Alte Liebe rostet nicht. Nach fünf Jahren wird Casey Stoner 2016 wieder für Ducati fahren. Vorerst nur in der Rolle als Testfahrer, doch auch Wildcard-Einsätze in Rennen sind möglich, wie MotoGP-Kommentatorin Tammy Gorali vom israelischen Fernsehen berichtet. Das schwelende Gerücht stellte sich am Mittwoch bei den Testfahrten in Valencia als richtig heraus, auch wenn die offizielle Bestätigung von Ducati noch ausbleibt, da Stoner bis zum Jahresende vertraglich an Honda gebunden ist.

Stoner und Ducati starten 2016 ein neues MotoGP-Kapitel

2010 fand die Zusammenarbeit zwischen Ducati und Casey Stoner zwischenzeitlich ein unrühmliches Ende. Stoner war sauer auf seinen Arbeitgeber, nachdem der in seiner Pause aufgrund gesundheitlicher Probleme versucht haben soll Jorge Lorenzo als Ersatz zu engagieren. Stoner, 2007 erster Ducati-Weltmeister in der Königsklasse, verließ daraufhin den Hersteller aus Borgo Panigale in Richtung Honda. Dort war er seither als Testpilot für die MotoGP-Werksmaschinen aber auch den für die Open-Klasse entwickelten Production Racer tätig. In diesem Jahr bestritt Stoner für Honda sogar die prestigeträchtigen Acht Stunden von Suzuka. Das Rennen endete für ihn aber mit einem heftigen Sturz nach einem technischen Problem an seiner Maschine. Das Ergebnis: Mehrere Knochenbrüche.

Stoners Einsatz in Suzuka endete im Krankenhaus, Foto: HRC
Stoners Einsatz in Suzuka endete im Krankenhaus, Foto: HRC

Honda brauchte lange, um die Schuld an Stoners schwerem Unfall öffentlich einzugestehen. War das der Grund für den Bruch des zweifachen MotoGP-Champions mit Honda und die Rückkehr zu Ducati? Es war vielleicht ein kleiner Teil, der größere dürfte aber die Art sein, wie Honda Stoners Angebot, Dani Pedrosa in seiner Verletzungspause zu ersetzen, abgeschmettert hat. Als Pedrosa zu Saisonbeginn die Rennen in Texas, Argentinien und Spanien auslassen musste, wollte Stoner ja bekanntlich einspringen. Das wurde von Honda aber ohne wirklich stichhaltige Argumente abgelehnt. Außerdem soll Stoner die Chefetage bereits frühzeitig vor dem zu aggressiven Motor der 2015er-RC213V gewarnt haben, doch seine Ratschläge wurden ignoriert. Nach all dem soll er kein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit gehabt haben.

HRC-Teamchef Livio Suppo will Stoner jedenfalls keine Steile in den Weg legen. "Es ist Caseys Entscheidung, was er mit seiner Zukunft machen will. Wir werden sie auf jeden Fall akzeptieren", erklärte Suppo gegenüber GPone. "Das Ducati Interessa an ihm hat, kann ich auch verstehen. Er ist immerhin der einzige Fahrer, der auf einem ihrem Motorräder einen Titel in der Motorrad-Weltmeisterschaft gewonnen hat."

Bei Ducati selber ist man natürlich erfreut über die jüngsten Entwicklungen. Auch wenn man eine Verpflichtung noch nicht bestätigen wollte, so äußert sich Sportdirektor Paolo Ciabatti doch sehr positiv über den ehemaligen Ducati-Star: "Er ist ein Held für die meisten Ducati-Fans. Casey hat uns viele Siege und einen WM-Titel beschert, den einzigen Titel für Ducati. Es wäre eine Ehre für uns, wieder mit ihm zu arbeiten und wir sind an ihn herangetreten, um seine Pläne für die Zukunft zu erfahren."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Für Ducati ist ein Testpilot vom Kaliber eines Casey Stoner natürlich eine unglaubliche Bereicherung. Niemand außer ihm konnte seit dem MotoGP-Einstieg der Marke 2003 mit einer Ducati um den WM-Titel kämpfen und regelmäßig Rennen gewinnen. Vielleicht ist ja gerade Stoner das fehlende Bauteil im MotoGP-Projekt der Italiener, das noch fehlt, um den japanischen Giganten Honda und Yamaha wieder absolut auf Augenhöhe begegnen zu können. (Markus Zörweg)