Es war der große Aufreger der bisherigen Winterpause. Im ersten Interview nach seinem Wechsel von Honda zu Ducati zog Casey Stoner direkt gegen seinen Ex-Arbeitgeber und dessen Superstar Marc Marquez vom Leder. Der habe sich von Stoners Können bedroht gefühlt und daher zusammen mit seinem Umfeld eine Rolle Stoners als Ersatzfahrer für Dani Pedrosa während dessen Zwangspause 2015 zu verhindern versucht, Honda habe nachgegeben.

"Ich glaube Marquez und seine ganze Entourage haben sich durch mich bedroht gefühlt", erklärte Stoner gegenüber Motosprint. "Ich weiß nicht, woher diese Angst kam, aber ich habe es irgendwie gefühlt. Ich habe mich bereit gefühlt für Austin. Dann sagte mir Nakamoto aber leider, dass sie sich für eine andere Lösung entschieden hätten. Ich denke, da haben andere Leute Druck auf ihn ausgeübt, damit ich keinen Renneinsatz bekomme. Irgendjemand wollte mich nicht wieder auf der Strecke sehen. Ich wusste, dass ich den Speed hatte, Pedrosa adäquat zu ersetzen. Bei den Tests in Sepang im Februar hatte ich eine Pace, mit der ich im Rennen im Oktober mit den Führenden mithalten hätte können."

Nach drei Jahren als Testfahrer bei Honda hatte Stoner genug, Foto: Repsol Honda
Nach drei Jahren als Testfahrer bei Honda hatte Stoner genug, Foto: Repsol Honda

Marquez verzichtet auf verbalen Gegenschlag

Starke Worte vom gewohnt selbstbewussten Australier. Eine ebenso schlagkräftige Antwort von Marc Marquez wurde erwartet, doch der gab sich auf das Thema angesprochen wenig gesprächsbereit. "Ich glaube, dass Casey diese Aussagen nur gemacht hat, weil er will, dass über ihn gesprochen wird. Da mache ich aber nicht mit", schmunzelte Marquez. Es scheint, als wolle der seit dem Malaysia-Grand-Prix im Oktober ohnehin im Kreuzfeuer der Kritik stehende Honda-Pilot die Stimmung nicht noch weiter anheizen.

Womöglich auch in Anbetracht der Tatsache, dass sein Fanclub zuletzt sogar die Teilnahme am Grand Prix von Italien abgesagt hatte, aus Angst, dort ins Visier der zigtausend Rossi-Anhänger zu kommen. "Hier wurden ganz klar Grenzen überschritten", stellt Marquez fest. "So etwas darf einfach nicht sein. Das Thema wird in den Sozialen Medien hochgekocht, weil jeder vor seinem Computer sagen kann was er will. So etwas dann noch aufzuhalten ist extrem schwer."

Viele Marquez-Fans verzichten auf die Reise nach Mugello, Foto: Milagro
Viele Marquez-Fans verzichten auf die Reise nach Mugello, Foto: Milagro

Online-Fans anders als Vor-Ort-Fans

Gleichzeitig verweist Marquez aber darauf, dass die Leute, die auf Facebook oder Twitter Stimmung machen, nicht unbedingt diejenigen sind, die an den Rennwochenenden auf den Tribünen Platz nehmen. "Die Rennen werden an der Strecke von den wahren Fans verfolgt. Die genießen nur den Wettbewerb zwischen den Fahrern. Deshalb bin ich der Meinung, dass meine Fans nach Mugello kommen können", so Marquez, der sich direkt an seine Unterstützer wendet. "Ihr werdet keine Probleme haben!"