Dani Pedrosa erwischte einen denkbar schlechten Start in die Saison 2015. Beim ersten Rennen schon wurde klar, dass es für den Honda-Werkspiloten ohne Armpump-OP in der MotoGP nicht mehr weitergehen konnte. Nach drei Rennen Zwangspause aber kämpfte er sich eindrucksvoll zurück an die Spitze und konnte sogar Yamaha-Star Valentino Rossi im Zweikampf Paroli bieten. Motorsport-Magazin.com lässt die Saison des Katalanen Revue passieren:

Der Fahrer

2015 war für Pedrosa eine Saison wie eine Achterbahnfahrt. Nach dem Auftakt in Katar verpasste er wegen seiner Armpump-OP drei Rennen und musste sich dann erst wieder mühsam an die Spitze heranarbeiten, ohne jegliche Chance im Titelkampf noch ein Wörtchen mitreden zu können. Erst in der zweiten Saisonhälfte konnte er wieder sein wahres fahrerisches Potential zeigen und um Podiumsplätze und sogar Siege kämpfen. In Aragon bewies er in einem packenden Duell mit Rossi, dass er wieder ganz da ist und schnappte nach rundenlangem Zweikampf dem Italiener Rang zwei weg. Das folgende Rennen in Motegi konnte er dann sogar gewinnen, auch in Sepang stand er am Ende ganz oben.

In Motegi stand Dani Pedrosa endlich wieder ganz oben auf dem Treppchen, Foto: Repsol
In Motegi stand Dani Pedrosa endlich wieder ganz oben auf dem Treppchen, Foto: Repsol

Letztlich standen für Pedrosa 206 Punkte und der vierte WM-Rang zu Buche, mit 36 Punkten Rückstand auf seinen Repsol-Teamkollegen Marc Marquez. Insgesamt kein schlechtes Resultat, wenn man bedenkt, dass Pedrosa drei Rennen weniger fahren konnte und noch nicht völlig fit war, als er in Le Mans wieder auf seine Honda stieg. Besonders beeindruckend ist Pedrosas Bilanz von der Übersee-Tour der MotoGP im letzten Saisondrittel: 61 Punkte aus drei Rennen, so stark war in dieser Saisonphase kein anderer. Außerdem stürzte er kaum und nahm aus jedem Rennen nach Le Mans Punkte mit.

Das Motorrad

Die Honda RC213V stellte sich zu Saisonbeginn als weniger dominant als ihre Vorgängermaschine heraus. Man hatte sich vor Saisonstart bei der Chassis-Entwicklung verrannt. Allerdings litt Marc Marquez deutlich mehr unter diesem Problem als Dani Pedrosa, der sich bereits bei den Testfahrten für ein anderes Chassis als sein Teamkollege entschieden hatte, womit er deutlich richtiger lag als Marquez, und zudem nach dem Saisonauftakt drei Rennen aussetzte. Bei seiner Rückkehr waren die ärgsten Probleme bereits gelöst.

Schwierigkeiten machte teilweise weiterhin der Motor, der seine Leistung zu aggressiv entfaltete und die Fahrer beim Herausbeschleunigen aus langsamen Kurven oftmals hart ans Limit brachte. Auch im restlichen Saisonverlauf hakte es bei Honda immer wieder an Kleinigkeiten: In Brünn stürzte Pedrosa sogar im zweiten Freien Training nach einem Ölleck an der Frontgabel. Am Ende reichte es für Honda zu keinem einzigen Titel, sowohl Fahrer- als auch Team- und Konstrukteurs-Wertung musste man letztlich Yamaha überlassen.

Pedrosas Highlights

Auch wenn der weitere Saisonverlauf noch einige Aufreger verursachte, gab es eines der absoluten Highlights bereits in Aragon: Im Kampf um Rang zwei lieferte sich Pedrosa einen genialen Zweikampf mit Rossi, in den letzten fünf Rennrunden versuchte der Italiener sechs Attacken, doch Pedrosa konnte jedes Mal kontern. Dementsprechend froh war der Honda-Pilot nach dem Rennen: "Das war wegen meines Gegners einer meiner besten Zweikämpfe überhaupt. Man kann auch mit anderen Fahrern tolle Duelle haben, aber Valentino ist in diesen Situationen ein Meister. Mir hat das Rennen heute viel Spaß gemacht." Mit dieser kämpferischen Leistung brachte Pedrosa alle Kritiker zum Schweigen, die vor der Saison vielleicht lieber einen anderen Fahrer auf der Repsol Honda gesehen hätten.

Den Schwung aus Aragon nahm der Katalane auch gleich nach Motegi mit, wo er mit einer klugen und reifenschonenden Strategie seinen ersten Saisonsieg holte und so sein Comeback krönte. Gleichzeitig war das für Pedrosa der 50. Karrieresieg in der Weltmeisterschaft. Wie wichtig ihm dieser Sieg war, erklärte er im Anschluss: "Ich habe lange nicht gewonnen und will meinem Team, den Ärzten und allen Leuten danken, die mich in einer schwierigen Zeit unterstützt haben. Ich habe viele Dinge getan, um hierher zurückzukommen. Wichtiger als der Sieg ist, dass ich viel Spaß hatte und es sich wirklich gut angefühlt hat." Endlich hatte er also auch die Freude am Fahren wiedergefunden und es ging auch nach Motegi positiv weiter.

Eines der packendsten Duelle der Saison: Dani Pedrosa und Valentino Rossi in Aragon, Foto: HRC
Eines der packendsten Duelle der Saison: Dani Pedrosa und Valentino Rossi in Aragon, Foto: HRC

Pedrosas Lowlight

Der Tiefpunkt von Pedrosas Saison kam bereits in Katar. Dort musste er sich nach dem Rennen eingestehen, dass sein Armpump-Problem ohne Operation nicht mehr in den Griff zu bekommen war. In seinem Blog beschrieb er: "Ich habe schon seit einem Jahr Probleme mit meinem rechten Unterarm. Ich habe mich sogar letztes Jahr operieren lassen, aber das hat das Problem nicht gelöst. In der Saisonvorbereitung bin ich viel gereist, gerade um eine Möglichkeit zu finden, dieses Problem zu lösen und in dieser Saison zu 100% mitkämpfen zu können. Aber das Wochenende in Katar hat mir bewusst gemacht, dass das nicht funktionieren wird. Was mir dieser GP klar gemacht hat, ist, dass ich nicht entsprechend meiner Fähigkeiten mithalten kann." Es folgte eine Operation und eine langwierige Reha. Schon kurz nach dem Eingriff versuchte Pedrosa, wieder auf einem Motorrad zu sitzen und überlegte, ob er in Jerez antreten konnte, hatte aber noch zu starke Schmerzen: "Ich weiß, dass es, wenn ich ein komplettes Rennwochenende mache, viel schlimmer werden wird und das Letzte, was ich will, ist es, noch ein großes Problem zu schaffen. Deshalb war es eine sehr schwierige Entscheidung, aber ich glaube, das Beste ist es, noch etwas länger abzuwarten, weiter die Reha zu machen und in Le Mans zurückzukommen." Unterdessen wurde der Katalane bis auf den 15. WM-Rang zurückgereicht, während er selbst nicht ins Geschehen eingreifen konnte.

Erst nach seiner Rückkehr in den MotoGP-Zirkus erklärte Pedrosa, wie schlimm die Lage wirklich gewesen war: "Es hat sehr viel Energie aufgezehrt, nach einer Lösung zu suchen, die Erholung nach den Rennen war wirklich schwierig. Ich hatte auf dem Motorrad immer Schmerzen. Am Ende hatte ich sogar nachts starke Schmerzen. Mein Körper wollte mir sagen, dass ich mit dieser Belastung aufhören muss. Ich habe wirklich gelitten und das ist natürlich auch eine mentale Belastung. Körperlich war es hart, aber psychisch war es sogar noch schlimmer." Zu diesem Zeitpunkt hätte ohne die geglückte Operation sogar das Ende von Pedrosas MotoGP-Karriere gedroht. Immer wieder betonte er im restlichen Saison-Verlauf aber auch, wie wichtig ihm an diesem Tiefpunkt die Unterstützung seiner Fans war, die weiter an ihn glaubten - und letztlich mit einem grandiosen Comeback belohnt wurden.