2015 war Bradley Smith der mit Abstand beste Satelliten-Pilot in der MotoGP. War er in der Vergangenheit noch eher als Crash-Kid bekannt, so präsentierte sich Smith in diesem Jahr nicht nur deutlich verbessert, sondern vor allem auch wesentlich konstanter als in seinen ersten beiden MotoGP-Saisons beim Tech3-Yamaha-Team. Doch wie kam es zu diesem für viele überraschenden Aufschwung beim jungen Briten?

Motorsport-Magazin.com traf sich mit Smith, um gemeinsam auf Spurensuche zu gehen. "Es gab in den vergangenen beiden Jahren immer wieder Momente, in denen ich nicht schnell genug war, aber nicht genau wusste, wo ich den Hebel ansetzen muss. Das war oft sehr frustrierend und ich musste den einen oder anderen Hilferuf an meine Crew senden. Dabei wurde es in der Box hin und wieder auch lauter, die Ausführungen wurden hektischer und das brachte in kritischen Situationen oft Stress in das gesamte Team", gibt Smith unumwunden und selbstkritisch zu.

Smith ist sich bewusst, welche Leistungen mit der Tech3-Yamaha drin sind, Foto: Bridgestone
Smith ist sich bewusst, welche Leistungen mit der Tech3-Yamaha drin sind, Foto: Bridgestone

In der Ruhe und im Realismus liegt Smiths Kraft

Dieser Stress war bei der Problembewältigung alles andere als hilfreich. "Doch in dieser Saison wusste ich fast immer genau, wo und wie ich die Performance verbessern kann. Meine Stärke beziehe ich aktuell aus meiner Erfahrung, aber auch aus meinem technischen Wissen über mein Motorrad. Ich verstehe nun ganz genau, an welchen Stellschrauben ich drehen muss, damit das Bike so reagiert, wie ich es haben möchte", berichtet Smith.

Doch nicht nur bei der Arbeit mit dem Team hat sich für Smith einiges getan. Auch im Kopf hat sich beim Briten Entscheidendes vollzogen: "Gesunder Realismus ist mein Erfolgsrezept. Man muss sich realistische Ziele setzen und darf seine Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Sieht man sich die Startaufstellung an - mit all den Fahrern wie Marquez oder Rossi - so muss das Ziel für mich lauten, so oft und so nahe wie möglich an den Top-6 zu kratzen", sah Smith ein, dass die Werksfahrer für ihn unter normalen Umständen nicht zu knacken sind.

Smith schielt auf ein Werksbike für 2017, Foto: Ducati
Smith schielt auf ein Werksbike für 2017, Foto: Ducati

Smith: Folgt bald der Wechsel in ein Werksteam?

Mit dieser Umstellung im Kopf hatte Smith lange Zeit seine liebe Müh und Not. Womöglich übertrieb es Smith auch deshalb 2013 und 2014 oft genug auf der Strecke bei der vergeblichen Jagd nach einer besseren Platzierung. "Wenn man in einem Satellitenteam fährt, braucht man nicht versuchen, den Superhelden zu mimen. Man muss lernen, kleinere Brötchen zu backen. Diese Einstellung ist schwierig und ich habe lange gebraucht, das zu akzeptieren", erklärt Smith.

Doch mit den Leistungen aus diesem Jahr könnte sich Smith auch für höhere Aufgaben im Yamaha-Werksteam empfehlen. Smith winkt ab: "Um ehrlich zu sein: Ich glaube nicht, dass ich dort zum Zug kommen werde. Yamaha verfolgt seinen eigenen Plan, in dem ich vermutlich keine wichtige Rolle spiele. Ich möchte mich 2016 eher für andere Hersteller empfehlen. Vielleicht für Suzuki, Ducati oder auch KTM", hofft Smith darauf, bald von einem anderen Werk verpflichtet zu werden.

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