründlich untersucht und für einwandfrei funktionstüchtig befunden. Darüber hinaus habe ich den Reifen selbst untersucht", sagte Shinji Aoki, Leiter der Abteilung Reifen-Entwicklung. Chefsache also. Und eine Menge heiße Luft.

1. Die Katastrophe auf der Insel

Die Sorgen rund um das schwarze Gold gipfelten im Rennen auf Phillip Island 2013. Zugegeben - mit dem neuen Asphalt hatte der Reifenhersteller einfach nicht gerechnet und Tests waren zuvor nicht geplant. Also erlebte die MotoGP-Welt eines der skurrilsten Rennen der Geschichte. Der Sicherheit halber entschied sich die Rennleitung für Boxenstopps zur Rennmitte. Der drei Millionen Euro teure Asphalt fraß die Reifen förmlich auf. Nicht nur der viel bessere Grip, sondern auch viel höhere Reifentemperaturen führten zum Desaster. Pirelli hatte schon beim Superbike-Lauf zu Beginn des Jahres Probleme. Warum die Japaner mit keiner Silbe daran dachten, dass es auch in der MotoGP auf dem neuen Asphalt zu diversen Unstimmigkeiten kommen könnte, versteht bis heute niemand. "Lächerlich" und "verwirrend" waren die Begriffe, die am 16. Rennwochenende der Saison am häufigsten fielen. Als Zuschauer und begeisterter Fan muss man Bridgestone aber danken. Schließlich gab es schon lange nicht mehr so viel Spannung in einem so kurzen Rennen der Königsklasse.