"Bitte warten", hieß es nach dem Grand Prix von Malaysia. Warten, auf Wortspenden von Valentino Rossi und Marc Marquez. Nach ihrer Kollision im Rennen mussten die beiden Streithähne zur Rennleitung. Die Entscheidungsfindung zog sich ewig hin und als dann eine getroffen war, schwänzte Rossi einfach die Pressekonferenz der ersten Drei. Erst am Abend in Sepang, Stunden später als normal, traten Rossi und Marquez schließlich, natürlich strikt getrennt, vor die versammelte Presse. Hier ihre wichtigsten Statements:

Rossi zur Kollision: Ich wollte nicht, dass Marquez stürzt, und ich habe ihn auch nicht getreten. Ich war bei der Rennleitung und habe die Bänder Bild für Bild angeschaut. Aus der Heli-Perspektive sieht man mehr, denn von der Seite sieht es so aus, als hätte ich ihn getreten. Also von der Vogelperspektive sieht man deutlich, dass ich weit gegangen bin. Ich wollte an ihn ranfahren, die Linie zumachen, abbremsen und schauen, dass er Zeit verliert, denn das ist alles was ich tun kann. Bei jedem Bremsmanöver bei dem er mich überholt hat, ist er ziemlich langsam in den Kurven gefahren und auch auf den Geraden ist er nie Vollgas gefahren. Als ich immer langsamer wurde und seine Linie schneiden wollte, haben wir uns berührt und er hat mich mit dem Lenker an meinem linken Bein berührt und deshalb ist er gestürzt.

Wenn man es langsam, Bild für Bild, laufen lässt, dann sieht man auch, dass mein Fuß erst von der Raste gerutscht ist, als Marc schon gestürzt ist. Wenn ich ihn treten hätte wollen, dann hätte ich das auch schon 20 Meter vorher getan. Und vor allem, wenn man jemanden in der MotoGP treten möchte, dann stürzt man deshalb noch nicht, denn das Bike ist schwer. Man stürzt also wegen eines Tritts nicht. Er hat mich einfach mit der Lenkung berührt und ist dann gestürzt.

Marquez zur Kollision: Ich bin in die Kurve eingefahren, Valentino war auf der Innenseite. Deshalb habe ich mein Motorrad etwas aufgerichtet, aber er ist einfach geradeaus gefahren. Dann hat er mich zwei Mal angesehen und ich habe abgewartet, was ich nun tun sollte. Ich habe versucht meine Linie zu halten, aber dann hat er sein Bein ausgefahren. Damit hat er meinen Lenker und meine Vorderradbremse berührt, weshalb mein Vorderrad blockiert hat und ich gestürzt bin. Als ich dann schon am Boden lag, hat er sich noch einmal umgedreht. Mein Rennen war da aber schon vorbei.

Egal ob es sich um Valentino oder einen anderen Fahrer handelt, wenn man so eine Aktion abliefert, hat man meiner Meinung nach die Kontrolle verloren. In so einer Situation, in der er genau wusste, was passiert, das Bein auszufahren und einen anderen Fahrer zu Sturz zu bringen, ist schon hart. Vor allem, sich das alles so auf dem Motorrad auszudenken.

Rossi zur Entscheidung der Rennleitung: Ich bin ziemlich enttäuscht über die drei Strafpunkte. Ich habe einen Punkt in Misano bekommen für den Fehler, als ich Jorge in der Qualifikation im Weg war. Das mit den Punkten ist vor zwei, drei Jahren eingeführt worden, und ich habe noch nie einen bekommen, weil ich auf der Strecke immer sehr fair war. Ich habe also einen Fehler gemacht, und der war sogar für mich ziemlich schwerwiegend, aber diese drei Punkte bereiten mir für Valencia große Probleme und entscheiden vielleicht sogar die WM, denn wenn ich von ganz hinten starten muss, ist das fast unmöglich. Gleichzeitig glaube ich, dass es zu viele sind, denn ich wollte nicht, dass Marquez stürzt.

Rossi war mit seiner Strafe nicht einverstanden, Foto: Milagro
Rossi war mit seiner Strafe nicht einverstanden, Foto: Milagro

Marquez zur Entscheidung der Rennleitung: Die Strafe ist da und die muss ich so akzeptieren. Ich war aber nach der Kollision aus dem Rennen, er ist weiter gefahren. Ich habe null Punkte bekommen, er 16.

Rossi über das Verhältnis zu Marquez: Er ist sauer weil er glaubt, dass die Kollision in Argentinien Absicht war und auch wegen Assen ist er mir böse. Marquez ist der Einzige, der unmögliche Bremsmanöver versucht, dich von der Strecke fährt, aber dann sauer wird. Wie es in Zukunft aussieht, weiß ich nicht. Es ist nicht die Zeit, jetzt darüber zu reden. Im Moment wird er wohl glücklich sein, weil er sein Ziel erreicht hat. Er hat die Meisterschaft entschieden, ich habe den Titel verloren.

Marquez über das Verhältnis zu Rossi: Ich verstehe die Sichtweise von Valentino und seinem Team nicht. Seit Donnerstag üben sie ziemlichen Druck auf mich aus, obwohl ich in Australien das Rennen ja gewonnen habe. Ich weiß nicht, was sie wollen. Was am Donnerstag passiert ist, war für alle eine Überraschung. Ich habe das aber vergessen und ich bin mein Rennen gefahren. Ja, am Samstag sind Valentino und ich uns ein paar Mal in die Quere gekommen, aber so etwas passiert oft. Alle Augen waren natürlich auf uns gerichtet. Dieser Kampf kann jetzt nicht mehr weiter gehen. Ein Fahrer hat den anderen zu Sturz gebracht, indem er ihn mit dem Fuß getreten hat. Mehr geht nicht. Meine Meinung über ihn hat sich geändert. Vielleicht verstehen wir uns in der Zukunft wieder besser, aber aktuell will ich das nicht.

Rossi über seine Chancen auf den WM-Titel: Es wird jetzt sehr schwer.

Rossi und Marquez duellierten sich über viele Runden, Foto: Milagro
Rossi und Marquez duellierten sich über viele Runden, Foto: Milagro

Marquez zum Zweikampf in den ersten Runden: Natürlich habe ich Valentino gestört, aber er mich ja auch. Wir konnten in diesem Zweikampf eben beide nicht die beste Pace finden. Valentino war aber auch, als er vor mir lag, nicht besonders schnell. Seine Rundenzeiten nachdem ich gestürzt bin waren hohe 1:59er oder niedrige 2:00er. Ich glaube, dass ich schneller gewesen wäre. Als er mich zum ersten Mal überholt hat, wollte ich ihm zunächst nur folgen, habe aber bald erkannt, dass ich schneller sein kann als er, aber nicht so schnell wie Dani und Jorge. Dann habe ich einfach versucht, mein Rennen zu fahren und ihn auch wieder zu überholen, um vielleicht eine Lücke auf ihn herausfahren zu können. Er hat aber immer zurückgeschlagen, bis wir dann in Kurve 14 angekommen sind.