Stefan, vor dem Rennen hier in Sepang spricht alles über den Titelkampf zwischen Rossi und Lorenzo. Lässt dieses Ereignis dich als Fahrer einigermaßen kalt?
Stefan Bradl: Mich betrifft der Kampf nicht so wirklich. Spannend ist es für die Fans aber auf alle Fälle. Beide wissen, wie man MotoGP-Titel einfährt und denen braucht man keine Ratschläge erteilen. Es wird am Ende wohl auf die Tagesform ankommen, denn beide sind mehr oder weniger auf einem Niveau. Rossi hat mehr allgemeine Stärke, Lorenzo ist meistens aber der schnellere. Rossi hat elf Punkte Vorsprung und ich denke, dass er das verwalten kann. Allerdings kann viel passieren, denn Marquez und Pedrosa sind stark und zuletzt hat ja auch Iannone dazwischen gefunkt.

Das Rennen zuletzt auf Phillip Island hat ja hohe Wellen geschlagen. Ist derart geile Renn-Action der Schlüssel, um eine breitere Fanbasis zu schaffen und auch den "normalen" Sportfan zur MotoGP zu holen?
Stefan Bradl: Ja, solche Rennen sind natürlich die beste Werbung für unseren Sport.

Bei dir lief es auf Phillip Island ja nicht allzu gut. Welche Aufgaben aus Australien hast du hierher mitgebracht? Woran werdet ihr arbeiten?
Stefan Bradl: Wir arbeiten zunächst einmal daran, das Rennwochenende von Australien wieder wettzumachen. Dort lief es extrem schlecht und nichts hat so richtig funktioniert. Phillip Island kann man aufgrund der Gegebenheiten aber nicht als generelle Referenz heranziehen. Hier wollen wir einen besseren Speed zeigen, wie uns das etwa in Motegi gelungen ist.

Hat die Fehleranalyse von Phillip Island schon einen Schluss zugelassen, warum es dort einfach nicht funktioniert hat?
Stefan Bradl: Es sind mehrere Dinge zusammengekommen. Ich bin mit der Reifenwahl nicht zurechtgekommen, vor allem mit der Härte des Reifens. Daraufhin haben wir so viel am Setup umgebaut, dass wir ein bisschen durcheinandergekommen sind. Es hat von Grund auf Speed und mir persönlich das Gefühl für die Reifen gefehlt. Daher konnte ich zu keinem Zeitpunkt pushen. Das hat sich das ganze Wochenende über nicht verbessert.

Bradl zog gegen Bautista bisher in jedem Rennen den Kürzeren, Foto: Aprilia
Bradl zog gegen Bautista bisher in jedem Rennen den Kürzeren, Foto: Aprilia

Hatte Alvaro die gleichen Probleme wie du?
Stefan Bradl: Er hat es von Anfang an deutlich besser in den Griff bekommen. Er hatte nicht so viele Probleme und konnte damit besser umgehen. Mir ist es nicht gelungen, eine schnelle Einzelrunde zu fahren. Geschweige denn, eine starke Rennpace hinzubekommen.

Sollte es in Sepang aufgrund der anderen Streckencharakteristik wieder mehr liegen?
Stefan Bradl: Ja, weil die Reifen hier nicht so stark beeinflusst werden - vor allem die linke Flanke, die auf Phillip Island extrem beansprucht wird. Hier in Sepang kennt sich Aprilia aus, denn es sind Daten von den Testfahrten und den eingesetzten Reifen vorhanden. Deshalb blicke ich auch optimistisch in dieses Rennwochenende.

In den bisherigen Rennen für Aprilia bist du jedes Mal hinter Bautista ins Ziel gekommen. Wie sehr wurmt dich das?
Stefan Bradl: Natürlich ärgert mich das. Auf Phillip Island war der Unterschied eklatant, aber in den Rennen davor hat mir nur ein bisschen was gefehlt, um ihn zu schlagen. Ich versuche, den Abstand kleiner zu machen und auch daran zu arbeiten, dass ich vor ihm ins Ziel komme. Aber nicht nur vor Alvaro, denn ich will mich generell verbessern.

Aprilia hat Sam Lowes bereits als Stammfahrer für 2017 offiziell angekündigt. Spielt das in deinem Hinterkopf bereits eine Rolle?
Stefan Bradl: Nein, das interessiert mich nicht. Wir haben ja noch nicht einmal 2016.