Wenn das Wörtchen wenn nicht wär: Wenn, ja wenn es denn für Loris Baz zum Sprung auf das Podium gereicht hätte... Dann hätte diese Geschichte dem ohnehin legendären Misano-GP 2015 die Krone aufgesetzt. Das Forward Racing-Team, nach den ganzen Geschichten um die fragwürdigen Machenschaften von Teamchef Giovanni Cuzari und der ständigen Angst um sein Fortbestehen, durfte dennoch dank dem vierten Platz von Loris Baz sein mit Abstand bestes Saisonresultat bejubeln.

Beim totalen Regenchaos in Misano pokerte Baz mit am Besten von allen Piloten und kam sowohl als einer der ersten Fahrer zum Wechsel auf Regenreifen, als auch als einer der ersten Piloten zum zweiten Stopp zurück auf Trockenreifen. Damit gelang dem Franzosen ein Glücksgriff. Er fuhr nach der Serie der zweiten Stopps lange Zeit auf Platz drei und wurde erst kurz vor Schluss von Scott Redding abgefangen, der in der Anfangsphase gestürzt war - noch so eine verrückte Geschichte, die dieses Rennen schrieb.

Zwei frühe Stopps als Schlüssel

"Es war ein hartes Rennen. In den ersten Runden war es tricky und einfach zu stürzen weil der Regen immer stärker wurde, vor allem in den ersten Sektionen und man musste wirklich aufpassen. Der Schlüssel war es, als einer der Ersten auf die Regenreifen zu wechseln, aber fast noch wichtiger war es, früh wieder zurück zu den Slicks zu wechseln", gab Baz nach dem Rennen zu. Trotzdem tat er sich auch nach dem Wechsel zurück schwer, denn der neue Belag machte es ihm nicht einfach, eine Trockenlinie zu erkennen.

"Danach war es schwer, die trockene Linie zu finden, denn der neue Belag ist wirklich dunkel. Es war schwierig zu sehen, ob es noch nass war, da musste man sich sehr konzentrieren. Am Ende ist das ein fantastisches Resultat für alle im Team und ich bin wirklich happy", jubelt Baz. Seine Taktik mit zwei frühen Stopps ging also voll auf. Dabei plante der Forward-Pilot ursprünglich, gar nicht hereinzukommen, so wie es der Rennzweite, Bradley Smith, vorexerziert hat.

Loris Baz' Strategie erwies sich als goldrichtig, Foto: Forward Racing
Loris Baz' Strategie erwies sich als goldrichtig, Foto: Forward Racing

Dieses Unterfangen war Baz doch eine Spur zu heiß: "Eigentlich wollte ich wie Bradley auf Slicks draußen bleiben, aber an einer Stelle hat der Regen nie aufgehört und es war ziemlich gefährlich mit den Slicks. Die Bridgestones sind nicht so wie die Pirellis in der WSBK, wenn die kalt werden dann wird es schwer, sie zu kontrollieren. Der Hauptunterschied war also der relativ frühe zweite Stopp." Schon direkt danach hat Baz gemerkt, dass diese Entscheidung goldrichtig war: "Schon auf meiner ersten Runde habe ich drei oder vier Sekunden auf meinen Vordermann, der noch mit Regenreifen unterwegs war, aufgeholt."

Wechsel zurück auf eigene Faust

Die Entscheidung für den frühen zweiten Stopp traf Baz dabei ganz alleine, wie er hinterher einräumte: "Der zweite Stopp war ganz allein meine Entscheidung und ich konnte es meiner Crew nicht mal andeuten. Ich war mir nicht sicher und habe mir dann mitten in der Runde gesagt: Okay, ich komme rein. Das war ein großes Risiko!" Aber eines, das sich in Form eines Top-Resultats ausgezahlt hat. Zwischenzeitlich war Baz auf den Trockenreifen bis zu ZEHN Sekunden schneller als die Konkurrenz mit Regenreifen!

Auch im Team ist man glücklich. Technik-Guru Tex Geißler war nach dem Rennen aus dem Häuschen gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Ein riesiges Ergebnis natürlich! Ich verstehe nicht ganz warum die Anderen so lange draußen geblieben sind. Als Baz zehn Sekunden schneller war, hätten es alle wissen müssen und ihre Fahrer hereinholen müssen. Aber für uns ist das in diesen schweren Zeiten natürlich ein Riesenerfolg fürs Team!"