Die Sommerpause in der MotoGP hat in wenigen Tagen ein Ende. Mit dem Brickyard von Indianapolis hat sich die Motorrad-Königsklasse einen perfekten Ort für den Start in die zweite Saisonhälfte ausgesucht. Die Strecke jedoch erfreute sich lange Zeit nicht gerade großer Beliebtheit bei den Fahrern. Vor allem die üblen Unfälle von 2012 blieben im Gedächtnis hängen. Jahrelang wurde der geringe Grip der Strecke bemängelt. Welche Rennen sind in der Vergangenheit unter diesen Voraussetzungen herausgekommen? Motorsport-Magazin.com liefert einen Überblick:

2014: 10 von 10 für Marquez

2014 vollführten die Top-Fahrer bisweilen Millimeterarbeit im Kampf um die Spitze, Foto: Yamaha
2014 vollführten die Top-Fahrer bisweilen Millimeterarbeit im Kampf um die Spitze, Foto: Yamaha

Im Vorfeld des Grand Prix haben die Organisatoren nach jahrelanger Kritik der Fahrer das Layout der Strecke flüssiger und schneller gestaltet sowie die Strecke neu asphaltiert. Auf dem komplett überarbeiteten Kurs führen zunächst Valentino Rossi und Andrea Dovizioso. Ein beinhart geführter Zweikampf der Beiden in Runde sechs erlaubt es Marc Marquez und Jorge Lorenzo, in Kurve zwei innen durchzuschlüpfen. Rossi kämpft sich jedoch innerhalb der gleichen Runde wieder zurück in Führung. In Runde elf streiten sich Marquez und Lorenzo um Position zwei, gehen dabei aber so sehr ans Limit, dass sie Rossi in ihren Fight mithineinreißen. Aus dem Dreikampf geht Marquez siegreich hervor. In der Folge fährt er unaufhaltsam zu Saisonsieg Nummer zehn. Das Yamaha-Duell entscheidet Lorenzo für sich, der Mallorquiner wird vor Rossi Zweiter. Stefan Bradl fährt lange Zeit auf Platz neun, scheidet jedoch nach selbst verschuldeter Kollision mit Aleix Espargaro aus. Nach zehn Rennen führt Marquez in der WM mit dem Maximum von 250 Punkten deutlich vor Dani Pedrosa (161) und Rossi (157).

2013: Marquez siegt, letzte Kurve bringt Würze

2013 fuhr Marquez der Konkurrenz am Schluss davon, Foto: Milagro
2013 fuhr Marquez der Konkurrenz am Schluss davon, Foto: Milagro

Wie schon in der ganzen bisherigen Saison kämpfen auch in Indy Lorenzo, Pedrosa und Marquez um den Sieg. Lorenzo führt zunächst das Rennen vor beiden Repsol-Honda-Piloten an. In Runde neun geht Marquez an seinem Teamkollegen vorbei, drei Umläufe später ist Lorenzo fällig. Bis ins Ziel gibt Marquez die Spitzenposition nicht mehr ab, setzt sich im letzten Renndrittel sogar von seinen Kontrahenten ab und feiert damit seinen vierten Saisonsieg. Dahinter schafft es Pedrosa ebenfalls kurz vor Schluss vorbei an Lorenzo und komplettiert damit den Repsol-Doppelsieg. Dramen dagegen spielen sich im Mittelfeld in der allerletzten Kurve ab: Rossi, lange Zeit abgeschlagen, kommt in der Schlussphase immer stärker auf und stiehlt Position vier noch von Cal Crutchlow und Alvaro Bautista. Die beiden Ducatis von Nicky Hayden und Dovizioso verlieren den Zielsprint gegen Bradley Smith nach einer Rodeo-Einlage über den Randstein am Ausgang und verspielen so Rang acht. Marquez baut seinen Vorsprung in der WM nach zehn Rennen aus. Er hat nun 188 Punkte auf dem Konto und führt vor Pedrosa (167) und Lorenzo (153).

2012: Spies im Pech, Pedrosa fährt unbeeindruckt zum Sieg

Spies führte - bis bei ihm 2012 das Pech abermals zuschlag, Foto: Yamaha Factory Racing
Spies führte - bis bei ihm 2012 das Pech abermals zuschlag, Foto: Yamaha Factory Racing

Schwere Unfälle im Qualifying von Ben Spies, Casey Stoner und Hayden überschatten das Wochenende. Hayden muss verletzt zuschauen, Stoner (mit Frakturen und Bänderrissen im Fuß) und Spies gehen an den Start. Zu Beginn sieht es nach einer Neuauflage des Duells aus 2010, Pedrosa vs. Spies, aus. Bis sich nach fünf Runden Spies‘ Yamaha-Triebwerk in einer gewaltigen Rauchwolke auflöst. Der Motorschaden an der Yamaha sorgt für eine Vorentscheidung im Rennen. Pedrosa fährt vorne ungefährdet zum Sieg, Lorenzo erholt sich von seinem schlechten Start nicht mehr und fährt einsam auf Platz zwei über die Ziellinie. Um Platz drei dagegen kämpfen Dovizioso, Bradl, Stoner, Bautista und Crutchlow. Crutchlow stürzt, Bautista und Bradl fallen zurück und Stoner muss in der Schlussphase seinen Blessuren Tribut zollen. Somit geht Dovizioso aus dem Fünfkampf um den letzten Platz auf dem Treppchen siegreich hervor. Damit kristallisiert sich in der Gesamtwertung ein Zweikampf Lorenzo – Pedrosa heraus. Lorenzo führt nach elf Rennen mit 225 Punkten vor seinem Landsmann (207) und Stoner (186).

2011: Reifenchaos und Repsol-Demonstration

Hinter Stoner und Pedrosa herrschte 2011 Chaos um das schwarze Gold, Foto: Milagro
Hinter Stoner und Pedrosa herrschte 2011 Chaos um das schwarze Gold, Foto: Milagro

Die ersten zwei Positionen sind sehr schnell bezogen: Casey Stoner fährt einen einsamen Sieg vor dem ebenso einsamen Zweiten Pedrosa heraus. Hinter dem Repsol-Honda-Duo beherrscht das Reifenchaos den Grand Prix. Loris Capirossi und Karel Abraham steuern ihre Box an, um mit völlig heruntergefahrenen Pneus aufzugeben. Kurz vor Schluss schaut auch Nicky Hayden bei seiner Crew vorbei, um die Reifen überprüfen zu lassen. Der Amerikaner geht aber noch einmal auf die Strecke und beendet das Rennen auf Rang 14. Marco Simoncelli fährt lange auf Platz vier, fällt aber im Laufe des Rennens wegen Reifenproblemen bis auf Rang zwölf im Ziel zurück. Ungeachtet davon ist Lorenzo zu Beginn auf Platz drei unterwegs, wird aber von seinem schlecht gestarteten Stallgefährten Spies mit Siebenmeilenstiefeln eingeholt. Der US-Boy ist klar schneller als Lorenzo und sichert sich letztlich ungefährdet den letzten Platz auf dem Siegerpodest. In der Gesamtwertung nach zwölf Rennen baut Stoner (243 Punkte) seinen Vorsprung auf Lorenzo (199) und Dovizioso (174) weiter aus.

2010: Pedrosa unaufhaltsam, Spies begeistert

Ben Spies konnte sich 2010 nur wenige Runden vor Pedrosa halten, Foto: Milagro
Ben Spies konnte sich 2010 nur wenige Runden vor Pedrosa halten, Foto: Milagro

Ben Spies gibt den US-Fans Grund zum Jubeln: Der Lokalmatador setzt sich am Start an die Spitze und hält sich dort sechs Runden lang. Hinter ihm liegen Dovizioso, Hayden, Pedrosa, Lorenzo und Rossi. Pedrosa kämpft sich schnell auf Platz zwei und überholt schließlich auch Spies. Mit einer schnellsten Runde nach der anderen fährt sich der Spanier einen komfortablen Vorsprung heraus und feiert letztlich deutlich seinen dritten Saisonerfolg. Spies fährt hinter Pedrosa nach einer starken Leistung als Zweiter über die Ziellinie. Dahinter versucht Lorenzo rundenlang vergeblich, Dovizioso für Rang drei zu überholen. Schließlich gelingt dem Mallorquiner dies und er landet als dritter Fahrer auf dem Treppchen. Dovizioso muss Position vier noch an Rossi abgeben und wird am Ende Fünfter vor Hayden, dessen Rückstand mit zunehmender Renndauer immer weiter anwächst. Auf Rang sieben kann sich Simoncelli den Attacken Bautistas erwehren und sich im Fotofinish durchsetzen. Nach elf Rennen führt in der WM weiterhin Lorenzo sehr komfortabel mit 251 Punkten vor Pedrosa (183) und Dovizioso (126).

2009: Lorenzo zu schnell für die Gegner

Pedrosa und Rossi gingen 2009 unter dem Druck Lorenzos zu Boden, Foto: Milagro
Pedrosa und Rossi gingen 2009 unter dem Druck Lorenzos zu Boden, Foto: Milagro

Zu Rennbeginn setzen Pedrosa, Rossi und Lorenzo vom Rest des Feldes ab. Pedrosa, der das Wochenende bis dahin dominiert hat, crasht bereits Ende der dritten Runde, kann das Rennen aber noch aufnehmen und rettet als Zehnter sechs Zähler. Der Spanier überlässt den Yamahas damit den Kampf um Platz eins. In Runde neun zieht Lorenzo an Rossi vorbei, einen Umlauf später gerät der Doktor in Kurve eins auf die schmutzige Außenseite und stürzt beim Umlegen in Kurve zwei. Der Sieg wird Lorenzo damit auf dem Silbertablett serviert und der Mallorquiner fährt einen einsamen Sieg nach Hause. Dahinter ist Alex De Angelis bis zum Ende auf Rang zwei unterwegs, er sichert sich somit seine erste und einzige Podiumsplatzierung in der MotoGP. Spannend bis zur letzten Kurve dagegen der Kampf um Position drei: Hayden kommt zunehmend unter Druck von Dovizioso, kann sich aber bis zum Schluss vorm Italiener halten. Lorenzo hat in der WM seinen Rückstand halbieren können und liegt nach zwölf Rennen mit 212:187 Punkten hinter Rossi zurück. Stoner als Dritter kommt auf 150 Zähler.

2008: Wind, Wetter, Konkurrenz? Kein Problem für Rossi!

Rossi bezwang bei der Premiere 2008 nicht nur Hayden, sondern auch Hurrikan Ike, Foto: A. Northcott/AJRN Sports
Rossi bezwang bei der Premiere 2008 nicht nur Hayden, sondern auch Hurrikan Ike, Foto: A. Northcott/AJRN Sports

Das erste MotoGP-Rennen in Indy steht im Zeichen von Hurrikan Ike. Der Wirbelsturm sorgt nicht nur für eine Absage des 250er-Rennens, sondern auch für einen vorzeitigen Abbruch in der MotoGP. Die Geschichte bis dahin: In der ersten Runde übernehmen Dovizioso und Hayden die Führung vor Stoner, Rossi und Lorenzo. Schon bald fährt Hayden an der Spitze davon, während sich Rossi auf Platz zwei vorkämpft und die Verfolgung des Amerikaners aufnimmt. Rundenlang kämpfen beide gegeneinander, bis Rossi in Runde 14 die Führungsposition einnimmt und sich nach und nach einen Vorsprung herausfährt. Hayden wird immer langsamer und wird fast noch von Lorenzo überholt. Zum Glück für Hayden kommen die roten Flaggen noch rechtzeitig, bevor Lorenzo eine Attacke reiten kann, heraus. Somit gewinnt Rossi vor Hayden und Lorenzo. Auf Platz vier Stoner, der sich gegen Dovizioso und Spies durchsetzt. Für die Gesamtwertung nach 14 Rennen bedeutet das: Rossi (287 Punkte) führt deutlich vor Stoner (200) und Pedrosa (193) und kann schon beim nächsten Rennen in Motegi den Titel holen.