Die MotoGP strebt nach neuen Grands Prix in exotischen Destinationen. Indonesien, Brasilien oder Thailand werden immer wieder genannt. 2016 schaffte mit Österreich aber ein traditionelles europäisches Austragungsland den Sprung zurück in den WM-Kalender, schon bald könnte ein weiteres folgen. In Finnland, wo bereits von 1962 bis 1982 in Tampere und Imatra gefahren wurde, gibt es Bestrebungen, wieder MotoGP-Rennen auszutragen.

Die bisherigen Rennstrecken in Finnland entsprechen aber nicht mehr modernen Standards, deshalb wird aktuell an einem neuen Kurs gebaut. Der sogenannte 'KymiRing' entsteht rund 100 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Helsinki in einer Kleinstadt mit nur etwas mehr als 4000 Einwohnern. Die Strecke wurde vom britischen Unternehmen Apex Circuit Design entworfen und soll bei einer Länge von rund 4,6 Kilometern über 17 Kurven verfügen.

So soll der KymiRing aussehen, Foto: Kymi Ring
So soll der KymiRing aussehen, Foto: Kymi Ring

Auch Verhandlungen mit MotoGP-Promoter Dorna laufen bereits, wie Projektmanager Timo Pohjola gegenüber Autosport bestätigt: "Unser Verhältnis zur Dorna ist sehr gut. Wir werden im Februar ein Meeting mit ihnen abhalten. Sie kommen nach Finnland und wir diskutieren über unseren Zeitplan." Im Moment sei es noch zu früh für einen genauen Termin, erklärte Pohjola, doch schon 2017 oder 2018 könnte es so weit sein.

Der Grund für die schwierige Prognose eines Fertigstellungstermins liegt in den rauen Wintern Finnlands. "Der eigentliche Bau soll laut unserer Firma in etwa zwölf oder 13 Monate dauern", erläutert Pohjola. "Im Moment können wir aber lediglich die Waldrohdung durchführen, da der Boden bis in zwei Meter Tiefe völlig gefroren ist. Erst wenn der Boden etwas aufgetaut ist, können wir mit Aushubarbeiten anfangen. In etwa fünf Monate im Jahr ist das nicht möglich."

Motorrad- und Autorennen geplant

Sobald der Kurs fertig ist, wird der Kurs voraussichtlich eine A-Homologierung des Motorradweltverbandes FIM erhalten, also den höchstmöglichen Standard. Vom Automobilverband FIA ist eine Klasse-2-Homologierung zu erwarten, was in der Regel zur Veranstaltung aller Rennserien mit Ausnahme der Formel 1 berechtigt. "Der finnische Automobilverband hat schon mit der FIA und diversen Promotern gesprochen. Momentan befinden wir uns in vielen Verhandlungen. Erste Ergebnisse erwarten wir noch vor dem Sommer", so Projektmanager Pohjola.

Klar ist aber, dass sich Finnland in puncto MotoGP gegen harte Gegner zur Wehr setzen muss. Mehr als 20 Rennen sind von Promoter Dorna und dem Weltverband FIM pro Saison nicht vorgesehen, 18 sind es aktuell. Die angesprochenen großen Wachstumsmärkte wie Indonesien oder Thailand sind für die MotoGP aber wohl interessanter als das kleine Finnland. Dass das bei einer guten Bewerbung kein Hindernis sein muss, hat Österreich aber eindrucksvoll gezeigt.