Die Meinungen über die Rückversetzung Valentino Rossis für das Saisonfinale 2015 in Valencia gingen massiv einander. Die einen hielten die Strafe für zu hart, andere forderten sogar noch drastischere Mittel. In einem war aber fast die gesamte MotoGP-Welt vereint, nämlich in der Unzufriedenheit über das gefällte Urteil. Dabei hatte die Rennleitung - Javier Alonso von MotoGP-Promoter Dorna, Sicherheitsberater Loris Capirossi, FIM-Repräsentant Franco Uncini sowie Renndirektor Mike Webb - alle möglichen Indizien in das Urteil einfließen lassen. Alle verfügbaren Bilder wurden ausgewertet, hinzu kam eine Anhörung von Rossi und Marc Marquez.

Die lange Zeitspanne zwischen dem eigentlichen Vorfall und dem endgültigen Urteil wurde dann aber auch sofort zu einem der Hauptkritikpunkte an der Rennleitung. Eine Entscheidung noch während des Rennes wäre wesentlich besser gewesen, so die Meinung vieler Fans und Experten. Diese war aber schlicht und ergreifend nicht möglich, da die Rennleitung während eines Grand Prix eben mit dem Renngeschehen beschäftigt ist und nicht ständig einen einzigen Vorfall untersuchen kann.

Erst im Parc ferme erfuhr Rossi von der drohenden Strafe, Foto: Yamaha
Erst im Parc ferme erfuhr Rossi von der drohenden Strafe, Foto: Yamaha

Mit der geplanten Neugestaltung der Rennleitung, die am Donnerstag bei einem Meeting der Grand Prix Commission in Genf beschlossen werden soll, würde sich das nun ändern. Die Rennleitung soll sich nun vollkommen auf den geregelten Ablauf der Sessions und Rennen konzentrieren, eine eigene Kommission etwaige Strafen beschließen. "Wir müssen noch genau herausfinden, wie diese Aufteilung abläuft", gesteht Dorna-Mann Javier Alonso. "Deshalb haben wir dieses außertourliche Meeting am Donnerstag." Normalerweise trifft sich die Grand Prix Commission nur einmal im Dezember in Madrid und dann im Rahmen des Saisonauftakts in Katar.

Wer genau in diesem neuen Straftribunal vertreten sein wird, ist also noch offen. Es soll aber kein Angehöriger der Dorna mehr dabei sein, wohl auch um den zwar abstrusen aber dennoch überaus beliebten Verschwörungstheorien rund um eine spanische Mafia, die Jorge Lorenzo im Vorjahr zum Weltmeister machen wollte, nicht noch weitere Nahrung zu geben. "Es werden wahrscheinlich zwei neue Leute von der FIM dabei sein", gibt Alonso einen ersten Hinweis. Außerdem wird es einen permanenten Steward geben.

Formel 1 als Vorbild für MotoGP

Die MotoGP orientiert sich damit in ihrem Strafensystem etwas an der Formel 1. Hier gibt es seit Jahren bereits die Trennung zwischen Rennleitung und den Stewards, die für die Strafen verantwortlich sind. Im Gegensatz zum Plan der MotoGP wechseln diese Stewards bei der Formel 1 aber ständig. Drei pro Rennen werden von nationalen Verbänden gestellt, der vierte ist ein ehemaliger Rennfahrer. Bevorzugt sind es in der Formel 1 auch Ex-Piloten der Serie, doch auch Sportwagenfahrer und sogar Motorradlegende Mick Doohan waren schon vertreten.