Für Michelin kommt es knüppeldick, denn Loris Baz hatte eine riesige Schrecksekunde zu überstehen: Der französische Avintia-Ducati-Pilot crashte wegen eines Reifenplatzers am zweiten Tag der MotoGP-Tests in Sepang mitten auf der Start-Ziel-Geraden, zum Zeitpunkt des Crashs hatte Baz 290 Stundenkilometer auf dem Tacho! Wie durch ein Wunder trug Baz nicht mehr als einen geprellten rechten Ellenbogen davon. Baz konnte seine Box selbstständig wieder aufsuchen und am Ende des Testtages bereits wieder auf die Strecke gehen. Nach dem Sturz war die Gerade übersät von Kleinteilen, was eine Rotphase nach sich zog.

Panik bei Michelin? Man reagiert umgehend

Die Session wurde zwar eine Viertelstunde später wieder aufgenommen, kurz darauf jedoch erneut für eine Stunde unterbrochen, um den genauen Grund von Baz' Sturz ermitteln zu können. Aktuell gibt es mehrere Möglichkeiten, warum es zu dem Crash kam. "Wir denken, dass der Reifendruck vielleicht etwas zu gering war, was zusammen mit Loris' Gewicht zu diesem Defekt geführt hat", erläutert Javier Alonso von MotoGP-Promoter Dorna. Der 1,91 Meter große Baz ist mit knapp 80 Kilogramm Körpergewicht deutlich schwerer als der Rest des Feldes. Alonso beschreibt aber auch eine andere Möglichkeit für den Sturz: "Wir haben gesehen, dass die Dämpfung an der Maschine gebrochen war. Wir wissen aber nicht, ob das schon vor oder erst bei dem Crash passierte." Michelin reagierte jedenfalls sofort und rüstet das MotoGP-Feld für die restlichen eineinhalb Tage der Sepang-Tests mit den härteren Reifen aus. Die weiche Mischung, die Baz bei seinem Sturz aufgezogen hatte, darf vorerst nicht mehr verwendet werden. Außerdem schrieb man einen höheren Luftdruck für die Reifen vor.

Baz selbst konnte keine genaue Auskunft über den Defekt geben. "Ich war gerade auf meinem zweiten Run mit einem neuen Reifen unterwegs und wollte eine schnelle Runde fahren", erklärt er. "In der letzten Kurve habe ich dann ein komisches Geräusch gehört und wollte nur noch diese Runde zu Ende fahren, bevor ich an die Box kommen wollte." Dazu kam es nicht mehr, denn schon auf der darauffolgenden Geraden flog Baz ab. "Ich dachte zuerst, dass es ein Problem mit dem Motor oder dem Getriebe ist, aber wahrscheinlich war es wohl bereits ein Teil des Reifens, das am Motorrad gestreift ist."

Die Geräusche waren aber der einzige Hinweis für Baz, dass irgendetwas an seinem Motorrad nicht stimmte: "Ich hatte überhaupt kein eigenartiges Gefühl - kein Chattering, nichts. Ich konnte diese Explosion nicht voraussehen." Als der Reifen schließlich platzte, konnte Baz nichts mehr tun. "Das Hinterrad hat extrem schnell blockiert. Instinktiv habe ich noch die Kupplung gezogen, aber mir war klar dass ich stürzen werde. Bei 100 km/h kann man so etwas vielleicht noch korrigieren, aber nicht bei 300. Als ich dann über die Gerade gerutscht bin, habe ich nur noch gehofft, dass ich nirgends dagegen krache und niemand in mich hinein rast", beschreibt Baz den eigentlichen Sturz.

Baz mit Glück im Unglück

Mit lediglich einem geprellten Ellenbogen nach so einem Horrorcrash schätzte sich Baz glücklich: "In Anbetracht des Sturzes ist es wirklich glimpflich ausgegangen. Ich hatte eine Menge Glück, denn das war echt ein schlimmer Moment. Ich fühle mich jetzt okay, nur mein Nacken und Rücken sind etwas steif."

Am Abend des Testtages in Sepang konnte Baz dann sogar schon wieder über seinen schlimmen Abflug lachen. Auf Facebook postete er einen Cartoon, der ihn bei seinem Crash zeigt. Neben dem tatsächlich von ihm geschriebenen Post, in dem er sich bei seinen Ausstattern Alpinestars und LS2 Helmets bedankt, ist eine Denkblade zu sehen, in der geschrieben steht: "Wenn das so weiter geht, kann ich auch gleich meine Boxershorts-Marke verraten."

Rückschlag für Michelin

Für Michelin hingegen gab es wenig Grund zum Lachen. Schrieb man am ersten Tag der Sepang-Tests nach schwierigem Anlauf 2015 erstmals keine Negativschlagzeilen, so geriet der zweite Testtag für die Franzosen umso mehr zum Fiasko. Kaum waren die MotoGP-Fahrer mit den härteren Gummis aus dem Hause Michelin unterwegs, häuften sich auch schon wieder die Stürze übers Vorderrad. Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa, Pol Espargaro, Tito Rabat und Yonny Hernandez flogen ab, weil sie die Front verloren.