Der Motorradrennsport war in der Vergangenheit meist von großer Fairness und Respekt zwischen Fahrern und auch ihren Anhängerschaften geprägt. Ein Zustand, der sich in den vergangenen Wochen aber schlagartig ins Gegenteil verkehrte. Nach der Kollision zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez in Sepang und vor allem nach der darauffolgenden Strafe gingen die Wogen hoch. Das Medienecho war gewaltig und die Fans der beiden Superstars schlugen sich in den Sozialen Medien sprichwörtlich die Köpfe ein.

Eine Aufregung, die in dieser Form nicht sein hätte müssen, glaubt Herve Poncharal, Vorsitzender der Teamvereinigung IRTA. Damit meint er aber nicht eine geringe Bestrafung für Rossi. "Für mich war die Strafe fair", verrät Poncharal bei Crash.net. "Sie war nicht zu hart, aber doch etwas. Wenn Valentino nicht schon den Strafpunkt aus Misano gehabt hätte, wäre er nicht rückversetzt worden, aber das System mit den Penalty Points gilt nun einmal auch für ihn." Während Poncharal also mit der Strafe an sich einverstanden ist, sieht er bei der Art, wie und wann sie verhängt wurde, Verbesserungsbedarf.

"Wenn möglich, sollte man meiner Meinung nach eine Entscheidung während des Rennens treffen", erklärt Poncharal. "Natürlich wird es nicht immer möglich sein, aber im Fußball oder Tennis werden die Entscheidungen auch sofort getroffen und das Ergebnis nicht im Nachhinein geändert. Durch das späte Urteil ist diese ganze Polemik erst so richtig entstanden. Es gab in Sepang ja eigentlich keine endgültige Entscheidung. Es gab die Strafe der Rennleitung, gegen die Einspruch erhoben wurde. Der wurde abgelehnt und dann kam die Sache mit dem Internationalen Sportgerichtshof. Bis zum Donnerstag vor Valencia wusste niemand, ob Valentino vom letzten Platz starten würde."

Rossis Aufholjagd in Valencia blieb unbelohnt, Foto: Monster
Rossis Aufholjagd in Valencia blieb unbelohnt, Foto: Monster

Ungewissheit befeuert Streit

Poncharal sieht darin den Hauptgrund für die so in der MotoGP noch nicht gesehene Aufregung: "Das alles hat die Angelegenheit zu hitzig, zu schwierig und zu brutal werden lassen. Ich habe diese Bilder im Internet gesehen und das geht einfach zu weit. Ich will mich hier auf keine Seite stellen, aber die Dinge die über Marc und Jorge gesagt wurden oder sie als Liebespaar in einer Fotomontage darzustellen ist einfach nur mangelnder Respekt."

Die alleinige Schuld für den Shitstorm möchte Poncharal aber nicht bei der Rennleitung suchen. Er verweist doch auch auf die besonderen Umstände dieser Kontroverse. "Unsere Meisterschaft wächst ständig und damit auch die Aufmerksamkeit durch Medien und Fans. Durch Social Media sind die Leute heute viel vernetzter und können schnell reagieren beziehungsweise einander antworten als das früher der Fall war. Noch dazu kommt, dass mit Valentino die Ikone unseres Sports involviert war", so Poncharal.